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„Bitte vertragt euch“: Grundschüler schicken persönliche Botschaften in die Ukraine

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Von: Maximilian Birke

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Kiloweise Kerzenwachs und Konservendosen wurden in den Grundschulen gesammelt und am Mittwoch an die Friedenshelfer übergeben. Daraus sollen sogenannte Grabenkerzen entstehen.
Kiloweise Kerzenwachs und Konservendosen wurden in den Grundschulen gesammelt und am Mittwoch an die Friedenshelfer übergeben. Daraus sollen sogenannte Grabenkerzen entstehen. © Birke

Kräftig mit an packten am Mittwoch die Grundschüler aus Kleinhammer: Jan Schoene von den Friedenshelfern hatte die Schule besucht, um dort gespendetes Kerzenwachs und Konservendosen abzuholen. Daraus sollen nun sogenannte Grabenkerzen entstehen, die den Streitkräften und der Zivilbevölkerung in der Ukraine zugute kommen.

Werdohl – „Damit kann man kleine Öfen beheizen und so für Wärme sorgen“, erklärte Friedenshelfer Schoene, der vor Kurzem die Leitung der Hilfsorganisation aus Werdohl von Initiatorin Johanna Trautmann-Stuberg übernommen hat. Die Grundschüler unterstützen ihn tatkräftig dabei, kiloweise Wachs und Konserven in sein Auto zu räumen. Beteiligt hatten sich an der Sammlung nicht nur die Familien der Grundschüler aus Kleinhammer, sondern auch von der Königsburg und von der katholischen Grundschule St. Michael.

Ein Bild mit Aussagekraft: „Bitte vertragt Euch“ steht unter dem zerbrochenen Herz, das die Freundschaft zwischen Russland und der Ukraine symbolisiert.
Ein Bild mit Aussagekraft: „Bitte vertragt Euch“ steht unter dem zerbrochenen Herz, das die Freundschaft zwischen Russland und der Ukraine symbolisiert. © Birke, Maximilian

Das Material für die Grabenkerzen sollte aber längst nicht das einzige sein, was die jungen Werdohlerinnen und Werdohler Jan Schoene für die Ukraine mitgaben: Sie hatten auch Bilder gemalt, die schon bald die Blechhütten und anderen Unterkünfte der Kämpfer an der Front verschönern, ihnen Mut und Hoffnung geben sollen.

„Wir haben mit den Kindern im Unterricht Friedenssymbole thematisiert“, erklärte Nina Manns, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule. Dabei seien diese kleinen Kunstwerke entstanden, die zum Teil auch politische Botschaften tragen. So zeigt ein Bild zum Beispiel ein zerbrochenes Herz. Die zwei Hälften sind unterschiedlich gestaltet: Eine trägt die ukrainische Nationalflagge, die andere die russische. Unter diesem Symbol steht geschrieben: „Bitte vertragt Euch.“ Es sind Botschaften, die unter die Haut gehen. Gerade dann, wenn sie von Kindern kommen.

Emotional sei es auch, wenn man den Kindern aus der Ukraine zuhöre, die derzeit in Werdohl leben und an den Grundschulen unterrichtet werden. Sie berichteten im Unterricht von prägenden Erlebnissen: „Wir hören von der Situation vor Ort. Von zerstörten Gebieten, zu denen die geflüchteten Familien einen Bezug hatten, und in denen es jetzt keinen Strom und kein Internet mehr gibt“, erzählt Maria Apprecht, Leiterin der Grundschule St. Michael. „Man merkt, dass die Kinder etwas tun wollen, um zu helfen. Aktionen wie diese sind für die Kinder auch gut, weil sie sich dadurch etwas weniger ohnmächtig fühlen. Das kann ihnen helfen, aus einem Trauma herauszukommen“, sagt Apprecht weiter. Außerdem sei es schön, die starke Solidarität zu sehen.

Tatkräftig halfen die Grundschüler beim Verladen der Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. Die sollen am 20. Februar nach Bachmut transportiert werden.
Tatkräftig halfen die Grundschüler beim Verladen der Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. Die sollen am 20. Februar nach Bachmut transportiert werden. © Birke, Maximilian

Die Kerzenreste und Konservendosen und auch die Kinderkunstwerke sollen am 20. Februar nach Bachmut geliefert werden, eine Stadt von der Größe Lüdenscheids, die seit dem russischen Überfall Schauplatz schwerer Kämpfe ist. Den Transport dorthin übernehme ein Mann, der bis Kriegsbeginn ein Touristikunternehmen in der Ukraine führte, erklärt Jan Schoene. „Als der Krieg begann, hat er Busse gekauft, um Menschen zu evakuieren. Mittlerweile besitzt er mehrere Transporter, die er nun für geplante Hilfslieferungen einsetzt.“ Der Kontakt zu dem Helfer in der Ukraine sei über dessen Frau entstanden, die aktuell in Lüdenscheid lebt, sagt Schoene. Für die Friedenshelfer sei diese Verbindung sehr wertvoll, weil sie so wissen: Ihre Hilfe kommt da an, wo sie gebraucht wird.

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