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Tierärztin warnt: Hunde in Gefahr durch neue Zeckenarten

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Von: Ina Hornemann

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Ihre eigene Hündin Paula versucht die Werdohler Tierärztin Dr. Susanne Trilling natürlich so gut wie möglich zu schützen vor den Folgen eines Zeckenbisses. Prophylaktisch gibt es Impfung, eine medikamentöse Behandlung und Halsbänder mit Wirkstoffen, die Zecken nicht gern haben.
Ihre eigene Hündin Paula versucht die Werdohler Tierärztin Dr. Susanne Trilling natürlich so gut wie möglich zu schützen vor den Folgen eines Zeckenbisses. Prophylaktisch gibt es Impfung, eine medikamentöse Behandlung und Halsbänder mit Wirkstoffen, die Zecken nicht gern haben. © Hornemann

Zeckenbisse und ihre Folgen waren vor wenigen Jahren noch ein reines Sommerproblem. Die Werdohler Tierärztin Dr. Susanne Trilling behandelt sie mittlerweile auch im Winter. „Es gibt unzählige Arten, die sich bedingt durch Klimawandel und Reiselust bei uns sehr wohlfühlen und flott vermehren. Der Gemeine Holzbock hat viel Konkurrenz bekommen.“

Werdohl – Der Holzbock war schon lästig, doch was die als Winterzecke bekannte Auwaldzecke mit sich bringt, ist wahrlich nicht mehr feierlich: Sie ist, ebenso wie die Braune Zecke, Überträgerin der sogenannten Hundemalaria, der Babesiose. „Der Erreger zerstört die Roten Blutkörperchen. Ein betroffener Hund wird träge, schläfrig und apathisch und entwickelt eine Anämie.

Wenn auch noch Blut im Urin feststellbar ist, dann kommt oft noch Nierenversagen hinzu“, schildert Dr. Susanne Trilling. Veterinäre wie sie waren noch vor wenigen Jahren viel mehr mit der klassischen Borreliose beschäftigt, die auch durch Zecken übertragen wird, aber per Impfung vermieden werden kann.

Da hilft nur der Kammerjäger

„Die Zecken, die wir jetzt in Deutschland haben, sind viel wärmere Gebiete gewohnt. Die Braune Zecke kommt aus Nordafrika und wenn früher mal ein Fall von Babesiose hier bekannt wurde, dann durch Einschleppung. Jetzt ist es auch in Deutschland warm genug, die Zecken erfrieren nicht mehr. Wenn sie Glück haben, finden sie sogar einen gemütlichen Nistplatz in einer Wohnung, legen dort bis zu 4000 Eier. Gegen so eine Plage hilft nur noch ein Kammerjäger“, ergänzt die heimische Veterinärin.

Vorsorge durch Impfung

Sie rät klar zur Vorsorge in Form von Impfung, medikamentöser Prophylaxe oder Halsbändern mit Substanzen, die Zecken nicht gern mögen. „Recht neu sind die Spot-ons, die über den Hautfettmantel wirken.“ Sie eignen sich zum Beispiel für Hunde, die eine Tablettengabe nicht gut akzeptieren. „Wobei die Tablettenprophylaxe den Vorteil hat, auch gegen Flöhe zu wirken. Die Lösungen sind also eher individuell“, so Dr. Susanne Trilling.

Katzen haben zwar auch Zeckenbefall, aber weitaus weniger Last mit Erkrankungen, die durch die Bisse entstehen. „Meist haben sie Zecken im Halsbereich. Da, wo sie sich nicht selbst putzen können. Weil sie eben so viel Fellpflege betreiben, fallen Zecken in der Regel ab und machen keine Probleme“, sagt Dr. Trilling.

Ein dickes unübersichtliches Hundefell dagegen ist der perfekte Ort für ausgiebige Blutmahlzeiten von Zecken. Oft fallen sie erst auf, wenn der Zeckenkörper schon stark angeschwollen ist. Hausmittel wie Öl gehören nicht auf die Stelle, ebensowenig dürfe die Zecke durch Zerquetschen entfernt werden. „Beides löst bei der Zecke eine Notsituation aus, die zu vermehrtem Speichelfluss führt und Krankheitserreger erst recht in die Blutbahn vom Hund spült. Lieber eine Zeckenzange nehmen. Das gilt übrigens auch bei Menschen“, erklärt Dr. Susanne Trilling.

Die Angst vor der Borreliose

Während der Zeckenimpfstoff Hunde gegen Borreliose schützen kann, hat der Mensch nur die Möglichkeit, per Impfung die Ansteckung mit Frühsommer-Meningoenzephalitis zu reduzieren. „Gegen Borreliose gibt es keine Prophylaxe für Menschen, außer natürlich umsichtiges Verhalten in der Natur und schützende Kleidung. Aber es gibt für den Menschen einen Selbsttest in der Apotheke. Den kann man machen, wenn man einen Zeckenbiss hatte und wissen möchte, ob die Zecke Borreliose übertragen konnte. Damit kann man sich möglicherweise drei Wochen Antibiotika-Einnahme sparen“, gibt Dr. Trilling einen nützlichen Hinweis.

Generell seien die Auswirkungen von Zeckenbissen in den Griff zu bekommen, bedürften aber meist recht aufwendiger Behandlungen. „Deshalb lieber vorsorgen, aber nicht mit Knoblauch. Würde der tatsächlich helfen, bekämen alle Tierhalter eine Knolle bei uns in die Hand gedrückt“, schließt die Veterinärin schmunzelnd ab.

Zeckenart aus Asien und Afrika neu in Deutschland

Aktuell weisen viele andere Tierärzte im Märkischen Kreis auf eine neue Zeckenart hin. Dabei handele es sich um Hyalomma-Zecke, die üblicherweise in Teilen Asiens und Afrikas und in einzelnen Regionen Südosteuropas verbreitet ist – verbunden mit dem Hinweis, die Zecken einzuschicken, sollte man eine finden. Die Tiere sind laut RKI etwa doppelt so groß wie der Gemeine Holzbock und haben gestreifte Beine, mit denen sie schnell und aktiv auf ihre Beute zu krabbeln können – manchmal sogar bis zu 100 Meter weit. „Hyalomma-Zecken können gefährliche Krankheitserreger in sich tragen – darunter das Krim-Kongo-Virus, das beim Menschen das schwere, bisweilen sogar tödliche Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber (CCHF) verursacht“, heißt es vom Robert-Koch-Institut.

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