Nach Hacker-Angriff: So geht es bei VDM weiter

Gut sechs Wochen nach der Cyberattacke auf VDM Metals, den größten Arbeitgeber Werdohls, hüllen sich das Unternehmen selbst und die Ermittlungsbehörden zwar immer noch in Schweigen, nach Informationen dieser Zeitung ist der Betrieb auf dem Weg zurück in die Normalität aber ein gutes Stück vorangekommen. Die Produktionsleistung ist in den verghangenen Wochen kontinuierlich gestiegen und soll bald wieder zu alter Stärke zurückfinden.
Werdohl – Am 9. Januar wurde die Cyberattacke auf die VDM bei der Polizei aktenkundig; gleich anschließend hat mit der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW (ZAC) die landesweit ranghöchste Ermittlungseinheit für Hackerangriffe ihre Arbeit aufgenommen. Offiziell äußern sich nach wie vor weder die Polizei noch die bei der Staatsanwaltschaft angesiedelte ZAC zu den Vorgängen, von denen wahrscheinlich alle deutschen VDM-Werke betroffen sind. Die Staatsanwaltschaft bestätigte bisher nur, dass es einen Cyberangriff auf die VDM gegeben hat.
Allerdings dringen nach und nach Informationen nach außen, die Rückschlüsse darauf zulassen, wie schwer das Unternehmen von dem Cyberangriff getroffen worden ist, aber, dass es in den vergangenen Wochen Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren konnte. Unternehmensführung, Betriebsrat und Belegschaft ziehen dabei, so scheint es, weitgehend an einem Strang. Außerdem haben sich die VDM wohl Unterstützung von außen geholt.
Vereinbarungen über Kurzarbeit
Beispielsweise haben nach Informationen dieser Zeitung das Unternehmen und die jeweiligen lokalen Betriebsräte Vereinbarungen über Kurzarbeit getroffen. Demnach war und ist immer noch Kurzarbeit möglich, wenn die Mitarbeiter zuvor Überstunden und Resturlaubstage abgebaut haben. Je nach Auslastung und Verfügbarkeit der technischen Ausstattungen variiert das Ausmaß der Kurzarbeit aber an den verschiedenen VDM-Standorten. Die VDM gewähren ihren Arbeitnehmern auch eine gewisse finanzielle Absicherung. So zahlt das Unternehmen einen Zuschuss zum Kurzarbeitergeld, der bis zu 23 Prozent beträgt.
Die Lohn- und Gehaltsabrechnungen haben dem Unternehmen aber zumindest im Januar noch erhebliche Probleme bereitet, unter anderem, weil von dem Hackerangriff auch die elektronischen Stempeluhren betroffen sind. So konnten die Arbeitszeiten nicht oder nur teilweise und nur lokal erfasst und somit nicht an die Abrechnungsstelle übermittelt werden. Die VDM haben das Problem offenbar gelöst, indem sie Arbeitern und Angestellten Lohnabschläge und Grundgehälter ausbezahlt haben und die Spitzabrechnungen vorgenommen werden, sobald die Systeme wieder einwandfrei laufen. Das soll, so ist die Hoffnung, spätestens im April wieder der Fall sein.
Bald wieder volle Leistung?
Das deckt sich mit den Erwartungen der Konzernspitze an die Wiederherstellung der vollen Produktivität. Denn viele Maschinen in modernen Unternehmen sind heutzutage in das Computernetzwerk eingebunden, so auch bei den VDM. Produktionsprozesse können deshalb durch Cyberattacken lahmgelegt werden, mindestens aber ins Stocken geraten.
Das hat auch den VDM in den ersten Tagen und Wochen nach dem Angriff auf die Computersysteme zu schaffen gemacht. Allerdings ist es den IT-Spezialisten des Unternehmens mit Unterstützung durch einen externen Dienstleister offenbar gelungen, die Systeme Stück für Stück neu aufzubauen. Mitte Februar soll die Produktionsleistung Informationen dieser Zeitung zufolge schon wieder bei 50 bis 60 Prozent angelangt gewesen sein, im März wollen die VDM möglichst wieder 100 Prozent erreichen
Die Zahlungsfähigkeit der VDM hat dem Vernehmen nach unter dem Cyberangriff nicht gelitten. VDM-Geschäftspartner hatten zwar berichtet, das die VDM sie unterrichtet hätten, dass offene Rechnungen derzeit nicht umgehend beglichen werden könnten. Dr. Niclas Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung, betonte aber vor wenigen Tagen in einer Videobotschaft an die Belegschaft, dass „die Liquidität dieses Unternehmens gesichert“ sei.