Kontrovers, so Schreiber, sei die Entscheidung vereinsintern aufgefasst worden. Dem ein oder anderen Schützenbruder attestierte der Oberst „mangelnden Zusammenhalt im Verein“ – ohne Namen zu nennen.
„Reißt euch zusammen und achtet bewusst auf eure Worte“, appellierte er. Es werde im WSV mehr über- als miteinander gesprochen, befand der Vereinsvorsitzende weiter. Sein Redebeitrag gipfelte in dem Ausruf: „Verdammt, fangt endlich an, unseren Verein zu lieben.“
Zur Absage führte Schreiber ausführlich die Finanzrisiken aus, die sich aufgrund der Corona-Pandemie, aber auch des Ukraine-Krieges ergeben würden. „Man hört von anderen Vereinen, dass beispielsweise die Kosten für das Zelt um bis zu 65 Prozent gestiegen seien.“ Dazu käme die Unvorhersehbarkeit der Corona-Entwicklung sowie die Fragestellung: „Haben bei der Lage in Osteuropa genug Leute überhaupt Lust zu feiern?“
Geschäftsführer Thomas Reiche ging dann auf die Vorwürfe ein, die ihm von manchen Vereinsmitgliedern entgegen gebracht wurden, er sei treibende Kraft hinter der Festabsage gewesen. „Ich habe meine Teilnahme an der Sitzung des erweiterten Vorstands im Februar abgesagt. Aber die anderen hätten doch auch ohne mich diese Sitzung durchführen können“, rief er deutlich hörbar mit emotional bewegter Stimme aus. „Im März habe ich dann meine Bedenken vorgetragen. Doch die Absage habe nicht ich beschlossen, sondern alle Anwesenden gemeinsam – da lasse ich mich jetzt nicht so an die Wand nageln.“ Reiche erhielt für seinen Redebeitrag aus mehreren Kompanien kräftigen Applaus.
Im Rahmen der Frühjahrvesammlung skizzierte Oberst Schreiber schließlich auch Grundrisse der Planungen des Vorstands für ein Ersatz-Schützenfest. Diese könne allein oder auch mit der Beteiligung befreundeter Schützenvereine durchgeführt werden. Zu denkbaren Orten für die Veranstaltung sagte er: „Es gibt sicherlich verschiedene Möglichkeiten.“ Eine davon sie die Kirmes auf dem Goetheparkplatz, die unverändert stattfinden soll. Auch der Brüninghaus-Platz oder Parkplatz des ehemaligen WK seien denkbar, so der Vorsitzende weiter.
Fest stehe bisher bei der bisherigen „groben Rahmenvorstellung“ lediglich das Wochenende, Freitag und Samstag, 1. und 2. Juli, als Termin. Am Freitagabend solle eine Party mit DJ die Schützen über die Festabsage hinweg trösten. Der Samstag solle dann mit einem Frühschoppen eingeleitet werden, bei dem der Versetaler Musikzug aufspiele. Schreiber rief auf: „Natürlich müssen alle unsere Mitglieder mitziehen.“ Die Planungen für ein Schützenfest im üblichen Rahmen 2023 indes liefen jetzt an, versprach Andreas Schreiber.
Geschäftsführer Reiche hatte im Laufe des zweistündigen Abends auch einen Kassenbericht präsentiert. Der WSV habe noch 792 Mitglieder. Vor zwölf Monaten waren es noch 795 – ein nur minimaler Rückgang. Und trotz der Rückzahlung einer Corona-Soforthilfe und der laufenden Sanierung des Kleinkaliber-Schießstandes sähen die Finanzen des Vereins positiv aus, befand der Kassenwart schließlich.
Im Rahmen der Vorstandswahlen wurden alle Kandidaten auf ihren Positionen bestätigt. Udo Müller bleibt 2. Vorsitzender des WSV (42 Ja-Stimmen, 21 Nein, eine Enthaltung). Yannik Müller fungiert weiter als Sportleiter (36 Ja, 25 Nein, zwei Enthaltungen). Christian Hoffmann füllt das Amt des 2. Schriftführers auch weiterhin aus (61 Ja, vier Nein, keine Enthaltung).