Reaktionen aus Werdohl und Neuenrade
Neuerliche Lockdown-Verlängerung: „Es ist eine furchtbare Situation“
„Wenn wir zu früh lockern, wird die Zahl der Neuinfektionen wieder steigen, und das Gesundheitssystem könnte an seine Grenzen stoßen. Dazu wird sicher auch die neue Mutation beitragen“, ist Antonius Wiesemann überzeugt.
Dass die Ministerpräsidenten am Dienstag gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel beschlossen haben, den Lockdown trotz sinkender Infektionszahlen zu verlängern, ist aus Sicht des Neuenrader Bürgermeisters verständlich.
Dennoch könne er nachvollziehen, dass viele Menschen die erneute Verlängerung der einschneidenden Coronaschutz-Maßnahmen „nicht mehr gut finden“. Das Stadtoberhaupt fordert die Neuenrader deshalb zum Durchhalten auf. „Bald kommt das Frühjahr, dann ist es einfacher die Regeln einzuhalten, als in dieser düsteren Jahreszeit. Wir als Ordnungsbehörden hoffen, dass wir die Zeit bis dahin gemeinsam überbrücken können und sich die Menschen weiterhin an die Regeln halten.“
Präsenzunterricht die bessere Alternative
„Wir haben es einfach nicht in der Hand“, stellt Eva Päckert etwas resigniert fest. Obwohl das Lernen auf Distanz generell gut funktioniere, wünscht sich die Leiterin der Hönnequell-Schule in Neuenrade möglichst bald wieder „richtigen Unterricht mit Stuhlkreisen und Gruppenarbeit“. Generell sei der Präsenzunterricht für Kinder die bessere Alternative. „Zuhause zu lernen, das ist für die Kinder eine ganz besondere Herausforderung, trotz aller Hilfestellung, die wir bieten.“
Rüdiger Backes, Jugendleiter der FSV Werdohl, hätte den Start des Trainingsbetriebs begrüßt: „Es wäre gut, wenn die Kinder sich wieder bewegen könnten. Wir haben ein gutes Hygienekonzept und genügend Platz, um die Gruppen räumlich zu trennen.“ Dagegen sei die Wiederaufnahme des regulären Spielbetriebs nicht zu verantworten. „In diesem Bereich wäre das Risiko einfach zu hoch.“
Keine einheitliche Meinung in der Elternschaft
„Es gibt Eltern, die sich wünschen, dass es so schnell wie möglich weitergeht. Aber es gibt auch die, die es befürworten, dass die Schulen geschlossen bleiben, weil sie sich um die Gesundheit der Kinder sorgen“, berichtet Olivia Schürmann, die Vorsitzende der Schulpflegschaft der Albert-Einstein-Gesamtschule. Sie selbst gehöre zur zweiten Gruppe, und ist froh, dass der Lockdown verlängert wurde. „Ich persönlich glaube, dass Schulen und Kitas Ansteckungsquellen sind.“
Das digitale Lernen funktioniere deutlich besser als während des ersten Lockdowns, die Lehrer seien besonders engagiert. „Und wenn es Probleme gibt, bin auch ich jederzeit bereit zu helfen.“ Das gelte auch für Schulleiter Sven Stocks.
Gastwirtin muss an ihr Erspartes
Brigitte Mölders, die Inhaberin der Gaststätte Haus Werdohl, sehnt das Ende des Lockdowns herbei. „Es ist eine furchtbare Situation“, stellt die Werdohlerin fest. Je länger die Beschränkungen andauern, desto schwieriger werde auch ihre Situation. „Laufende Kosten, wie Versicherungen, müssen ja weiterhin bezahlt werden. Ich musste an mein Erspartes gehen und hoffe, dass ich durchhalte.“ Mölders kann nicht verstehen, dass gastronomische Betriebe schließen mussten. „Bei uns konnte man jeden Kontakt nachvollziehen. Bei privaten Feiern, die ja immer noch stattfinden, wie man gerade in Werdohl gesehen hat, ist das aber ganz anders.“