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Schweigeminute für Erdbebenopfer: Katastrophe beschäftigt die Schüler

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Von: Maximilian Birke

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Täglich steigt die Zahl der Opfer nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei. An den Werdohler Schulen habe man „viele Redebedarf“ zur Katastrophe ausgemacht.
Täglich steigt die Zahl der Opfer nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei. An den Werdohler Schulen habe man „viele Redebedarf“ zur Katastrophe ausgemacht. © DPA

Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien besteht Redebedarf bei den Schülern. Meldungen und Bilder über zehntausende Todesopfer beschäftigen die jungen Menschen, die sich am Freitag an einer landesweiten Schweigeminute beteiligten. An den Schulen denkt man über Hilfsaktionen nach.

Werdohl – Das schwere Erbeben in der Türkei und im Norden Syriens, das seit Beginn der Woche mehr als 22 000 Todesopfer gefordert hat, beschäftigt die Menschen in Werdohl. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche sind in Gedanken in den betroffenen Gebieten, bei den Angehörigen der Verletzten und Verstorbenen.

„Es gibt viel Redebedarf“, sagt Britta Schwarze, die die Martin-Luther-Grundschule in Ütterlingsen leitet. „Wir haben das Thema im Unterricht aktiv angesprochen und sind mit den Kindern in den Austausch gekommen“, berichtet Britta Schwarze. „Sie hatten viel Zeit, um davon zu erzählen, was sie mitbekommen haben und was sie beschäftigt.

Es hat sich herausgestellt, dass es einen sehr unterschiedlichen Wissensstand gibt.“ Daher ging es zum Teil auch um Aufklärung und Fragen wie: Was ist eigentlich ein Erdbeben? Und kann man Menschen davor warnen? Solche Informationen seien auch für die Einordnung der Geschehnisse von Bedeutung.

Schüler reflektieren Informationen

Interessant sei gewesen, erklärt die Schulleiterin, dass gerade die älteren Grundschüler einige Informationen reflektiert haben und eine eigene Meinung dazu hatten. So hätten sich zum Beispiel Kinder der vierten Klasse über die hohen Preise für Notbetten geärgert und zum Ausdruck gebracht, dass sie das nicht richtig finden.

Ob es Hilfsaktionen geben wird, die über die Grundschule organisiert und durchgeführt werden, das ließ Britta Schwarze noch offen. Zunächst müsse im Kollegium abgestimmt werden, ob und wie so eine Aktion funktionieren könnte. Wichtig sei zum Beispiel, dass man an alle Betroffenen denkt, meint Schwarze – also nicht nur an die Erdbebenopfer in der Türkei, sondern gleichermaßen auch an die in Syrien.

Festlegen müsste man auch, ob Geld- oder Sachspenden gesammelt werden: „Als wir zuletzt für die Ukraine gesammelt haben, konnten wir schnell viele Sachspenden zusammentragen. Wir haben allerdings festgestellt, dass man mit Geldspenden Betroffenen manchmal schneller helfen kann.“ Insofern sei gut zu überlegen, wie man eine mögliche Hilfsaktion ausgestalte.

Was im Unterricht bereits stattgefunden hat, ist der Austausch über andere Hilfsangebote in der Stadt, an denen sich Kinder beziehungsweise deren Eltern beteiligen können. Dazu zählt zum Beispiel das geplante Benefizturnier des TSV Werdohl.

Sorgen und Ängste der Schüler auffangen

Im Gespräch mit der Redaktion hebt Britta Schwarze hervor, wie wichtig Gespräche über Vorkommnisse wie das Erdbeben sind. „Die Kinder sollen das Gefühl haben, dass sie mit Sorgen und Nöten zu uns kommen können. An der emotionalen Betroffenheit kann man bei Kindern Redebedarf erkennen und dementsprechend versuchen, sie mit ihren Gedanken, Sorgen und Ängsten aufzufangen.“

Auch in der Albert-Einstein-Gesamtschule (AEG) hätten die Schüler mit Betroffenheit reagiert, berichtet Schulleiter Sven Stocks. „Im Erdkundeunterricht oder in der Klassenlehrerstunde werden solche aktuellen Ereignisse thematisiert“, sagt Stocks. Schüler der Einführungsphase (EF) – so nennt sich die 10. Klasse in der gymnasialen Oberstufe – hätten in Eigeninitiative eine Spendenaktion initiiert und an der Schule Waffeln verkauft.

Anders als an der Martin-Luther-Grundschule seien einzelne Schüler der AEG beziehungsweise deren Familien auch direkt von der Katastrophe betroffen. Sie bangen oder trauern um Verwandte und Freunde in der Erdbebenregion. Es habe Anträge auf Beurlaubung vom Unterricht gegeben, berichtet Sven Stocks.

Enge Abstimmung mit der Stadt

Er steht derzeit in Kontakt mit der Stadt, um abzustimmen, welche Aktionen die AEG durchführen könne, um den Opfern in der Türkei und in Syrien Hilfe zu leisten. Denkbar sei zum Beispiel die Sammlung von Sachspenden, beispielsweise von warmer Kleidung und Decken.

So wie Britta Schwarze, will aber auch Sven Stocks eine solche Aktion nicht übers Knie brechen, sondern erst mit Verantwortlichen sprechen und Ideen sammeln. Die Hilfe soll so gezielt dort ankommen, wo sie jetzt am meisten benötigt wird. Schon klar ist aber, dass es an der AEG weitere Waffelverkäufe geben soll, deren Erlös man weiterhin an Hilfsorganisationen spenden will.

Am Freitag haben sich die Schüler zudem an einer landesweiten Schweigeminute beteiligt, zu der NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) aufgerufen hatte. „Das Ausmaß und der Schrecken der Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar, die große Gebiete der Türkei und des Norden Syriens getroffen hat, erschüttern uns alle“, hatte Feller gesagt. Neben der Schweigeminute wurde landesweit auch Trauerbeflaggung angeordnet.

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