Hat nicht nur die zartesten Därme: Darum begeistert Markthändler seine polnischen Kunden

„Einmal Krakauer und das aktuelle Programm von Telewizja Polska bitte!“ Das sind keine ungewöhnlichen Worte auf dem Werdohler Wochenmarkt, den die Familie von Szarko Czeslaw schon seit fast 20 Jahren mit ihren schlesisch-polnischen Wurstspezialitäten anfährt.
Werdohl – Insbesondere die polnischstämmige Bevölkerung schätzt den Geschmack der alten Heimat sehr, denn im Angebot ist sogar ein wenig Muttersprache. Der Zeitschriftenständer im Marktstand fällt auf: Kreuzworträtselhefte, Fernsehprogramme, Klatsch- und Tratschhefte hängen über der Auslage von Wurstspezialitäten.
„Die lassen wir jede Woche aus Polen liefern und verkaufen die mit. Unsere Stammkundschaft guckt ja gerne öfter noch polnisches Fernsehen über Satellit oder Internet. Die Programme der Sender stehen ja nicht in der deutschen Fernsehzeitschrift“, erklärt Szarko Czeslaw, der sogar ein Blatt über historische Medizintechniken in polnischer Sprache mitbringt, wenn er donnerstags den Werdohler Wochenmarkt ansteuert.

Auch Eva Skrzypczek lässt sich ab und zu eine Zeitschrift mit in die Einkaufstüte packen. Sie ist Kundin bei insgesamt drei polnischen Verkaufswagen, die Werdohl auch jenseits des Wochenmarkts ansteuern. Ein Händler hält regelmäßig in Pungelscheid, ein anderer am Rathaus. „Der von Czeslaw ist aber der beste, der hat die zartesten Därme!“ schwärmt Eva Skrzypczek.
Vor 35 Jahren ist sie aus Polen nach Deutschland gezogen, wählte gezielt an den deutschen Wursttheken polnische Spezialitäten aus und fand den Geschmack der alten Heimat doch nirgendwo wieder. „Die Gewürze sind anders“, beschreibt sie. „Und bei mir die Konsistenz!“, ergänzt Markthändler Szarko Czeslaw, der auf die Naturdarmproduktion seines Vaters und Bruders in der Arnsberger Familienmetzgerei stolz ist.
Eva Skrzypczek kann ihre Bestellung getrost in polnischer Sprache aufgeben, Regina Krämer bestellt auf Deutsch. „Ich mag gerne die Kalbswürstchen und die Grützwurst. Ich selbst komme nicht aus Polen, aber meine Oma. Daher kenne ich die polnische Küche. Ich mag die Rezepturen, die sind sehr bodenständig. Wenn ich es zum Markt schaffe, nehme ich gerne was mit.“

Typische Spezialitäten bei Szarko Czeslaw sind Braunschweiger, Krakauer, Wellwurst, Jäger- und Wacholderwurst. Dazu kann man frische Piroggen, eingelegte Gurken und sogar polnische Limonade bekommen.
Der Markt dafür ist da: „Ursprünglich hat mein Vater das Geschäft allein betrieben, dann ist mein Bruder mit eingestiegen und ich habe dann wegen der großen Nachfrage meinen Beruf aufgegeben, um mitzuhelfen“, berichtet Szarko Czeslaw. Kontrastreicher konnte der Branchenwechsel kaum sein: Im ersten Leben war der Arnsberger Gas-Wasser-Installateur.