In diesem Familienzentrum lernen die Kinder im Garten

Das Projekt „Acker Racker“ im Familienzentrum Wunderkiste kommt nicht nur bei den Kindern bestens an. Das hat mehrere Gründe.
Werdohl – „In den nächsten Haushaltsplan werden die Kosten für einen Mähdrescher und einen Traktor eingestellt“, sagt Bürgermeister Andreas Späinghaus, blickt anerkennend auf Mais, Kartoffeln und Co. – und lacht herzlich. Natürlich werden landwirtschaftliche Maschinen dieser Dimension im Städtischen Familienzentrum Wunderkiste nicht benötigt, doch eines steht schon jetzt fest: Das Projekt „Acker Racker“ kommt so gut an, dass die Anbaufläche im kommenden Jahr vergrößert werden soll.
Nachdem sich das Kita-Team für die Teilnahme am Bildungsprogramm „Acker Racker“ entschieden hatte, das durch den Verein Acker e.V. betreut wird, konnte es im November losgehen: Eine zehn mal vier Meter große Rasenfläche auf dem Kita-Gelände wurde mit Blättern und Rasenabschnitt bedeckt, und durch dieses Mulchen auf die weitere Bearbeitung im Frühjahr vorbereitet. Bis zum großen Pflanztag am 9. Mai investierten Kinder, Erzieherinnen und Eltern noch viel Arbeit in die Vorbereitungen. Auf das Ergebnis sind alle Beteiligten stolz – zu Recht, wie Bürgermeister Andreas Späinghaus und Jugendamtsleiter Michael Thomas-Lienkämper bei ihrem Besuch in der Wunderkiste feststellten.

Marina Grabau, die Leiterin der Einrichtung, freute sich, den Gästen den „Kindergarten-Acker“ gemeinsam mit Sifanur Türkmen und Maike Möller präsentieren zu können. Die beiden Erzieherinnen hatten für das Projekt an einer Fortbildung von Acker e.V. teilgenommen. „Aber unser gesamtes Team steht dahinter. Alle nutzen das Angebot mit den Kindern“, unterstreicht Marina Grabau.
Alle 65 Mädchen und Jungen sind „Acker Racker“ geworden – und sorgen so nicht nur dafür, dass das Frühstücksbuffet in der Wunderkiste täglich durch frisches Bio-Gemüse enorm bereichert wird. „Die Kinder erfahren, wo unser Gemüse überhaupt herkommt“, stellt die Kita-Leiterin fest. „Sie lernen etwas über den natürlichen Kreislauf und haben mehr Achtung vor der Natur“, ergänzt Bürgermeister Andreas Späinghaus. „Und durch die Mitarbeit entwickeln sie eine andere Wertschätzung für diese Lebensmittel“, ist Jugendamtsleiter Michael Thomas-Lienkämper überzeugt. Für ihn steht fest: In einer Zeit, in der Internet, Handy und Computerspiele immer wichtiger werden, „ist es absolut notwendig, sich wieder mit Ursprünglichem zu beschäftigen.“ Diese Möglichkeit hätten aber längst nicht alle Kinder in ihren Elternhäusern, stellt der Bürgermeister fest: Wer beispielsweise keinen Garten habe, der könne seinem Kind diese Erfahrung zuhause einfach nicht bieten.
Für die „Acker Racker“ der Wunderkiste stehen die Bildungsaspekte natürlich nicht unbedingt im Vordergrund. „Die Kinder lieben es, sich im Acker zu beschäftigen. Sie wollen am liebsten alle gleichzeitig ins Beet“, berichtet Marina Grabau. Egal, ob es darum geht, die Erde um die Gemüsepflanzen mit der Hacke zu lockern, das Beet von unerwünschtem Bewuchs zu befreien oder aber zu ernten oder zu gießen: Die Mädchen und Jungen sind begeistert. „Und auch die Eltern sind sofort dabei, wenn es etwas zu tun gibt.“

Und nicht nur das: Sie „kaufen“ den Kindern auch gerne ihr Gemüse ab: „Wir hatten so viele Zucchini, dass wir nicht mehr wussten, wohin damit“, erzählt Marina Grabau. So entstand schließlich die Idee vom „Marktstand“ in der Wunderkiste: Die Eltern können von dort jeweils einen Teil der Ernte gegen eine freiwillige Spende mitnehmen und daheim verarbeiten.
Im kommenden Jahr soll nicht nur eine zweite Beetfläche dazukommen. Auch eine Wildblumenwiese möchte das Team der Wunderkiste mit den Kindern und mit Unterstützung der Eltern einsäen, um damit Bienen und anderen Insekten zu helfen. Und das Thema Nachhaltigkeit soll eine noch größere Rolle spielen: „Wir wollen die Bewässerung auf Regenwasser umstellen“, kündigt Marina Grabau an.