1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Werdohl

„Schalke ist immer Emotion pur“: Fanclub-Vorsitzende im Interview

Erstellt:

Von: Michael Koll

Kommentare

Ekstase pur: Stephan Wennrich, Vorsitzender des Schalke-Fanclubs Sauerland-Kreisel 04, feiert mit seiner Frau Jessica auf dem Rasen der Arena den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Ekstase pur: Stephan Wennrich, Vorsitzender des Schalke-Fanclubs Sauerland-Kreisel 04, feiert mit seiner Frau Jessica auf dem Rasen der Arena den Aufstieg in die 1. Bundesliga. © Wennrich

Noch vor einigen Wochen hatten viele Schalke-Fans den sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga der blau-weißen Knappen aus Gelsenkirchen bereits abgeschrieben. Dann jedoch übernahm Club-Ikone Mike Büskens den Cheftrainerposten von Dimitrios Grammozis und es folgten sieben Siege in acht Spielen.

Am Wochenende machten die Schalker mit einem dramatischen 3:2 in der eigenen Arena gegen den FC St. Pauli die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus perfekt. Seitdem sind auch die heimischen S04-Fanclubs im Freudentaumel.

Tom David, Vorsitzender von Königsblau Werdohl, und Stephan Wennrich, Vorsitzender von Sauerland-Kreisel 04 aus Altenaffeln, erlebten den Aufstieg live im Stadion mit. Im Interview mit Michael Koll schildern sie ihre Eindrücke.

Wie hat sich der Aufstieg angefühlt?

Tom David: Das war der wohl schönste Aufstieg von allen – ein großartiges Gefühl. Nach dem Rostock-Heimspiel am 25. Spieltag hatten wir noch sechs Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Diesen noch aufzuholen in einer derart verrückten, unberechenbaren Liga, das ist ein Riesenerfolg. Stephan Wennrich: So richtig habe ich das tatsächlich erst am nächsten Tag realisiert. In der Arena war schon lange vor dem Anpfiff eine richtig vibrierende Vorfreude zu spüren, die nach dem Abpfiff in eine massive Euphorie umschlug. Selbst nach den beiden frühen Gegentoren von St. Pauli wurde der Support von den Rängen nicht weniger. Klar, wir gingen etwas verstimmt in die Halbzeit, aber nach dem Anschlusstreffer war die Begeisterung zu 104 Prozent zurück!

Ab wann haben Sie wirklich daran geglaubt, dass es in dieser Saison funktionieren könnte mit dem Aufstieg?

Wennrich: Ganz ehrlich: Schon ab dem Moment, wo Mike Büskens die Mannschaft übernommen hat, war ich mir ziemlich sicher, dass wir das hinkriegen. Die Mannschaft hatte die Qualität. Was fehlte, war lediglich die Emotionalität – und die brachte Mike dann mit. David: Ich bin mit dem Abstieg demütig geworden und war da skeptischer als Stephan. Doch nach dem Sieg gegen Heidenheim am 29. Spieltag keimte zum ersten Mal Hoffnung in mir. Da standen wir erstmals auf einem direkten Aufstiegsplatz. Den wirklichen Glauben an die Rückkehr in die 1. Liga verschaffte mir erst der Last-Minute-Sieg gegen Sandhausen am 32. Spieltag.

Wie wurden gefeiert?

Wennrich: Meine Frau Jessica und ich waren auf dem Rasen im Stadion gewesen. Jessica hat sogar ein Stück vom Grün als Souvenir ergattern können. Und dann war über den gesamten Tag verteilt schon das ein oder andere Bierchen dabei, sodass mir von der Party im Bus auf der Rückfahrt ins Sauerland – wir sind erst gegen 1.30 Uhr in Gelsenkirchen wieder aufgebrochen – gedanklich doch die eine oder andere Minute fehlt. Um 4 Uhr morgens war dann der Akku wirklich leer. David: Bei mir ging es sogar bis 5 Uhr. Auf dem Rasen war ich nach dem Abpfiff zwar nicht, doch auch bei mir flossen einige Kaltgetränke. Um 2 Uhr war ich zuhause und habe erst einmal alle TV-Berichte angeschaut, die ich vorsorglich aufgezeichnet hatte.

Kann jetzt überhaupt noch was kommen? Oder geben Sie ihre Dauerkarten zufrieden zurück?

David: Nein, die Dauerkarte behalte ich – egal, in welcher Liga! Ich habe 1997 in Mailand den UEFA-Cup-Sieg live miterlebt, in Berlin auch mal einen DFB-Pokal-Titel und nun diesen sensationellen Aufstieg. Das passt doch gut in eine Reihe. Schalke, das bedeutet einfach immer wieder Emotion pur. Hin und wieder gibt es einen Krimi als Spielverlauf, doch am Ende gewinnt immer der S04. Wennrich: Stimmt! Und schon am nächsten Wochenende geht es weiter. Wir fahren von Affeln aus nach Nürnberg zu den befreundeten Clubberern. Dann schauen wir mal, wann die Aufstiegsparty in Gelsenkirchen stattfindet. Schließlich brauchen wir dann wohl die Sommerpause zum Durchschnaufen. Danach geht es mit frischem Elan in die neue Erstliga-Saison. David: Auch wir fahren nach Franken zu unseren FCN-Freunden ins Stadion. Leider hat es ja nicht funktioniert, gleichzeitig mit ihnen aufzusteigen. Feiern werden wir trotzdem zusammen – und dann halt in zwölf Monaten noch einmal, wenn auch sie es geschafft haben.

Werdet Sie die 2. Liga vermissen?

David: Definitiv ja! Ich habe ja vor zwölf Monaten schon gesagt, dass die 2. Liga attraktiver als die 1. Liga sein wird in dieser Spielzeit. Und in der Tat war es „die beste 2. Liga aller Zeiten“, wie gesagt wurde. Doch die Rückkehr ins Oberhaus bedeutet auch endlich wieder ein Derby – außerdem ja auch noch das kleine Derby gegen Bochum. Und auch auf Union Berlin freue ich mich ganz besonders. Wennrich: Das geht mir genauso! Und nach den Corona-Einschränkungen dürfen wir endlich auch wieder regelmäßig ins Stadion. Aber natürlich sind Spiele gegen Düsseldorf, Nürnberg, St. Pauli und Dresden interessanter als welche gegen Wolfsburg oder Leipzig. Doch wenn Bremen und Hamburg aufsteigen sollten, würde ja auch die 1. Liga eine Qualitätssteigerung erfahren.

Wie wird Schalke denn in der kommenden Saison abschneiden? Was glauben Sie?

David: Das Ziel kann nur Klassenerhalt lauten. Dafür müssen wir Ruhe und Geduld haben. Da beides momentan auf Schalke herrscht, ist das auch wirklich möglich. Da kann wirklich etwas entstehen, allerdings benötigt es Zeit und auch glückliche Entscheidungen. Wennrich: Ja, vor ein oder zwei Jahren hätte ich mehr Bauchschmerzen gehabt, muss ich gestehen.

Was muss denn geschehen – wo muss der Verein noch handeln beziehungsweise einkaufen?

David: Auf der Torwartposition muss mehr Qualität her. Vielleicht kann man ja mal beim Bielefelder Stefan Ortega anklopfen. Dann bräuchten wir einen Backup für Simon „Tooorodde“ Terodde sowie ein paar erfahrene Bundesligakicker für das Mittelfeld und die Abwehr. Nicht zu viele Veränderungen, punktuelle Verstärkungen. Wennrich: Nun, ich denke eher, die größte Baustelle wird der Trainerposten sein (Mike Büskens tritt auf eigenen Wunsch zurück ins zweite Glied, würde aber dem neuen Cheftrainer als Co-Trainer weiterhin zur Verfügung stehen, Anm. d. Red). Doch die Verantwortlichen im Verein werden da schon die richtigen Ideen haben – so wie in den vergangenen zwei Jahren auch.

Auch interessant

Kommentare