Bis Montagabend hatte sich das Stadtoberhaupt nicht näher zu seinen Plänen geäußert. Bei dieser jüngsten Mitgliederversammlung des KKF brach Späinghaus sein Schweigen. Zwar sei sein Begriff „zeitnah“ dehnbar, sagte er, doch ehrlicherweise habe er schon viel früher erklären wollen, was er geplant habe.
Allerdings seien seine Pläne gekoppelt gewesen an die Liquidation der städtischen Marketing-Gesellschaft. Diese zum 6. Dezember vorigen Jahres aufgelöste Einrichtung wurde geleitet vom Woge-Chef Ingo Wöste. Späinghaus betonte am Montag im Kulturbahnhof, „dass es unfair gewesen wäre, eine neue Stelle auszuschreiben, solange Herr Wöste noch im Amt war.“
Eben diese Stelle wurde zwei Tage nach dem Auflösungsbeschluss für die Marketing-GmbH ausgeschrieben mit einer Aufgabenbeschreibung, welche die Bereiche Kultur, Marketing und Freizeit umfasst. Der Bürgermeister betonte: „Bisher war in Werdohl Kultur eine Aufgabe von Reinhild Wüllner-Leisen, die dafür eine Viertelstelle hatte.“ Fabienne Glänzel wird eine Vollzeitstelle antreten. Die Kulturarbeit der Stadt werde damit deutlich aufgewertet, so Späinghaus. Glänzel sei in der Kulturszene bereits gut vernetzt, so Späinghaus.
Er versicherte: „Frau Glänzel wird Kultur in Werdohl neu denken. Das wird der erste Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in der Stadt sein.“ Nach einer Einarbeitungszeit im Rathaus werde sie ihr eigenes Büro im Kulturbahnhof beziehen – dort, wo einst die Kuba (Kunstwerkstatt im Bahnhof) von Annette Kögel untergebracht war. Der Bürgermeister unterstrich: „Dort wird Frau Glänzel auch genügend Raum haben, um mit Kulturschaffenden zusammenzutreffen.“
Späinghaus führte aus: „Vier bis fünf Bewerbungen hatten wir für diese Stelle – doch Frau Glänzel war weit besser qualifiziert als alle anderen.“ Er formulierte es noch einmal anders: „Sie kennt sich im Bereich Kulturmanagement recht gut aus und kann entsprechend schnell durchstarten.“
Fabienne Glänzel soll keineswegs alleine arbeiten. „Bei der Thematik Marketing, aber auch im Kulturbereich, soll sie vom Verein Natürlich Werdohl unterstützt werden“, sagte Späinghaus. Er selbst wurde jüngst zum Vorsitzenden dieses Vereins gewählt; 2. Vorsitzender ist mit Lutz Hoffmann (CDU), der Vorsitzende des Werdohler Kulturausschusses. „Außerdem wird Frau Glänzel andere – etwa den Kulturverein Werdohl heute – zur Mitarbeit einladen“, fügte der Bürgermeister an.
Auf jeden Fall würden die KKF-Räume weiterhin für Kultur genutzt, versicherte Späinghaus. „Doch warum soll hier nicht beispielsweise auch ein Poetry-Slam für jüngere Leute stattfinden?“, überlegte er laut. Und auch solle „die Kulturarbeit erweitert und ergänzt“ werden. So sei es perspektivisch denkbar, „dass auch im Festsaal Riesei vereinzelt wieder große Theaterveranstaltungen stattfinden“, wie es diese unter dem Namen „Kulturbogen“ gab, bis die Stadt Stärkungspakt-Kommune wurde und einem Sparzwang unterlag.
„Seither ist Kultur in unserer Stadt eindeutig zu kurz gekommen“, räumte Späinghaus klar ein. „Das werden wir ändern.“ Wie bisher die Werdohl Marketing GmbH werde Fabienne Glänzel künftig auch das Stadtfest und den Weihnachtsmarkt organisieren. „Dabei könnte sie dann auch vom erfahrenen Andreas Haubrichs unterstützt werden“, verwies der Bürgermeister auf weitere Expertise im Rathaus. Der Verein Natürlich Werdohl solle künftig als Aquisiteur von Kultursponsoring agerieren, erläuterte der Bürgermeister.
Die Reaktionen auf das neue Kultur-Konzept der Stadt Werdohl fielen am Montagabend nicht ausschließlich optimistisch aus. Zum einem kleinen Teil waren die Wortmeldungen auch überaus skeptisch. In Richtung der Kritiker rief der Bürgermeister dazu auf, „Frau Glänzel doch erst einmal eine Chance zu geben“.
Der noch amtierende KKF-Vorsitzende Heinz Rohe sprang ihm zur Seite ihm und gestand der neuen Verwaltungsmitarbeiterin zu, „sich erst einmal – wie in der Politik üblich– 100 Tage zu beweisen“.