Kulturverein besteht 30 Jahre – Auflösung dauert 90 Minuten

Einstimmig beschlossen die zwölf Anwesenden im Besprechungsraum in der ersten Etage des Rathauses die Auflösung des Kulturvereins „Werdohl heute“. Fast 30 Jahre hatte der Verein existiert. 90 Minuten lang dauerte nun die vermutlich letzte Zusammenkunft der Mitglieder.
Werdohl – Annette Wolf, 2. stellvertretende Vorsitzende des Vereins, nutzte den Abschied für einen von leichter Wehmut geprägten Rückblick: „Es war eine lange Zeit, in der viel geleistet worden ist von diesem Verein“, bilanzierte sie.
So habe es mehr als 40 Gemeinschaftskonzerte der Werdohler Chöre im Festsaal Riesei gegeben. 25 Diskussionsabende unter dem Motto „Werdohler Gespräche“ luden an unterschiedlichen Orten zum gedanklichen Perspektivwechsel ein. Notarzt Dr. Hikmet Dogan berichtete beispielsweise von seiner Arbeit. Katholiken, Protestanten, Neuapostolen und die freie evangelische Gemeinde gestalteten einen ökumenischen Abend.
Der seinerzeitige Stadtmarketingleiter Ingo Wöste entwickelte die Utopie einer fahrradfreundlichen Touristenhochburg rund um den Westpark. In Hinblick auf die Arbeit mit Flüchtlingen wurde die Frage erörtert: „Wie kann Integration gelingen?“ Und Werdohls Ehrenbürger Arnold Menshen stand ebenso an einem Abend Rede und Antwort.
Sieben Mal luden darüber hinaus heimische Pflanzenfreunde bei den „Offenen Gartenpforten“ in ihre Wellness-Oasen ein. Stadtparkkonzerte wurden unter freiem Himmel durchgeführt. Zu einer Kabarettveranstaltung konnte sogar Jochen Busse in den Festsaal Riesei geholt werden.
Ex-Bürgermeister Manfred Wolf gab allerdings der Hoffnung Ausdruck, dass sich die Kulturarbeit in der Stadt nun einfach auf neue, frische Beine stellt. Er verwies auf die seit knapp einem Jahr im Amt befindliche städtische Kulturbeauftragte Fabienne Glänzel, sowie auf neue Gruppierungen und Vereine wie die Lenne-Leute sowie die „Alt Werdohl Kulturförderung“.
Peter Kölsche, letzter von fünf Vorsitzenden, die der Kulturverein „Werdohl heute“ erlebt hat, betonte darüber hinaus, dass nun mit dem formalen Auflösungsbeschluss eine einjährige Vakanz beginne. Rechtlich sei es in diesen zwölf Monaten aber immer noch möglich, dass sich ein neuer Vorstand finde, der die Beendigung der Vereinstätigkeit noch abwenden könne.
Sein Vorschlag, die nach Ablauf dieses Sperrjahres verbleibenden Finanzmittel der Werdohler Stadtbücherei zukommen zu lassen, fand indes nicht die Zustimmung der anderen Anwesenden. Nach langer Diskussion wurde beschlossen, die Barmittel den sechs verbliebenen Vereinen zukommen zu lassen, die bis zum Schluss noch unter dem Dach des Kulturvereins „Werdohl heute“ gemeinsam agiert haben.
Namentlich sind dies die Musikschule Lennetal, das Märkische Zupforchester, der Werdohler Shantychor, der Gemischte Chor Lennesang, die Projektphilharmonie sowie das Tambourcorps Einigkeit.