Tafel: Nicht nur knappe Spenden sind ein Problem

Tafeln in Deutschland stoßen aktuell an ihre Grenzen: Viele Menschen wenden sich zum ersten Mal an eine der mehr als 960 Tafeln und bitten um Hilfe, weil ihr Geld nicht mehr zum Leben reicht. Seit Beginn der Preissteigerungen und des Krieges in der Ukraine geraten immer mehr Menschen in Not: Das spürt auch die Tafel in Plettenberg mit ihrer Zweigstelle in Werdohl sowie die Tafel in Lüdenscheid. Kürzlich haben sich beide Leitungsteams zu einem Erfahrungsaustausch im Plettenberger Sozialzentrum „Allerlei“ getroffen.
Werdohl/Lüdenscheid – Die Einrichtungen informieren sich schon seit Längerem über die Routen, auf denen die Fahrer Lebensmittelspenden einsammeln. Dennoch entstehen immer wieder Probleme. „Ihr wart doch schon hier. Das hören unsere Fahrer öfter“, berichtete Carsten Schulz. Er leitet die Werdohler Nebenstelle der Plettenberger Tafel. Ihm machen wegen der ohnehin knappen Spenden insbesondere Überschneidungen in Neuenrade Sorgen.
Denn: Tafelgäste aus Neuenrade erhalten ihre Lebensmittel über die Werdohler Tafel. Spenden gingen aber oft an die Arnsberger Tafel. „Das wissen viele nicht“, sagte Schulz.
Hanni Bethke vom Vorstand der Lüdenscheider Tafel berichtete von Foodsharern, die wie die Tafeln ehrenamtlich aussortierte oder übrig gebliebene Lebensmittel bei Betrieben abholen und sie an gemeinnützige Einrichtungen oder an Privatpersonen verteilen.
„Tafeln first muss unser Ziel lauten“, betonte sie. „Um dieses Problem müsste sich der Vorstand der Bundestafel mal kümmern.“ Sie hofft auch, dass an höherer Stelle Gespräche über Sonderaktionen der Lebensmittelkonzerne gesprochen wird. „So werden die Inhalte der Fünf-Euro-Tüten nicht mit den Tafeln abgesprochen.“ Sie habe die Erfahrung gemacht, dass diese Spenden des Öfteren nicht für Tafelgäste geeignet seien.
Thorsten Schulz von der Werdohler Tafel berichtete aber auch Erfreuliches: Die neuen Aktion im Werdohler Haus der Diakonie unter dem Motto „Iss was“ sei erfolgreich gestartet.
Senioren erhalten dort gegen einen geringen Kostenbeitrag eine komplette Mahlzeit zum Mittag. Lebensmittel, die an diesem Tag nicht verbraucht werden, werden in der darauffolgenden Woche an Bedürftige abgegeben, die keinen offiziellen Zugang zur Tafel haben.
Die Vertreterinnen und Vertreter beider Tafeln tauschten sich weiter über Tricks der wenigen schwarzen Schafe unter den Gästen aus. Dabei machten sie deutlich, dass es für alle, die beim Schummeln erwischt werden, kein Pardon geben dürfe.