Stehende Ovationen - aber nur wenige Zuhörer

Nach zwei Stunden hochwertiger Unterhaltung erhielten die Musiker des sechsten Camerata-Konzertes im Festsaal Riesei am Samstagabend stehende Ovationen.
Werdohl - Komplett unverdient war es angesichts der Klasse ihrer Darbietungen allerdings, dass der Applaus von halb leeren Rängen ausging.
Vor zehn Jahren wurde der Verein Lennetaler Projekt-Philharmonie gegründet. Er führt Laien-Instrumentalisten der Musikschulen im Kreis und des Umlandes zusammen mit Profimusikern und Musik-Studenten, die so im Lennetal eine zeitweilige Kameradschaft bilden – daher der Ensemble-Name Camerata TalDerL’iensis.
Altmeister Dvorák sorgt für Abwechslung
Dieses Mal widmeten sich die klassischen Musiker doppelt dem romantischen Altmeister Antonín Leopold Dvorák. Zu Beginn des festlichen Auftritts interpretierte das Camerata-Orchester die sinfonische Dichtung „Der Wassermann“, der zurückgeht auf einen tschechischen Volksmythos; stammt Dvorák doch aus der ehemaligen Tschechei. Lebhafte, schwärmerische, triumphale und gewalttätig-klingende Passagen wechselten ab – und zeigten die vielfältige Klasse des Musiker-Zusammenschlusses.
Akkordeon-Orchester verblüfft
Vor der Pause stimmte das ebenfalls von Michael Baasner geleitete Neuenrader Akkordeon-Orchester als Gast gänzlich andere Klänge an. Die zehn Akkordeons, die das Orchester gemeinsam erklingen ließ, erzeugten eine Opulenz und glanzvoll-voluminösen Klangraum, der so manchen ebenso verblüfft wie erfreut haben mag.
Der zeitgenössische Komponist Kai Armbruster hat in seinem Werk „Imprssions brétonnes“ tänzerische Folklore verarbeitet, die das Neuenrader Orchester von Schlagzeug wie auch Händeklatschen begleitet aufführte. Die sogenannte Ocean Drum erzeugte in einigen Passagen die Illusion von Meeresrauschen und kontrastierte die düster-gruselige Atmosphäre, die „Der Wassermann“ aufgerufen hatte.
Klänge aus der neuen Welt
Nach der Pause ging es zurück zu Dvorák. Bei seiner Sinfonie Nr. 9 e-moll ging es in die Sphären der klassischen Western-Filme aus Hollywood. Nicht die meisterlichen Kino-Musiken aus italienischen Cowboy-Streifen, die Ennio Morricone komponiert hatte, standen hier Pate, sondern die „Klänge aus der Neuen Welt“, die diesem sechsten Camerata-Konzert auch ihren Titel gegeben hatten.
Weitläufige Landschaften tauchten bei diesem Werk vor dem geistigen Auge des Zuhörers auf. Die Rhythmik war vertrackt-verschachtelt und hochkomplex. Das Tempo wurde angezogen, blieb dann wieder entspannter. Auch bei dieser amerikanischen Stimmung, waren die tschechischen Ursprünge des Komponisten vernehmbar.