Streik: Warum Bahnausfall für einen Einbruch beim Snackverkauf sorgt

„An normalen Tagen wäre das hier alles abverkauft“, berichtet Lea Frank hinter der gut gefüllten Theke mit belegten Brötchen und Snacks in der Bäckerei Grote am Bahnhof. Die Laufkundschaft aus den Zügen fehlt an diesem Streik-Montag allerdings komplett. Auch die Bäckereiverkäuferin selbst musste eine private Fahrgelegenheit nutzen, um zur Arbeit nach Werdohl zu gelangen.
Werdohl – „Ich habe mich heute zur Arbeit bringen lassen“, berichtet die Herscheiderin, die üblicherweise mit dem Bus kommt. „Und ich muss sehen, dass ich Schichten getauscht bekomme, denn Freitag soll es ja weitergehen mit dem Warnstreik.“ Zum Glück sind ihre Kolleginnen nett und flexibel und lassen sich bereitwillig auf diese Jonglage ein. Der Streik ist im Bahnhofscafé natürlich Thema, allein wegen der ständigen Durchsagen, die auf den Streik hinweisen und erklären, weshalb kein einziger Zug halten wird. Auch die Kundschaft spricht darüber. Mancher Wartekaffee wird gekauft, denn ob man pünktlich vom nahegelegenen Busbahnhof wegkommt, ist fraglich.
Dort warten der junge Mehedin, seine Mama Fiona und Oma Dlumi seit über einer Stunde auf die Linie 62, die am morgen noch wie üblich ihre Tour von Ütterlingsen bis in die Innenstadt gefahren war. Jetzt fällt der Bus aus und Mehedins Oma lässt sich auf der Sitzfläche ihres Rollators nieder. An den digitalen Infotafeln werden die üblichen Busverbindungen angezeigt. Ein Banner weist aber auf den Warnstreik hin. Die Fahrgäste mögen sich informieren, ob und wie ihre Linie fährt. Zwischen Bus- und Bahnstreik besteht der Unterschied, dass private Busunternehmen Touren im Auftrag der MVG übernehmen und zudem nicht-organisierte MVG-Angestellte fahren könnten, während im Bahnstreik auch Stellwerkpersonal mitstreikt und somit die Schienen lahmgelegt sind – auch für streikunwillige Zugführer.

„Unsere Kunden haben sich nicht böse überraschen lassen und vorgesorgt“, berichtet Adem Özaydin, dessen Handy in diesem Moment für die Annahme der nächsten Fahrt klingelt. Der Fahrer des Unternehmens MS Taxi hat vor allem vorgeplante Touren zum Arzt gemacht an diesem Montag. „Die Fahrten waren bisher alle vorbestellt. Die Gäste waren informiert und konnten durch frühzeitige Anmeldung all ihre Angelegenheiten pünktlich erledigen.“

Silva Pinto im benachbarten Edeka-Center Tank, wo sich auch eine Fahrkarten-Vorverkaufsstelle der MVG befindet, hatte erstaunlicherweise keine Ausfälle. „Ich habe bis jetzt schon sechs Fahrkarten verkauft“, berichtet sie. Die Kunden brauchten ihre Monats- und Schülerfahrkarten ja trotzdem. „Einzeltickets kann man ja auch für bestimmte Tage kaufen und Vierertickets sind eh flexibel einsetzbar. Zudem besteht aktuell eine erhöhte Abo-Nachfrage und das 49-Euro-Ticket rückt auch näher. Zudem ist bald Ostern, da wollen einige Leute gern eine kleine Reise unternehmen.“ Ob sich die Lage im ÖPNV bis dahin entspannt, ist aktuell unklar. Weitere Streiktage sind laut den Gewerkschaften in Planung.