„Corona hat uns Flöten gekostet“: Schützenfest-Musiker sind rar geworden

Es ist zunehmend schwierig geworden, Spielmannszüge fürs Schützenfest zu finden. „Es fehlen Frauen und wo Frauen fehlen, da fehlen Töne!“ bringt Andreas Schreiber, Oberst des Werdohler Schützenvereins, auf den Punkt.
Altena/Werdohl – „Corona hat uns Flöten gekostet“, beschreibt Andreas Schreiber die Situation. Er hat auf Facebook einen Aufruf gestartet, der sich explizit an Spielmannszüge, Tambourcorps und ähnlich ausgerichtete Gruppen richtet. „Wir suchen für unser Fest am Sonntag, 2. Juli, noch entsprechende Musik“, heißt es in dem Posting. Aktuell haben die Werdohler den Hülscheider Spielmannszug und den Musikzug des Versetaler Schützenvereins fest buchen können. „Da sind wir sehr froh drum, insbesondere auch darüber, dass uns ein Zapfenstreich gespielt werden kann am Samstag“, erklärt Andreas Schreiber. Sorge bereitet ihm allerdings, dass beim langen Festzug am Sonntag die Musik irgendwann viel zu weit weg sein könnte. „Der Zug ist ja sehr lang und die Trommler sorgen ja auch für Gleichschritt. Und die Leute möchten doch auch etwas hören!“ schildert Oberst Schreiber. Wer einer Combo angehört, darf sich gerne an a.schreiber@werdohlersv.de wenden.
Gruppen, die ihm bisher Absagen erteilen mussten, lieferten auch Begründungen: „Während Corona haben viele Frauen aufgehört, auch aus Gründen der Familienplanung. Dadurch fehlen die etwas leichteren Instrumente, die für schöne Melodien sorgen. Die Männer mit den schweren Trommeln sind geblieben, aber das reicht nicht für den Spielbetrieb. Darüberhinaus konnte während der Pandemie kein Nachwuchs generiert werden. Manche Vereine haben sich auch ganz aufgelöst, weil sie ihr Angebot einfach nicht mehr halten können. Eine bedauerliche Entwicklung!“
Ein Blick in die Festordnung des Altenaer Schützenfests zeigt, dass auch der Vorstand der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft die Angeln weit auswerfen musste, um Kapellen zu generieren: Aus Altena wird das Tamborcorps Dahle am Start sein. „Die leihen sich Musiker vom Spielmannszug Evingsen aus und umgekehrt, weshalb nicht beide bei uns spielen können“, erklärt FWG-Adjutant Jörg Nielsen. Darüberhinaus stammen alle weiteren Musikschaffenden aus dem (teils richtig weit entfernten) Umland. Die Musik wird gestellt von folgenden Kapellen: Musikzug des Versetaler Schützenvereins 1950 e.V., Musikverein Heinsberg e.V., Musikverein Neuenrade 1891 e.V., Musikverein Amicitia 1796 Garbeck e.V., Musikverein Langenei e.V., Musikverein Hagen e.V., Orchesterverein Hemer.

An Spielmannszügen konnten das Tambourcorps Dahle 1923 e.V., Spielmannszug TuRa Eggenscheid 1911 e.V., Spielmannszug TV Sundwig 1887 e.V., Spielmannszug Blau-Weiß 1928 Essen e.V. und Brass2go gewonnen werden, die Freitagmorgen im Zelt spielen werden.
In Altena ist die Musiksituation noch anders gelagert: Die Festordnung sieht vor, dass allein für den Aufmarsch je ein Blasorchester und ein Spielmannszug notwendig sind. „Da haben wir am Donnerstag neun von zehn, am Freitag sieben von zehn und am Samstag zehn von zehn für unsere fünf Kompanien. „Das ist ein guter Schnitt“, freut sich Nielsen, der seit 2021 die Musikplanung macht. Die Nöte des Werdohler Schützenbruders Andreas Schreiber sind ihm eins zu eins bekannt: „Corona hat so viel kaputt gemacht. Nicht mal unser treues Blasorchester Altena ist aktuell spielfähig“, bedauert Nielsen. Gesucht hat er entsprechend im gesamten Bundesgebiet. „Die Brasscombo fürs Zelt am Freitag kommt aus Mannheim. Das ist keine Musik zum Marschieren, aber ein Garant für gute Unterhaltung“, freut sich der Adjutant, der auch ein wenig tiefer in die Tasche greifen musste, um an musikalische Begleiter heranzukommen. „Ich habe auch schon Absagen fürs Fest 2026 bekommen. Wir behalten zwar ab jetzt wieder unseren Drei-Jahres-Rhythmus bei, aber der ist ja nun aus dem Takt geraten...“
Ganz wichtig sind fähige Leute, die am Abend des 8. Juni im Bungern den großen Zapfenstreich spielen können. Der rührt traditionell zahlreiche Altenaer – sogar jene, die mit dem Schützenwesen nichts bis wenig zu tun haben. „Den machen die Dahler mit den Versetalern. Die kennen sich, die können das. Ich glaube, das wird richtig gut!“, so Nielsen.