1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Werdohl

Urteil gesprochen: Werdohler Netto-Räuber muss ins Gefängnis

Erstellt:

Von: Thomas Krumm

Kommentare

Der Netto-Markt in Werdohl-Pungelscheid war eines der Ziele, auf das es die Bande bei ihren Überfällen abgesehen hatte.
Der Netto-Markt in Werdohl-Pungelscheid war eines der Ziele, auf das es die Bande bei ihren Überfällen abgesehen hatte. © Birke, Maximilian

Viele Indizien haben sich im Prozess gegen einen 26-jährigen Werdohler zu einer ausreichenden Gewissheit verdichtet: Die 1. große Strafkammer des Landgerichts verurteilte den Angeklagten wegen schwerer räuberischer Erpressung zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten.

Der Vorsitzende Richter Jörg Weber-Schmitz machte deutlich, dass die Richter dem Angeklagten seine angebliche Ahnungslosigkeit nicht abnahmen. Als er am 6. Mai 2021 ein Auto für die Fahrt von Werdohl nach Arnsberg-Herdringen zur Verfügung stellte und selber mit im Auto saß, wollte er vom Zweck der Reise nichts gewusst haben. „Spätestens im Auto wusste der Angeklagte, was seine Mittäter in Arnsberg vorhatten“, erklärte der Vorsitzende Richter zum Abschluss des zweiten Netto-Räuber-Prozesses. Die Behauptung einer angeblichen Einkaufsfahrt von Werdohl nach Arnsberg, „um ein paar Getränkedosen zu kaufen“, sei nicht glaubwürdig.

Die Richter sammelten noch zahlreiche weitere Indizien, so dass der Vorsitzende deren Fülle bei der Überzeugungsbildung ausdrücklich hervorhob: „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll.“ Dazu gehörten DNA-Spuren des 26-Jährigen an der Tatwaffe, einer Sturmhaube und einer Wodka-Flasche in dem überfallenen Netto-Markt in Herscheid und Textnachrichten zwischen den Beteiligten wie diese, die ein Kriminalbeamter noch am letzten Verhandlungstag zitierte: „Wäre gut, wenn wir es machen. Ich habe überhaupt nichts mehr zu essen und zu trinken – Gibt’s da einen Rewe oder Lidl?“

Angeklagter soll umfassend eingeweiht gewesen sein

Die Chatverläufe ließen keinen anderen Schluss zu als jenen, dass der Angeklagte zumindest bei dem letzten Raubüberfall umfassend eingeweiht war, erklärte Staatsanwalt Dr. Klein in seinem Plädoyer. „Der Tatnachweis ist so was von klar geführt.“ Der Vertreter der Anklage ging aber noch weiter: „Es spricht alles dafür, dass Sie auch bei den anderen Taten dabei gewesen sind.“ Das werde sich spätestens dann herausstellen, wenn sich die ehemaligen Mitangeklagten wegen ihrer Falschaussagen vor Gericht verantworten müssten: „Meinen Sie, die lügen immer weiter?“

„Sie sind der Kopf der Truppe. Sie stellen etwas auf die Beine“, warf der Staatsanwalt dem Angeklagten vor. „Sie planen, machen die Anweisungen und schicken die Doofen vor.“ Der Angeklagte habe einen Riesenfehler gemacht, als er glaubte, durch die entlastenden Aussagen seiner Mitangeklagten aus dem Schneider zu sein.

Zeugen „war eine große Angst anzumerken“

Auch der Vorsitzende Richter zeichnete das Bild eines Angeklagten im Hintergrund, der möglicherweise auch bei der Planung der anderen Überfälle in Werdohl, Neuenrade, Balve, Herscheid, Menden und Meinerzhagen und auch im Hintergrund der Taten – so wie in Herdringen – präsent war. Ob er tatsächlich der „Organisator und Drahtzieher“ der Überfälle gewesen sei, könne die Kammer zum derzeitigen Zeitpunkt aber „nicht endgültig feststellen“.

Keinen Glauben schenkten die Richter den jüngsten Zeugenaussagen seiner ehemaligen Mitangeklagten, die ihn im Landgericht im Gegensatz zu ihren früheren Hinweisen entlastet hatten. „Sämtlichen Zeugen war eine große Angst anzumerken, den Angeklagten zu belasten“, stellte der Vorsitzende fest.

Der Fall

Drei der vier Netto-Räuber wurden bereits Mitte Dezember verurteilt. Das Verfahren gegen den 26-jährigen Werdohler war abgetrennt worden, weil der Angeklagte lange Zeit verschwunden war. Mitte November war der Polizei jedoch die Verhaftung gelungen. Seitdem saß der Mann in Untersuchungshaft. Gemeinsam soll das Quartett mehrere Netto-Discounter, unter anderem in Pungelscheid und Herscheid, sowie Getränkemärkte, unter anderem in Balve und Neuenrade, überfallen haben. Nach einem Überfall auf einen Netto-Markt in Arnsberg-Herdringen erwischte die Polizei die Bande auf der Flucht.

Auch interessant

Kommentare