Unerwartet hohe Fördersumme für Werdohl
Nach Schließungswelle: So soll Innenstadt im MK für fast 600.000 Euro neu belebt werden
Das Heimatministerium von Ina Scharrenbach (CDU) hat mit der Gießkanne Geld über das Land ausgeschüttet. Die Werdohler Verwaltung hat am Freitag 567 824 Euro zugesagt bekommen, die für eine Stärkung der Innenstadt ausgegeben werden dürfen.
Abteilungsleiter Thomas Schroeder wurde von der Nachricht regelrecht überrascht: „Das ist wirklich ganz hervorragend.“
Den Städten wurde dieser Geldregen für Citys und Zentren nicht selbst mitgeteilt, sondern die Staatskanzlei NRW verbreitete Freitagvormittag die Nachrichten samt Förderliste an die Presse. Deshalb konnte Thomas Schroeder angesichts der Fördersumme auch nur vermuten, dass sein Förderantrag in allen drei Punkten im Heimatministerium zum Tragen kam. Um einordnen zu können, wie außergewöhnlich hoch die Summe von mehr als einer halben Million Euro für die Stadt Werdohl ist, lohnt ein Blick auf die umliegenden Städte.
Selbst Iserlohn und Lüdenscheid bekommen weniger Geld
Selbst Iserlohn und Lüdenscheid bekommen deutlich weniger als Werdohl, nur Menden reißt mit 785 000 Euro nach oben aus. Schroeder freute sich am Freitag sehr für sein Team und die Stadt: „Die viele Arbeit, die in solchen Förderanträgen steckt, hat sich voll gelohnt.“ Dabei wurde die Stadt erst sehr spät auf die insgesamt 70 Millionen Euro aufmerksam, die das Land bereits im Juli ausgeschrieben hatte.
Niedergang begann mit Schließung des WK Warenhauses
Bis vor kurzem habe sich Werdohl in Bezug auf Leerstände in der Innenstadt in einer komfortablen Situation befunden, so Schroeder. Mit Schließung des WK im Sommer habe sich die Situation innerhalb kurzer Zeit verändert. Sport Bathe, Schuh Brockhaus, Reformhaus Hardt und Chica Style schlossen oder schließen. Schroeder: „Es ist absehbar, dass wir bald eine Leerstandsproblematik bekommen.“
Beantragt wurde deshalb Geld in drei Kategorien: Der erste Punkt sind Personalkosten für einen „Innenstadtkümmerer“ oder „Zentrumsmanager“. Zweitens wurden Mittel aus dem „Verfügungsfonds für Anmietungen“ beantragt. Der dritte Fördergegenstand ist das leer stehenden WK Warenhaus, Mittel gibt es auch dem „Unterstützungspaket Einzelhandelsgroßimmobilien“. Dieser Punkt wurde im Werdohler Rathaus unter dem Arbeitstitel „Neue Chance für Werdohl“ zusammengefasst. Hier soll nach Ideen gesucht werden, welche tragfähigen Nutzungsmöglichkeiten ein ehemaliges Kaufhaus habe.
Förderaspekte sind miteinander verknüpft
Letztlich seien alle drei Förderaspekte miteinander verknüpft, fasst Schroeder die Förderideen aus Düsseldorf zusammen. Der Verfügungsfond Anmietungen verlange ein Entgegenkommen von allen Beteiligten: Besitzer und Vermieter müssen Zugeständnisse in Form von Mietnachlässen machen, andererseits sollen die Städte in der Lage sein, zwischenzeitlich Mieten zu übernehmen. Schroeder: „Dafür gibt es im Einzelfall ganz klare Regeln.“
Leerstandsflächen könnten auf subventionierte Weise an Vereine vermietet werden. Nicht nur der klassische Einzelhandel könne gefördert werden, Unterstützung kann auch an Start-ups, Künstler oder Kreativkreise gehen. Der Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten ließe sich unterstützen. Alle solche Förderungen sollen idealerweise langfristig für Belebung sorgen. Ein „Zentrumsmanager“ könne zum Beispiel die Aufgabe haben, darüber nachzudenken, was in leer stehenden Einzelhandelsflächen einziehen könnte. Dabei geht es ganz konkret um andere Nutzungen als die durch Ladenlokale.
Gesucht wird ein Netzwerker und Ideensammler
Der „Zentrumsmanager“ müsse ein Netzwerker und Ideensammler sein. Geld gibt es auch für rechtliche Beratung und Unterstützung bei der Verhandlung mit Immobilienbesitzern. „Manches ist relativ abstrakt“, räumte Schroeder ein.
Für das WK hat er die Hoffnung, dass es dort relativ schnell zu einer Vereinbarung zwischen der Besitzerin und Interessenten komme. „Ich bin zuversichtlich, dass sich da kurzfristig etwas bewegt.“
Machbarkeitsstudie als Option
Wenn es mit der Vermarktung des Kaufhausgebäudes wider Erwarten länger dauern solle, könne die Stadt mithilfe der Fördermittel reagieren, um zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen.