Bereits Ende vergangenen Jahres habe das Traditionsunternehmen Kracht die Entscheidung für einen Hallenneubau getroffen. Grund war die unternehmerische Entscheidung, noch stärker in das strategische Geschäftsfeld Systemtechnologie zu investieren und durch eine Diversifikationsstrategie neue, zusätzliche Märkte zu bedienen.
Ab Januar 2022 versuchte die Firma 2KM eine Sanierung in Eigenverwaltung. Damals berichtete der Sachwalter Prof. Dr. Torsten Martini über das Marienhagener Unternehmen: „Die 2-Komponenten Maschinenbau GmbH fertigt und vertreibt Dosiersysteme für die Flüssigkunststoff-Verarbeitung unter anderem für die Windenergiebranche. Das Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten erzielte zuletzt einen Jahresumsatz im oberen einstelligen Millionen-Bereich. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten bei Halbleitern und wichtigen Rohmaterialien wie Stahl und Aluminium hatten die Rahmenbedingungen aber deutlich erschwert und zu einer Schieflage bei der Liquidität geführt. Hinzukommend verzögerten sich durch das Pandemiegeschehen laufende Restrukturierungsmaßnahmen.“ Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren bis einschließlich März 2022 gesichert. Sanierungsgeschäftsführer Martin Gehlen hatte es allerdings nicht geschafft, das Unternehmen zu retten.
Kracht hatte dazu Anfang Juli wichtige Geschäftsbereiche der insolventen 2-Komponenten Maschinenbau GmbH (2KM) aus Marienheide übernommen. Kracht vollziehe einen weiteren großen Schritt in Richtung einer Vision von Weltmarktführerschaft: Am Kettling möchte man in Jahren „Global Leader for Special Fluid Technologies“ werden.
Geschäftsführer Heiko Zahn bedauere laut Pressemitteilung die 2KM-Schließung, habe aber gleichzeitig die Chance für einen vielversprechenden Know-how-Transfer erkannt: „Wir haben einige hoch qualifizierte Mitarbeiter dazugewonnen und profitieren jetzt von deren Expertenwissen im Bereich der Zwei- und Mehrkomponentenanlagen“. Neben dem Personal und den Anlagen kaufte Kracht wichtige Patente und Markenrechte des Marienheidener Unternehmens.
Die eigene Lieferfähigkeit habe Kracht durch eine rasche Abwicklung für das gesamte 2KM-Portfolio an Dosier- und Mischanlagen sichergestellt. „Die Anlagen werden künftig mit neuesten Produktionsmaschinen und modernsten Fertigungsmethoden produziert.
Dadurch steigern wir die ohnehin hohe Produktqualität und werden zudem Energie und Erfahrung in die Weiterentwicklung investieren. Künftig werden die Anlagen unter dem Markennamen Kracht vertrieben“, erklärt Geschäftsführer Heiko Zahn. Er sei stolz darauf, wertvolles Technologiewissen bewahrt zu haben.
Seit mehr als 100 Jahren stehe die Firma Kracht für qualitativ herausragende Produkte. Die Kernkompetenzen liegen in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von hochwertigen Technologien in den Bereichen Pumpen, Fluidmessungen, Ventile, hydraulische Antriebe und kundenspezifische Systemlösungen.
Kracht wurde 1911 als „Hillebrand & Kracht OHG“ gegründet. 1971 wurde das heutige Firmengelände am Kettling errichtet. Heiko Zahn ist seit 2002 in der Geschäftsführung. 2017 entstand mit dem Logistikzentrum ein weiterer Neubau auf dem Firmengelände. Die ab 2009 im chinesischen Shanghai gegründete Vertretung wurde 2020 in die Kracht Fluid Technology Shanghai überführt. Ebenfalls seit 2009 ist Kracht in Amerika präsent, die Kracht Corporation wurde in New York gegründet, die 2016 nach Ohio umzog.
Neben der Herstellung von Pumpen, Ventilen, Antrieben und Durchflussmesstechnik gehört die Systemtechnologie zum Kracht-Portfolio. In der Systemtechnologie werden Ölversorgungsanlagen, die von 2KM übernommenen Dosier-, Misch- und Abfüllanlagen, Hydraulikanlagen, Prüfstände und montierte Pumpenaggregate im Paket für die Kunden angeboten. Kracht entwickelt, konstruiert, baut und betreut diese Anlagen.
Das Unternehmen hat 400 Beschäftigte und machte 2021 einen Umsatz von 55,4 Millionen Euro.