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„Tier angeschafft, ohne drüber nachzudenken“: Tierschützer haben jede Menge Arbeit

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Von: Maximilian Birke

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Kann man zu diesen Augen Nein sagen? Für manch ein Tier wäre es sicherlich besser gewesen, hätten ihre Vorbesitzer die Entscheidung stärker durchdacht.
Kann man zu diesen Augen Nein sagen? Für manch ein Tier wäre es sicherlich besser gewesen, hätten ihre Vorbesitzer die Entscheidung stärker durchdacht. © Wiechowski, Jona

Die Situation in der Tierauffangstation an der Gildestraße in Werdohl hat sich im vergangenen halben Jahr kaum gebessert: Noch immer kümmern sich die Helfer des Tierschutzvereins dort und in privaten Pflegestellen um außergewöhnlich viele Tiere. Es sei schwer geworden, für sie ein neues Zuhause zu finden, berichtet die Vereinsvorsitzende Marlies Ruth.

Werdohl – Sie wolle nicht alles auf Corona schieben, aber man könne schon feststellen, dass sich während der Pandemie sehr viele Menschen ein Haustier angeschafft haben, um im Homeoffice oder während der Lockdowns nicht alleine zu sein. „Viele haben sich die Tiere angeschafft, ohne vorher viel darüber nachzudenken“, vermutet Marlies Ruth. Ein halbes Jahr später gaben einige dann ihre Vierbeiner wieder ab. Mal lag es an neuen Familiensituationen, mal an Allergien, oft auch einfach daran, dass sich Herrchen oder Frauchen die Beherbergung einfacher vorgestellt hatten. „Zwischen Tier und Mensch muss es passen. Und Katzen müssen sich in ihrem neuen Zuhause erst eingewöhnen“, erklärt Ruth.

Von Katzen spricht sie deshalb, weil der Tierschutzverein hauptsächlich Stubentiger versorgt und vermittelt, darüber hinaus einige Kaninchen. In der Anfangszeit mit einer Katze kann es durchaus vorkommen, dass diese in ihrem neuen Zuhause scheu ist und viel Aufmerksamkeit braucht, um Vertrauen zu fassen. Häufig verstecken sich die Tiere in dieser Phase zum Beispiel unter dem Sofa.

Aber nicht nur unüberlegte Anschaffungen während der Pandemie spielen eine Rolle: Auch die Kostensteigerungen schlagen sich natürlich nieder, weiß Marlies Ruth. Dabei spricht sie vor allem von der Inflation, die für viele Haushalte eine Belastung darstellt. Futter, Katzenspielzeug, Impfungen – all das muss bezahlt werden und wenn das Geld knapp wird, trennt sich so mancher Besitzer von seinem Haustier.

Mit ihren Mitstreitern kümmert sie sich ehrenamtlich um die Tiere: Marlies Ruth ist die Vorsitzende des Tierschutzvereins Werdohl/Neuenrade.
Mit ihren Mitstreitern kümmert sie sich ehrenamtlich um die Tiere: Marlies Ruth ist die Vorsitzende des Tierschutzvereins Werdohl/Neuenrade. © Wiechowski

Gerade, wenn das Tier mal krank ist, kann es richtig teuer werden. Spätestens seit der Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte gegen Ende des vergangenen Jahres: Im Zuge dessen verteuerte sich beispielsweise die Untersuchung von Katzen in der einfachsten Variante von knapp 9 Euro auf mehr als 23 Euro. Bei umfangreichen Behandlungen und Operationen können die Kosten auch schnell zwischen 500 und 1500 Euro liegen. Nicht jede Haushaltskasse gibt das her.

Auch für den Tierschutzverein machen sich die Kostensteigerungen natürlich bemerkbar: Die Auffangstation muss unterhalten werden, Futter wird benötigt und gelegentlich kommen ebenfalls Tierarztkosten auf. „Im Moment können wir es noch stemmen“, sagt Marlies Ruth und ist dankbar für Spenden und für die Beiträge der Vereinsmitglieder. Derzeit werden davon 21 Katzen und drei Kaninchen versorgt. Nur rund die Hälfte der Stubentiger ist in der Auffangstation an der Gildestraße untergebracht, die anderen verteilen sich auf private Pflegestellen. Das hat den Hintergrund, dass sich nicht alle Katzen miteinander vertragen.

Wenn sich Marlies Ruth etwas wünschen könnte, so wäre es wohl, dass mehr Tiere aus der Auffangstation wieder vermittelt würden. Denn hier habe sich seit etwa zwei Jahren die Situation stark gewandelt: „Es war sonst immer ein Durchfluss und nicht so stockend wie jetzt“, schildert sie. Wer Interesse an einer Katze hat, der kann sich mit dem Tierschutzverein in Verbindung setzen: In persönlichen Gesprächen werden Fragen und geklärt und auch die Eignung eines Haushaltes für ein Haustier abgeschätzt. Denn auch wenn es für den Tierschutzverein sicherlich wünschenswert wäre, mehr Vermittlungen durchzuführen, werde dabei dennoch gewissenhaft vorgegangen, betont Marlies Ruth.

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