Gemeinden vor schwieriger Entscheidung
Gottesdienste an Weihnachten: So ist der Stand in Werdohl, Neuenrade und Balve
Seit Monaten planen die Kirchengemeinden in Werdohl, Neuenrade und Balve, wie sie unter Corona-Bedingungen Weihnachtsgottesdienste feiern können. Denn normalerweise sind die Kirchen an keinem Tag so voll wie am Heiligen Abend.
Seit Mittwoch nun steht es fest: Die Evangelische Kirche von Westfalen hat die deutliche Empfehlung ausgesprochen, bis zum 10. Januar auf Präsenzgottesdienste zu verzichten – und das auch zu Weihnachten. Auch die katholischen Kirchengemeinden überlegen noch, was zu tun ist.
Bei aller Enttäuschung, dass auch auf die wichtigsten Gottesdienste des Jahres nun komplett verzichtet werden muss, ist das Verständnis groß. Von einer „schwierigen Abwägung zwischen dem Verkündigungsauftrag der Kirche und dem Gesundheitsschutz“ sprach Dr. Christof Grote.
Online-Konferenz mit Präses Dr. Annette Kurschus
Der neue Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg hat am Dienstag selbst an der Online-Konferenz mit Präses Dr. Annette Kurschus sowie den Superintendenten und Kirchenleitungen der Evangelischen Kirche von Westfalen teilgenommen. Er berichtet, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Zweieinhalb Stunden habe diese Konferenz gedauert.
Auch für ihn selbst, so betonte Grote, sei es bitter, dass er als neuer Superintendent, der noch nicht einmal zwei Monate im Amt ist, den Gemeinden mitteilen müsse, dass sie keine Weihnachtsgottesdienste feiern können. „Aber wenn ich die Zahlen von heute sehe, kann ich die Empfehlung mittragen“, sagte er am Mittwoch. Er sei froh, dass zumindest viele Kirchen offen seien, um den Menschen in dieser Zeit Andacht und Gebet zu ermöglichen. Außerdem gebe es in vielen Gemeinden die Möglichkeit von digitalen Gottesdiensten. Von den Pfarrern wisse er, sagte Grote, dass sie in der Seelsorge stark involviert seien und den Kontakt zu den Gemeindemitgliedern halten.
Gemeinden noch im Abstimmungsprozess
Wie die Gemeinden vor Ort mit dem Appell der Landeskirche umgehen, ist noch offen. „Wir werden noch einmal zu einer Presbyteriumssondersitzung zusammenkommen, um zu beraten, was in dieser herausfordernden Situation zu tun ist“, sagte beispielsweise Pfarrer Dirk Grzegorek, Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Kirchengemeinde Werdohl. Die Gemeinde hatte bereits beim ersten Lockdown im Frühjahr innovative Möglichkeiten gefunden, mit den Gemeindegliedern in Kontakt zu bleiben. Gut möglich, dass sie auch im Weihnachtslockdown wieder darauf zurückkommt und beispielsweise Gottesdienste per Live-Stream in die Wohnzimmer überträgt.
Die katholische Pfarrei St. Michael Werdohl/Neuenrade hatte erst am Dienstag mitgeteilt, dass bis zum 10. Januar zwar die Werktagsgottesdienste und die Gottesdienste an Silvester und Neujahr ausfallen, die Messen an Heiligabend und Weihnachten aber wie geplant stattfinden sollen. Ob das aber tatsächlich so kommt, ist keineswegs sicher. „Die Planung steht nach wie vor auf dem Prüfstand. Es wird bei uns auf allen Ebenen diskutiert, denn wir sehen ja auch, dass sich die Lage ständig ändert“, sagte am Mittwoch Klaudia Grobel, Verwaltungsleiterin der Pfarrei.
In Balve soll noch in dieser Woche entschieden werden
Das genaue Vorgehen bei der Durchführung der vorgesehenen Christmessen und Gottesdienste wird auch im katholischen Pastoralverbund Balve-Hönnetal und in der Evangelischen Kirchengemeinde Balve noch diskutiert. Es müsse innerhalb der eigenen Gremien noch abgestimmt werden, teilten der katholische Pfarrer Andreas Schulte und die evangelische Pfarrerin Antje Kastens mit. Ergebnisse würden wahrscheinlich am Donnerstag (Pfarrerin Kastens) beziehungsweise am Freitag (Pfarrer Schulte) mitgeteilt. Die Möglichkeit einer Live-Übertragung von Gottesdiensten über das Internet wäre zumindest in der Balver St.-Blasius-Kirche gegeben. Das ist im ersten Lockdown schon praktiziert worden.