Lale Akgün in Werdohl: Warum Integration oft scheitert

Die Autorin Lale Akgün kommt zu einer Lesung mit anschließender Diskussion nach Werdohl. In der Stadt, in der fast jeder vierte Einwohner keinen deutschen Pass besitzt, wird sie über die Probleme bei der Integration von Zuwanderern sprechen.
Werdohl – Zu einer Lesung mit anschließender Diskussion kommt am Donnerstag, 9. März, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Lale Akgün nach Werdohl. Die 69-Jährige hat Medizin, Völkerkunde und Psychologie studiert, ist Diplom-Psychologin und Buchautorin („Kebabweihnacht“, „Aufstand der Kopftuch-Mädchen“). Sie setzte sich im Rahmen der Kritischen Islamkonferenz 2013 für die Gründung eines Verbandes liberaler Muslime ein, da die Mehrheit der deutschen Muslime nicht durch die traditionellen Islamverbände vertreten sei.
In der Werdohler Stadtbücherei wird Lale Akgün am 9. März das Buch „Hüzün... das heißt Sehnsucht“ (Untertitel: „Wie wir Deutsche wurden und Türken blieben“) vorstellen, das sie zusammen mit Baha Güngör geschrieben hat. Vor fast genau zwölf Jahren war Akgün schon einmal in Werdohl zu Gast; damals las sie aus ihrem Buch „Der getürkte Reichstag“ vor und schilderte den Alltag in ihrer Familie.
Güngor war 60 Jahre lang ein Grenzgänger zwischen den Kulturen. Der deutsche Journalist (und damals noch erste türkische Zeitungsvolontär der Bundesrepublik) erzählt in dem Buch mit viel Humor eine Integrationsgeschichte aus dem Herzen der ersten türkischen Gastarbeiter-Generation. Doch erklärt er auch, warum am Ende so viele Integrationsbemühungen zum Scheitern verurteilt waren und sich das Gefühl von Zugehörigkeit bis zum Schluss nicht einstellen mochte. 2018 starb er, skeptischer geworden gegenüber seiner deutschen Heimat, bevor er das Manuskript seines Buches abschließen konnte.
Lale Akgün, eine lebenslange Freundin von Baha Güngör, hat sein Buch einfühlsam vollendet. Auch sie kam als Kind aus Istanbul nach Deutschland. In einem spannenden fiktiven Gespräch stellt sie ihrem Freund Baha manch andere Ansicht gegenüber. Dabei zeigt sich: Integration ist nicht gleich Integration.
Für die Bevölkerung in Werdohl ist Integration durchaus ein Reizthema. 24 Prozent der Bevölkerung sind nicht deutsch, hinzu kommen viele Einwohner, die zwar einen deutschen Pass, aber einen anderen, meistens türkischen Migrationshintergrund haben.
Die Lesung in der Stadtbücherei beginnt um 19 Uhr (Einlass: 18.45 Uhr), anschließend kann noch mit Lale Akgün diskutiert werden. Der Eintritt ist frei, allerdings müssen sich Interessierte vorher bei Evangelia Kasdanastassi von der Integrationsagentur des Diakonischen Werks (Tel. 0 23 92/7 12 18 49, E-Mail: integrationsagentur@diakonie-luedenscheid-plettenberg.de) oder bei Büchereileiterin Katharina Bode (Tel. 0 23 92/20 73, E-Mail: stadtbuecherei@werdohl.de) anmelden.