Marius Marx ist 35 Jahre alt, lebt mit seiner Frau und zwei noch kleinen Kindern im Haus der Oma am Sirriner Weg und ist eins von fünf Geschwistern. Seinen Impf-Unwillen begründet Marx immer wieder mit den schweren Unfallverletzungen seines Bruders. Der ist nach einem Verkehrsunfall geistig und körperlich eingeschränkt.
Marx verspürt eine persönliche Verantwortung gegenüber seiner Familie und namentlich gegenüber seiner Mutter und seiner Großmutter, sich nicht wissentlich zu gefährden. Diese Gefahr sieht er in den sehr seltenen Nebenwirkungen einer Corona-Impfung: Thrombose oder Schlaganfall.
Nun ist Marx als Rettungssanitäter ausgebildet, hat es in zwei Jahrzehnten bei der Wehr bis zum Brandinspektor gebracht, hat als Höhenretter gearbeitet und seit 2015 Medizin an der Uni Bochum studiert. Ihm sind Risiken und Wahrscheinlichkeiten ein Begriff, drei Semester studierte er Statistik und ist anders als Laien in der Lage, wissenschaftliche Studien zu lesen und zu verstehen.
Nach langen Überlegungen sei er zu der Entscheidung gekommen, dass er sich nicht impfen lassen möchte, weil ihm das persönliche Risiko von schweren Nebenwirkungen zu hoch sei.
Als Feuerwehrmann muss man geimpft sein, als Arzt im Praktikum auch – Marx nahm die Konsequenzen in Kauf. Kurz nach seinem Feuerwehr-Einsatz bei der Flut im vergangenen Jahr quittierte er den Dienst bei der Werdohler Feuerwehr. Kurz vor seiner ersten ärztlichen Prüfung wechselte er das Fach und begann ein Psychologie-Studium.
Ein Schwurbler, Verschwörungstheoretiker oder Corona-Leugner sei er sicher nicht. „Ich habe zwei Mal an den Montags-Spaziergängen teilgenommen, dann war ich bedient“, sagt Marx. Er hat aber auch bemerkt: „Wenn man nicht auf der Seite des großen Konsens steht, wird man schnell in eine Ecke gedrängt.“
Am 22. März 2022 ist er aus der Feuerwehr ausgetreten. Eigentlich hätte er wegen seines Einsatzes während der Flut im Juli 2021 – wie andere Feuerwehrkameraden auch – eine Auszeichnung vom Innenminister bekommen sollen. Dazu wurde er aber nicht mehr eingeladen, weil er zwischenzeitlich seinen Dienst quittiert hatte. Ärgert er sich über die verpasste Ehrung? Marx: „Ich leite aus meinem Dienst bei der Feuerwehr nicht den Anspruch ab, dafür etwas zu bekommen.“
Der Austritt aus der Feuerwehr, aus seinem Löschzug Kleinhammer, sei ihm wirklich schwergefallen, 23 Jahre lang war die Wehr „mein Leben.“ Aber: „Bei der Feuerwehr lernt man auch, Entscheidungen zu treffen. Das habe ich jetzt getan.“