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„Dann könnte es richtig zünden“: MVG-Sprecher zum 49-Euro-Ticket

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Von: Ina Hornemann

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Das Deutschlandticket auf der Chipkarte stelle laut MVG-Sprecher Sulies einen riesigen Vorteil dar. Auch, weil Nutzer den unübersichtlichen Tarifdschungel umgehen könnten.
Das Deutschlandticket auf der Chipkarte stelle laut MVG-Sprecher Sulies einen riesigen Vorteil dar. Auch, weil Nutzer den unübersichtlichen Tarifdschungel umgehen könnten. © DPA/SCREENSHOT; MONTAGE: CHRISTOGEROS

2105 Neuanträge hatte die Märkische Verkehrsgesellschaft zum 1. Mai für das Deutschlandticket verzeichnet. Stand 26. April hatten 5982 von 11 600 Bestandskunden ihr Abo auf die 49-Euro-Variante umgestellt. Unabhängig davon, wie sich das Angebot langfristig auf die finanzielle Gesamtsituation der MVG auswirken mag, wertet Sprecher Jochen Sulies die Nachfrage als Erfolg: „So, wie für uns jeder Neukunde ein Erfolg ist.“

Märkischer Kreis – Während andere Verkehrsbetriebe den Verkauf für den laufenden Monat schon eingestellt haben, bleibt das Deutschlandticket für Mai noch in dieser Woche im Angebot der MVG. „Das kann sich je nach Bedarf auch für drei Wochen noch lohnen. Wir wissen ja noch nicht, wie sich die Mundpropaganda auswirken wird. 90 Prozent der Deutschen haben das 9-Euro-Ticket gekannt und im Dialog mit anderen dessen Möglichkeiten erörtert. So ein Effekt kann auch beim Deutschlandticket noch eintreten. Sofern es bundesweit keine Flickenteppiche gibt.“

Sulies spricht damit diverse Unklarheiten an, die Verkehrsverbünde aktuell noch mit den Ländern verhandeln. Dabei geht es um Hunde- und Fahrradmitnahme oder Ausnahmen bei der Fernzugnutzung. Bislang konnten Reisende auf der Strecke von Dortmund durch das Sauerland und Siegerland bis ins hessische Dillenburg in freigegebenen Fernzügen mit allen Nahverkehrstickets fahren. Täglich waren jeweils sechs IC-Verbindungen in beide Richtungen für Fahrgäste mit Nahverkehrsticket freigegeben. Das sollte Entlastung für die Region bringen, in der es seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke auf der A 45 zu erheblichen Verkehrsproblemen kommt.

Diese Regelung bleibt für viele Nahverkehrs-Fahrscheine auch bestehen – sie gilt aber eben nicht für das 49-Euro-Ticket, auf das viele Pendler jetzt umsteigen.

Denn die Deutsche Bahn und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) verhandeln seit Wochen über das Thema. Die Bahn verlangt von dem Verband einen finanziellen Ausgleich, weil durch die Sonderregelung nicht so viele IC-Tickets verkauft würden. Doch eine Einigung, wie viel Geld der Verkehrsverband dafür an die Bahn überweisen muss, sei bislang nicht gefunden worden. Ohne eine Übereinkunft sei die Nutzung des Deutschlandtickets in Fernverkehrszügen nicht möglich. Es werde aber weiterhin an einer Lösung gearbeitet.

Im Übrigen hat sich das Land NRW bislang auch noch nicht zu Vergünstigungen für Armutsbetroffene durchringen können. „Und Universitäten befinden sich aktuell auch noch in einem sehr komplexen Verhandlungsgeschehen. Insgesamt wünschen wir als MVG in dem Punkt mehr bundesweite Einigkeit. Dann kann das Deutschlandticket richtig zünden – und zwar nicht nur in Großstädten, sondern auch bei uns im ländlichen Raum“, so Sulies. „Möglicherweise wird ja sogar die Politik wachgerüttelt und es wird Verbesserungen geben in ländlichen Strukturen.“

Aktuell geht er davon aus, dass die Bestandskunden, die umgestiegen sind, sich zu 80 Prozent weiterhin im Märkischen Kreis bewegen werden. Bei den Neu-Abonnenten könnte der Bewegungsradius deutlich größer sein. Riesenvorteil des Tickets ist für Sulies die vereinfachte Tarifauskunft.

„Das ist vergleichbar mit der Fahrplanauskunft. Heute muss niemand mehr zu seiner Haltestelle gehen und nachsehen, wann sein Bus kommt oder den dicken Papierfahrplan zur Hand nehmen, es ist alles digital und spontane Veränderungen werden angezeigt. Beim Tarif war je nach Bedarf immer noch ein kleiner Dschungel zu durchwühlen, das fällt mit dem Deutschlandticket weg. Es ist alles auf dem Handy oder auf der Chipkarte gespeichert. Und ich bin froh, dass wir schon die technische Infrastruktur hatten, das so kundenfreundlich umsetzen zu können. Anderswo werden aktuell Aufkleber auf Monatskarten geklebt, die die Umstellung aufs Deutschlandticket anzeigen...“

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