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„Recht bedrückend“: Kulturverein im MK löst sich auf

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Von: Michael Koll

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Peter Kölsche, Vorsitzender des Kulturvereins „Werdohl heute“ sieht keine Alternative: Gemeinsam mit Schriftführerin Gunhilde Herzig-Schürmann und Beisitzerin Halina Maciejewski (von links) verkündete er die Auflösung der Werdohler Kultureinrichtung.
Peter Kölsche, Vorsitzender des Kulturvereins „Werdohl heute“ sieht keine Alternative: Gemeinsam mit Schriftführerin Gunhilde Herzig-Schürmann und Beisitzerin Halina Maciejewski (von links) verkündete er die Auflösung der Werdohler Kultureinrichtung. © KOLL

Fast 30 Jahre nach seiner Gründung haben die Mitglieder des Kulturvereins „Werdohl heute“ im Ratssaal die Auflösung der Kultureinrichtung in die Wege geleitet.

Werdohl – Die lang erwartete Entwicklung wurde von allen Beteiligten zwar mit Bedauern, aber letztlich ohne große Emotionen aufgenommen.

Nach drei Corona-Jahren Zwangspause eröffnete der Vorsitzende Peter Kölsche die Sitzung mit halbstündiger Verspätung. Er ließ die Pandemie-Jahre noch einmal Revue passieren: Zwar habe der Vereinsvorstand zunächst noch versucht, die Kultur in Werdohl trotz weltweiter Gesundheitskrise aufrecht zu erhalten.

So wurde Anfang 2020 der im Gewerbegebiet Dresel deponierte Bühnenwagen der Stadt in Augenschein genommen, mit welchem seinerzeit Open-Air-Veranstaltungen angedacht waren.

„Relativ wenig Zuschauer“

Doch bekanntlich kam es auch zu solchen nicht. Erst Ende 2022 und Anfang 2023 fanden wieder zwei vom Kulturverein „Werdohl heute“ organisierte Konzerte in der Stadtbücherei statt. Das Märkische Zupforchester und der Gemischte Chor Lennesang traten dabei vor jeweils kleiner Kulisse auf.

Kölsche betonte: „Es waren zwar nur relativ wenig Zuschauer da. Doch die Ensembles hatten so viel Spaß. Und genau den haben sie auch ins Publikum vermittelt. Es waren wunderschöne Abende.“

Weiter ging Kölsche auf sein Bemühen ein, den Kulturverein zu retten. Nachdem klar war, dass der gesamte Vorstand nach einer nächsten Jahreshauptversammlung nicht weiter im Amt bleiben würde, habe er zunächst den Schulterschluss mit dem Kleinen Kulturforum gesucht. Doch dieses löste sich seinerseits ebenfalls auf.

Schließlich habe Kölsche im Rat der Stadt sowie auch im Kulturausschuss eine von der Verwaltung und den heimischen Vereinen gemeinsam unterstützte Kulturarbeit angesprochen. „Konkrete Gespräche kamen leider nicht zustande“, erklärte der Vorsitzende des Kulturvereins.

Kulturbeauftragte kann Rettung nicht bieten

Vielleicht erhoffte sich Kölsche einen Lichtblick, als er anschließend Fabienne Glänzel bat, sich den elf Anwesenden im Saal einmal vorzustellen. Die städtische Kulturbeauftragte berichtete, dass sie seit Mai 2022 im Amt sei, nachdem sie zuvor acht Jahre lang im Kulturhaus in Lüdenscheid tätig gewesen sei. Mittlerweile sei sie in der Stadt Werdohl und auch bei den Kommunen des gesamten Märkischen Kreises gut vernetzt.

Als ersten Erfolg ihres Wirkens verbuchte sie die Neuaufstellung des Werdohler Weihnachtsmarktes im vorigen Jahr, welcher in diesem Jahr im Übrigen wieder zwei Tage andauern werde.

Weiter erklärte Glänzel, dass es im März und April einige Autorenlesungen in der Stadt geben werde. Und im Sommer gehe das erste Stadtfest nach der Covid19-Pandemie über die Bühne.

„In Kürze ziehe ich mit meinem Büro dann vom Rathaus in die Kuba am Bahnhof“, kündigte die städtische Kulturbeauftragte weiterhin an. „Da fungiere ich an einem neutralen Ort dann als Schnittstelle zwischen den Bürgern, den Vereinen, den Werdohler Kulturschaffenden und der Verwaltung.“

Die neue Umgebung solle helfen, Hemmschwellen abzubauen, gab Glänzel ihrer Hoffnung Ausdruck. Ihrer Einschätzung nach „verfügt diese Stadt über viele engagierte Persönlichkeiten“.

Zahl der Mitglieder immer weiter gesunken

Nicht im Gepäck hatte sie letztlich aber die Rettung des Kulturvereins „Werdohl heute“. Auch Kassierer Dieter Lohrengel konnte damit nicht dienen. Er berichtete darüber, dass während der Corona-Jahre die Zahl der Mitglieder weiter gesunken sei.

Aktuell seien es nur 26 Einzelpersonen und sieben Vereine, die unter dem Dach von „Werdohl heute“ gemeinschaftlich agierten. Entsprechend geringen seien auch die eingenommenen Mitgliedsbeiträge. Lohrengel fasste die finanzielle Lage folgendermaßen zusammen: „Es sieht nicht glorreich aus.“

Bei den folgenden Vorstandswahlen trat für keinen der Posten ein Kandidat an. Damit – so erklärte Kölsche – bleibe der zuletzt amtierende Vorstand noch für etwas mehr als ein Jahr geschäftsführend im Amt.

Außerordentliche Versammlung

Er skizzierte die folgenden Schritte: Am Mittwoch, 1. März, finde im Werdohler Ratssaal ab 19 Uhr eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, die die Vereinsauflösung mit mindestens drei Vierteln der Anwesenden beschließen müsse. Ein Jahr hätten dann etwaige Gläubiger noch die Möglichkeit, ihre Ansprüche gegenüber dem Kulturverein geltend zu machen.

Danach solle das Vereinsvermögen satzungsgemäß kulturellen Zwecken zugeführt werden. Kölsche schlug die Stadtbücherei als Nutznießerin vor. „Dort wird seit Jahren eine tolle Kulturarbeit geleistet“, begründete er.

Beim Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ meldete sich Bernd Losert, Vorsitzender des Shanty-Chores zu Wort. Er kündigte an, dass das maritime Sänger-Ensemble in diesem Jahr bei der Eröffnung der Lennefontäne am 1. Mai erstmals gemeinsam mit Schülern der städtischen Gemeinschaftsgrundschule singen werde.

Dann – ganz zum Schluss – gab es doch noch kurz einen emotionalen Augenblick, als Peter Kölsche die Versammlung mit den Worten schloss: „Das ist jetzt – nach drei Jahrzehnten – schon eine recht bedrückende Angelegenheit.“

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