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Zuschläge bis 100 Prozent: Teuerung trübt das Kirmes-Vergnügen

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Von: Simone Rein

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Schaustellerchef Alexander Langhoff hat nach den schweren Coronajahren mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen.
Schaustellerchef Alexander Langhoff hat nach den schweren Coronajahren mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen. © Rein

Die Frühjahrskirmes auf dem Parkplatz an der Goethestraße war ein ganzes Wochenende lang Anziehungspunkt für Jung und Alt. Am letzten Tag wurde dann noch die Lennefontäne in Betrieb genommen.

Werdohl – Von Freitag bis Montag waren viele Werdohler und Besucher aus den Nachbarstädten auf den Beinen. Endlich konnte man wieder ausgelassen bummeln, feiern und Spaß haben! Der Werdohler Schützenverein organisierte erneut die beliebte Frühjahrskirmes, zu der der Schaustellerbetrieb Langhoff die Fahrgeschäfte bereitstellte. Die Lenne-Leute, ein seit einem Monat offiziell eingetragener Verein, klinkten sich mit der Inbetriebnahme der Lennefontäne ebenfalls ein. „Das ist eine traditionelle Veranstaltung, die wir vom Bürgerstammtisch übernommen haben, dessen Mitglieder das aus Altersgründen nicht mehr machen können, aber uns weiter bei der Organisation unterstützen“, erklärte Luis Weimar. Zusammen mit Marcel Rostek und weiteren fleißigen Helfern sorgte er am Getränkewagen für kühle Erfrischungen.

Bei einer Kirmes dürfen natürlich die Fahrgeschäfte nicht fehlen. Kinder und Jugendliche hatten ihren Spaß auf den verschiedenen Karussellen und im Autoscooter. Für Nervenkitzel sorgte die Berg- und Talbahn. Am Bungee-Trampolin ging es gesichert mit Schwung in die Höhe. Während es an einem Stand galt, Enten zu angeln und gegen Preise einzutauschen, durfte nebenan mit dem Luftgewehr auf Blumen gezielt werden. Und wer mit dem Dartpfeil möglichst viele der bunten Luftballons traf, konnte auch Preise einheimsen.

Auch Süßwaren hatten ihren Platz auf der Kirmes, und zwar in reichhaltiger Auswahl. Ob gebrannte Mandeln oder kandierte Äpfel, Lebkuchenkerzen oder Zuckerwatte, Popcorn oder schokolierte Früchte – es blieb kaum ein Wunsch offen. Auch wenn das Wetter zu Beginn der Frühjahrskirmes nicht wirklich passend war, gab es trotzdem Eis. Neben den Süßwaren lockte auch Deftiges vom Schwenkgrill. Steaks und Bratwürste fanden hungriofe Käufer.

Die Schaustellerfamilie Langhoff aus Plettenberg ist seit rund 70 Jahren in diesem Geschäft tätig. Als vor zwei Jahren Schausteller-Urgestein Hartmut Langhoff verstorben war, übernahmen seine Söhne Alexander und Geron den familiären Betrieb und werden von Seniorchefin Barbara Langhoff, der „guten Seele“, ein wenig unterstützt. Seit Abklingen der Corona-Pandemie laufen die Geschäfte für die Langhoffs wieder besser. Allerdings bekommen auch sie den Personalengpass zu spüren und müssen selbst mehr mit anpacken als in der Vergangenheit, damit sich die Karruselle drehen können.

Wie sich die aktuelle Energiekrise auf den Langhoff-Betrieb auswirkt, müssen die Brüder noch abwarten. Im Vergleich zum vergangenen Jahr muss die Schaustellerfamilie dieses Jahr höhere Stromkosten bezahlen. „Wir können aber dadurch unsere Preise nicht anheben. Kirmes soll familienfreundlich bleiben“, sagt Alexander Langhoff und setzt deshalb auf LED-Beleuchtungen, die weniger Strom verbrauchen.

Auch die Preise bei den Rohstoffen sind deutlich gestiegen. Zucker, der in großen Mengen für gebrannte Mandeln benötigt wird, sei in den letzten zehn Monaten um hundert Prozent teurer worden. Langhoff hofft, „dass sich die Richtung noch ändert und sich wieder alles normalisiert“. Denn die Produkte aufgrund der wahnsinnigen Preissteigerungen im gleichen Maß anzuheben, sei einfach nicht möglich.

Und einfach kleinere Mengen zu gleichen Preis zu verkaufen, kommt für die Langhoffs nicht infrage. Die beliebte Waffeltüte musste aber aus dem Sortiment entfernt werden, denn sie hätte jetzt 8 bis 10 Euro kosten müssen. Stattdessen setzt Alexander Langhoff nun auf kleinere, fertig verpackte Mengen. Der Schaustellerchef nimmt lieber Waren vorerst aus dem Sortiment, anstatt sie deutlich teurer verkaufen zu müssen.

So richtig zufrieden waren war Alexander Langhoff mit dem Verlauf der Krimes zur „Halbzeit“ am Samstagnachmittag noch nicht. „Wir haben 30 Prozent weniger Besucher als vergangenes Jahr“, zog er bereits ein vorläufiges Fazit. Bei besserem Wetter am Sonntag und Montag lief es dann auch für die Fahrkartenverkäufer und Budenbesitzer auf dem Kirmesgelände etwas besser.

Der Shanty-Chor und Grundschüler aus Kleinhammer sangen zur Inbetriebnahme der Lennefontäne.
Der Shanty-Chor und Grundschüler aus Kleinhammer sangen zur Inbetriebnahme der Lennefontäne. © Rein, Simone

Noch einmal weitere Besucher lockte am 1. Mai auch die Eröffnung der Lennefontäne an. Dabei erlebten die Besucher eine Premiere, denn der Shanty-Chor Werdohl trat erstmals gemeinsam mit Kindern der Grundschule Kleinhammer auf, die in einem Lied Lenne und Verse besangen. Das Publikum hörte außerdem ein Solo von Dieter Eckardt.

So war es kein Wunder, dass Bürgermeister Andreas Späinghaus das Engagement der Aktiven lobte. „Ich freue mich darüber, was Bürgerstammtisch, Lenne-Leute und Shanty-Chor auf die Beine gestellt haben“, sagte er. Es sei schön, dass sich Bürger für ihre Stadt einbringen, ergänzte er und leitete dann den kurzen Countdown ein, der mit dem Emporschießen der Wasserfontäne in der Lenne endete.

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