MVG wartet noch ab
Verschärfte Maskenpflicht: Apotheken für Ansturm gerüstet
Bayern war vorgeprescht, die anderen Bundesländer zogen am Dienstagabend nach: Die Maskenpflicht zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird verschärft.
Beim Einkaufen und bei Fahrten mit Bus und Bahn dürfen mit Inkrafttreten der neuen Corona-Schutzverordnung keine Alltagsmasken aus Stoff mehr verwendet werden, sondern ausschließlich medizinische Mundschutze oder FFP2-Masken. Darauf bereiten sich die heimischen Apotheker, Händler und auch die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) vor.
„Die Regierung hat einen Kompromiss gemacht zwischen dem, was sinnvoll wäre und dem, was sich die Menschen leisten können“, sagt Horst Jakobi, Inhaber der Stadt-Apotheke an der Freiheitstraße. Er hält diese Lösung für sinnvoll und bevorzugt persönlich die besser schützenden FFP2-Masken, mit denen er und sein Personal schon seit längerer Zeit arbeiten.
Nachfrage dürfte deutlich steigen
Nach der Einigung bei der Ministerkonferenz am Dienstag erwartet Horst Jakobi eine deutlich steigende Nachfrage in seiner Apotheke. „Die ist auch schon spürbar“, sagt er. Rund 8000 Masken hat sich Jakobi als Vorrat eingelagert und denkt, dass diese Menge vorerst reichen wird. „Die FFP2-Maske ist die einzig sichere Variante, gerade wenn ich an den ÖPNV denke. Ich hätte das von Anfang an für sinnvoll gehalten.“
Apotheker Olaf Lüdtke von der Fortuna-Apotheke am Brüninghaus-Platz ist mit Prognosen für einen großen Kundenansturm etwas zurückhaltender. So viel lässt er aber durchblicken: Er ist gut vorbereitet. „Die Versorgungssituation ist momentan gut. Man bekommt relativ einfach viele zertifizierte Masken“, berichtet Lüdtke. Genauso wie Jakobi hält er die verschärfte Maskenpflicht für „eine sinnige Maßnahme“. Es sei beim derzeitigen Infektionsgeschehen notwendig, weitergehende Vorkehrungen zu treffen. Unter anderem auch deshalb, weil wohl noch einige Zeit vergehen werde, bis sich die Impferfolge bei den Infektionszahlen bemerkbar machen. „Ich bin für die Masken – und das nicht, weil ich sie verkaufe“, sagt Lüdtke. FFP2-Masken kosten bei ihm rund 3,50 Euro pro Stück, die medizinischen OP-Masken etwa 1 Euro. Ähnlich sind die Preise bei Horst Jakobi, der rund 3 und 1,50 Euro berechnet.
Krankenkassen verschicken Gutscheine
Personen, die über 60 Jahre alt sind und damit zur Corona-Risikogruppe gehören, bekommen von ihren Krankenkassen Gutscheine zugeschickt, die sie in den Apotheken einlösen können, um sich zweimal sechs FFP2-Masken abzuholen. Pro Gutschein wird lediglich eine Zuzahlung von 2 Euro fällig. Horst Jakobi und Olaf Lüdtke haben sich beide dazu entschlossen, diese Zuzahlungen an die Werdohler Tafel zu spenden. „Das Geld muss natürlich erst durch die Kasse laufen“, erklärt Lüdtke. „Wir verwahren aber die Gutscheine, können damit später die Summe errechnen.“
Auch Heiko Tank, Inhaber des gleichnamigen Edeka-Centers an der Inselstraße, bietet Masken an. Ein Fünferpack OP-Mundschutze kostet bei ihm rund 2,50 Euro. Die FFP2-Masken hat er noch nicht im Sortiment, ab Freitag sollen sie aber für 2,50 Euro pro Stück verfügbar sein. „Wir haben Mittwochmorgen direkt eine größere Menge bestellt“, sagt der Chef. „Die Nachfrage ist deutlich höher gewesen.“
Viele Kunden sind bereits auf medizinische Masken umgestiegen
Tank berichtet, dass auch am Mittwoch schon sehr viele Kunden in seinem Laden eine medizinische Maske getragen hätten. „Das ist aufgefallen.“ Bislang seien viele Einkäufer mit Alltagsmasken aus Stoff unterwegs gewesen. Verstärkt kontrollieren möchte Tank die Einhaltung der neuen Corona-Regel erst, wenn sich abzeichne, dass es anders nicht funktioniert. Der Mittwoch hat den Edeka-Chef aber sehr zuversichtlich gestimmt: „Wenn es so gut weiterläuft wie heute, werden Verstöße absolute Einzelfälle sein. Ich gehe davon aus, dass sich bis Montag alles eingespielt hat“, sagt Tank. „Ich sehe das ganz locker: Wir kriegen das hin.“
Pflicht sind die medizinischen Masken nicht nur beim Einkaufen, sondern auch im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). In den Bussen könnte sich zudem die maximale Auslastung reduzieren, nur noch ein Drittel der Plätze belegt werden dürfen, um Kontakte weiter zu reduzieren. „So lange es noch keine konkreten Vorgaben gibt, können wir da aber nur spekulieren“, so MVG-Sprecher Jochen Sulies auf Anfrage der Redaktion. Er warte auf die offizielle Verordnung des Landes und die Empfehlung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, an denen sich die MVG orientiert.
Wie wird die Drittelregelung ausgelegt?
Unklar ist zum Beispiel, ob es bei der angedachten Drittelregelung um Sitz- und Stehplätze zusammen oder nur die Sitzplätze geht. Letzteres würde die MVG hart treffen, denn viele Busse haben ohnehin nur um die 40 Sitze. Ebenso stelle sich die Frage nach der Umsetzung und Überwachung dieser Maßnahmen, sagt Sulies. Er hält sich wegen der fehlenden Verordnung insgesamt noch bedeckt. Die MVG werde Auskünfte erteilen, sobald es konkrete Formulierungen gibt.
Relativ sicher ist sich der Pressesprecher dagegen, dass die MVG an ihrem Fahrplankonzept festhalten wird. „Ich gehe davon aus, dass wir weiter nach dem Ferienfahrplan fahren“, sagt Sulies. „Sollte es wegen der Homeoffice-Regelung wirklich weniger Fahrgäste geben, würde sich das positiv dahingehend auswirken, dass pro Bus weniger Personen fahren.“
Noch keine Ausage von Abellio
Auch das Bahnunternehmen Abellio Rail NRW, dessen Züge auf der Lenneschiene fahren, will auf die konkreten Details der Verordnung warten. Trotz der Erwartung, dass es durch die neuen Homeoffice-Regelungen weniger Berufsreisende geben wird, sollen nicht weniger Züge fahren, teilte Abellio mit. Auch die Kontrollen fänden weiterhin im gewohnten Umfang statt.