Rund 60 Kilometer um die Stadt
Werdohler Rundwanderweg: Traditionsweg vor Reaktivierung?
Etwa 60 Kilometer lang ist der Werdohler Rundwanderweg. Eine Distanz, die heutzutage kaum noch jemand zu Fuß bewältigt. Deshalb wurde die Pflege des Weges aufgegeben. Nun aber könnte es zu einer Reaktivierung kommen, zumindeste wenn es nach einigen Werdohlern geht.
Mit vielen schönen Erinnerungen an ihre großen Wanderungen trafen sich jetzt ein paar ältere Werdohler am Kettling, von wo aus sie mehrfach den kompletten Werdohler Rundwanderweg begangen hatten. Die Männer und Frauen sind zwischen 74 und 80, ihre regelmäßigen Begehungen im Freundeskreis liegen in den Jahren zwischen 1993 und zuletzt 2002.
Sie hatten in dieser Zeitung davon gelesen, dass der Weg mit 58 Kilometer wieder einmal begangen wurde und erinnerten sich auch anhand der Fotostrecke an ihre damaligen Abenteuer. Über die Anfänge weiß der 79-jährige Manfred Rademacher Genaueres. Der mittlerweile verstorbene Skatbruder Gerd Wittköpper habe sie damals aufgefordert, doch „mal mit zu gehen.“ So weit sei es auch nicht und Spaß mache es.
Sinn für sportliche Herausforderungen
Die Männer waren in ihren Fünfzigern und hatten durchaus Sinn für sportliche Herausforderungen. In wechselnden Besetzungen gingen sie damals sechs Mal rund um Werdohl und auch zwei Mal rund um Plettenberg. Zur Abwechslung sei man den kompletten Weg „auch mal andersrum“ gelaufen. Durch die Änderung der Richtung hätten sich neue Perspektiven ergeben.
„Wir Frauen sind nicht den ganzen Weg gegangen“, weiß Krimhilde Kurt mit ihren 78 Jahren. Etwa bei der Hälfte seien sie auf der Runde zu ihren Männern dazugekommen und hätten es auch immerhin noch auf stolze 30 Kilometer gebracht.
Originale Weg an einigen Stellen kaum mehr begehbar
Ob es jetzt 56 Kilometer, die offiziell angegebenen 58 Kilometer oder die mit ein paar Umwegen jüngst per GPS abgelaufenen 62 Kilometer sind, lässt sich trefflich diskutieren. An einigen Stellen ist der originale Weg kaum begehbar, stellenweise ist er ganz in der Vegetation verschwunden oder muss neu gesucht werden. Heutige mobile GPS-Messungen sind nicht ganz genau, und ob es damals ein paar Kilometer mehr oder weniger waren, ist 25 Jahre später auch egal. Genauso ist es mit den Begehungszeiten.
Diese Zeitung hatte mehrfach über die Gruppe berichtet und sogar einmal von einem Schnitt von sechs Kilometern pro Stunde berichtet. „So schnell waren wir damals gewiss nicht“, freut sich Manfred Wolf. Der ehemalige Stadtdirektor und frühere erste hauptamtliche Bürgermeister ist 78 Jahre alt und immer noch reichlich fit. Ein Sechser-Schnitt wäre allerdings schon fast ein leichter Trab und auch ein Schnitt von fünf Kilometern über so eine lange Strecke und durchgängig mehr als zwölf Stunden ist schon ambitioniert.
Mit Freunden in der Natur unterwegs
Aber der sportliche Aspekt habe damals nicht so sehr im Mittelpunkt gestanden, sie hatten einfach Freude daran, mit Freunden zu Fuß rund um die Heimat in der Natur unterwegs zu sein. Ein Anspruch, der heute noch genauso trägt wie damals.
Vor 25 Jahren gab es unmittelbar am Weg Einkehrmöglichkeiten, von denen heute keine einzige mehr existiert: Gasthäuser gab es an der Herbscheider Mühle, in Pungelscheid, Altenmühle, Becke und Trempershof. Selbst am Kettling, in unmittelbarer Nähe zum Start- und Zielpunkt der Gruppe, gab es das Gasthaus Wilmes.
Stadt und SGV haben Pflege des Weges aufgegeben
Mit Verwunderung hatte die Gruppe schon im Oktober in dieser Zeitung gelesen, dass SGV und Stadt Werdohl die Pflege des Rundwanderweges aufgegeben haben. Die lange Strecke werde ohnehin von niemanden mehr begangen, erklärte Uli Betten von der Stadt, zuständig auch für Tourismus. Die SGV-Abteilungen sind aufgelöst oder überaltert und können die Markierungsarbeiten nicht leisten.
Der SGV-Hauptverein in Arnsberg hatte deshalb einen Wegemarkierer aus Hagen beauftragt, der unter anderem das Wegenetz mit den Wegen W1 bis W6 frisch markiert hat. Ziel eines mit rund 17 000 Euro Leader-Mitteln der Region Lenneschiene geförderten Projektes war es, das Wanderwegenetz in Iserlohn, Nachrodt-Wiblingwerde, Altena, Werdohl und Plettenberg auf ein qualitativ hochwertiges, aber zugleich überschaubares Maß zu reduzieren und gleichzeitig die Wanderinfrastruktur zu verbessern.
Kontakte zur Politik geknüpft
Daran will Manfred Wolf anknüpfen. Er habe schon vor Monaten Bürgermeister Andreas Späinghaus, der derzeit schwer an Corona erkrankt ist, angerufen und ihn aufgefordert, sich für eine Reaktivierung des Werdohler Rundweges einzusetzen. „Der Traditionsweg sollte wieder reaktiviert werden, damit er in Teilstücken von Familien mit Kindern begangen werden kann“, stellt sich der 78-Jährige vor. Die Marketing-Gesellschaft sollte sich engagieren, der SGV müsse dahinterstehen und gemeinsam ließe sich der Weg wieder herstellen. Zumindest in Abschnitten könne der Weg doch wieder begangen werden, meint Wolf.
Knapp 60 Kilometer am Stück zu gehen, so räumt der ehemalige Bürgermeister ein, sei aber nach wie vor etwas Besonderes.