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Seltener als der Osterhase: Das Fuchskaninchen wird sogar gefördert

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Von: Ina Hornemann

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Benjamin Freitag, Zuchtwerbewart der Kaninchenzüchter im Märkischen Kreis, hat seinen Spaß an der vorwitzigen RasseFuchskaninchen gefunden. Sie zählt mittlerweile zu den bedrohten alten Haustierarten, deren Erhalt vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert wird.
Benjamin Freitag, Zuchtwerbewart der Kaninchenzüchter im Märkischen Kreis, hat seinen Spaß an der vorwitzigen RasseFuchskaninchen gefunden. Sie zählt mittlerweile zu den bedrohten alten Haustierarten, deren Erhalt vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert wird. © Hornemann

Osterhasen allen Ortens, doch von einer langohrigen Spezies hört man schon seit Jahren nichts mehr: Das Fuchskaninchen hat mittlerweile den Status als bedrohte alte Haustierart. Grund genug für den Zuchtwerbewart der Kaninchenzüchter im Märkischen Kreis, Benjamin Freitag, diese Tiere mal ins Zuchtprogramm aufzunehmen.

Werdohl - Benjamin Freitag wundert sich nicht, dass das Fuchskaninchen nicht mehr im Trend liegt. „Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass Pelztragen total aus der Mode gekommen ist und als politisch unkorrekt gilt.“

Vor 100 Jahren war das aber noch anders: Pelztragen galt als schick und wärmend und ein Kleidungsstück aus diesem Material galt als wahres Statussymbol. Begehrt war unter anderem das halblange Blaufuchsfell des Polarfuchses. „Das war schlecht für den Polarfuchs, dessen Population sich natürlich durch die Pelzjagd recht schnell minimierte. Um der Nachfrage trotzdem in irgendeiner Form gerecht zu werden, kamen Züchter aus der Schweiz auf die Idee, jenes Fell des Polarfuchses per Kaninchenzucht zu imitieren.“

Benjamin Freitag blickt in seinen Stall und sieht das Vorhaben als sehr gelungen an. Dass einst Angorakaninchen als Langhaarrasse miteingekreuzt wurden, um das Fellwachstum anzutreiben, sieht man den Fuchskaninchen von heute nicht mehr an. „Im Gegenteil ist eine neue Rasse entstanden, die sich durch eine wundervolle Fellbeschaffenheit auszeichnet. Fuchskaninchen zählen zu den wenigen Langhaarrassen, die nicht geschoren werden müssen. Zudem sind sie eine frohwüchsige Rasse. Eine Freude für jeden Züchter!“

Frohwüchsig steht für gleichmäßiges Wachstum vom Säuglingsalter bis zum adulten Stadium. „Angorakaninchen wachsen nie gleichmäßig. Die stecken all ihre Energie entweder in die Entwicklung des Fells oder ins Körperwachstum. Da weiß man nie, was zuerst kommt“, erklärt der erfahrene Züchter. Die „Füchse“ in seinem Stall zeichnen sich besonders durch ihre vorwitzige Art aus: Immer in Bewegung, immer auf Action aus und ein wenig dickköpfig, weshalb Fuchskaninchen auch keine Anfängerrasse sind, „sondern für echte Liebhaber.“

„Eine zweite Ebene im Stall ist gerade bei dieser Rasse angezeigt. Bleiben sonst viele Muttertiere anderer Rassen rund um die Uhr in der Nähe des Nests, sind Fuchskaninchenhäsinnen oft schon direkt nach der Geburt ziemlich genervt von ihrem Nachwuchs. Sie ziehen sich gerne auf eine höhere Etage im Stall zurück und kommen nur zum Säugen wieder runter“, beschreibt Benjamin Freitag das außergewöhnliche Verhalten der Fuchskaninchen.

Unsoziale schlechte Versorger sind die Muttertiere trotzdem nicht und Benjamin Freitag zeigt auch, wieso: Aus dem Nest der Häsin zaubert er ein hasenfarbiges Satinkaninchen hervor: „Ein Baby, das bei seiner leiblichen Mutter nicht trinken konnte. Es wird jetzt durch die Milch der Fuchshäsin groß und stark.“

Entschließt sich der Kreiszuchtwerbewart nun für die Ausstellung seiner Fuchskaninchen, darf er sogar mit einer Förderung vom Bund rechnen, der die Meldegebühren für diese Rasse bezuschusst. Das wurde im vergangenen Jahr beim Kongress des Bundeslandswirtschaftsministeriums bekannt gegeben. Auch Benjamin Freitag hat an der Tagung in Bonn teilgenommen – danach war die Neugierde des preisgekrönten Züchters auf die Rasse geweckt: „Ich mag sie, auch wenn sie aufgrund der Felllänge etwas pflegeintensiver ist.“

Übrigens: Komplett ist die Imitation des Polarfuchsfells nie gelungen, denn seine enorme Pelzdichte haben die Fuchskaninchen nie erreicht. „Aber es sind mehrere Farbschläge entstanden. Und ich freue mich, dass ich einen kleinen Beitrag leisten kann, diese interessante und schützenswerte Rasse zu erhalten“, erklärt Benjamin Freitag. In die Pelzverarbeitung gehen seine Tiere natürlich nicht. In seiner Funktion als Zuchtwerbewart wird Benjamin Freitag die Rasse vorstellen und in Tierbesprechungen in Züchterkreisen vorstellen. „Vielleicht kommt der eine oder andere auf den Geschmack. Jungtiere zur Zucht kann ich ja jetzt beisteuern!“, schließt er lachend ab.

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