1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Werdohl

Die „nette Toilette“ kann eine Alternative zum öffentlichen WC sein

Erstellt:

Von: Ina Hornemann

Kommentare

In Plettenberg gibt es die „nette Toilette“ schon – zum Beispiel im „Elfer“ in Böddinghausen. Jessica Kosch, 1. Vorsitzende des TuS Plettenberg, konnte den darauf hinweisenden Sticker im November 2022 am Vereinsheim anbringen. ARCHI
In Plettenberg gibt es die „nette Toilette“ schon – zum Beispiel im „Elfer“ in Böddinghausen. Jessica Kosch, 1. Vorsitzende des TuS Plettenberg, konnte den darauf hinweisenden Sticker im November 2022 am Vereinsheim anbringen. © S

Die finanziellen Spielräume der Stadt sind so ausgeschöpft, dass es im Rahmen der Haushaltsberatungen im Rat kaum Diskussionsbedarf gab. Doch eines „stinkt“ allen Ratsmitgliedern: Die Vermüllung der Stadt – inklusive menschlicher Hinterlassenschaften, die das Stadtbild zusätzlich beflecken. Nun soll gehandelt werden.

Werdohl – Ausgangspunkt der Diskussion war der Antrag der CDU-Fraktion, die für die Errichtung einer Toilettenanlage an der Lennepromenade vorgesehenen Haushaltsmittel in Höhe von 95 000 Euro zu Gunsten der Werdohler Grundschulen umzuwidmen. Das geht, sofern geeignete Investitionsmaßnahmen an den Grundschulen gefunden sind.

Kleine und große Geschäfte bleiben trotzdem Thema: Die SPD hat ein Projekt entdeckt, das „die nette Toilette“ heißt und für Werdohl angestoßen werden soll, da die Zahl öffentlicher Toiletten hier begrenzt ist. Der Antrag sieht vor, dass die Verwaltung Kontakt mit den Gastronomen der Stadt aufnimmt, um sie zu ermutigen, auch Nicht-Kunden auf die Toilette zu lassen und das entsprechend zu kennzeichnen – auch vor dem Hintergrund, dass so auch neue Kunden generiert werden könnten. Der Rat beschloss, den Antrag an den Wirtschaftsförderer zu geben. Und die WBG will die Lennegastronomie vorangetrieben sehen seitens der Verwaltung.

Auch das leidige Thema Dreck musste angesprochen werden: Für die SPD lasse die Sauberkeit im gesamten Stadtgebiet zu wünschen übrig. Die Verwaltung solle nun nach Möglichkeiten suchen, um die Situation zu verbessern. Um zu verdeutlichen, dass das nicht so leicht sein würde, brachte Andreas Späinghaus ein Beispiel an: „Man kann sonntags an den Hinterlassenschaften auf den Parkplätzen sehen, ob in einem Zwei- oder Viertürer gegessen wurde. Es sind Bürger, die ihre Stadt selbst verdrecken.“ Der Bürger an sich könnte das Problem durch Disziplin und auch durch die Teilnahme an der Reaktivierung der Bürger-Sauberkeits-Initiative lösen, wie Mitglieder der antragstellenden Fraktion ergänzten.

Ein gutes Beispiel wollte Dirk Middendorf (CDU) nicht unerwähnt lassen: „Unsere Angler halten ihre Gebiete sauber wie niemand anders!“ Der Antrag erhielt Zustimmung, wie übrigens sehr viele in der Haushaltsratssitzung. Andreas Späinghaus lobte die faire und angemessene Diskussionskultur. Nur eins stieß dem Bürgermeister etwas sauer auf: Drei Mitglieder der SPD-Fraktion hatten den Ratssaal noch vor Abschluss der Abstimmungen verlassen.

Insgesamt 28 Anträge hatten CDU, SPD und WBG zur Ratssitzung eingebracht. Ein weiterer, heiß diskutierter Punkt war die Kreisverkehrgestaltung in Höhe von VDM, die die SPD gerne vorangetrieben sähe.

Jürgen Henke setzt sich seit Langem für eine Gestaltung des VDM-Kreisels ein. Nun musste Bürgermeister Andreas Späinghaus jegliche Träume bezüglich der Verschönerung begraben: „Wir können es uns nicht leisten“.
Jürgen Henke setzt sich seit Langem für eine Gestaltung des VDM-Kreisels ein. Nun musste Bürgermeister Andreas Späinghaus jegliche Träume bezüglich der Verschönerung begraben: „Wir können es uns nicht leisten“. © Griese, Volker

Bemühungen dieser Art gibt es seit 2021. „Aber der Haushalt von 2021 war ein anderer und in dem von 2023 ist kein Kunstwerk drin“, betonte Bürgermeister Andreas Späinghaus. Befremden über die Ablehnungshaltung kam auch bei Detlef Seidel (CDU) auf: „Ich frage mich, warum ich mich überhaupt stundenlang mit dem Thema beschäftigt habe...“

Zu den zunehmend schrumpfenden Kapazitäten im Stadtsäckel hätten sich enorm hohe Auflagen für Kreisverkehrgestaltungen gesellt, ergänzte Späinghaus: Blendfreies Material, höchste Anforderungen an Stabilität und die regelmäßige Überprüfung von Sicherheitsrichtlinien sind heutzutage an Kreisverkehrgestaltungen gebunden.

„Wir haben keinen Ansatz, es ist illusorisch, wir können es uns nicht leisten“, bekräftigte der Bürgermeister. Am Ende – die FDP hatte noch eine mögliche Werbebepflanzung eines Gartenbauunternehmens eingebracht – wurde der SPD-Antrag gänzlich zurückgezogen.

Alles, was schön und attraktiv ist, kostet. Die CDU hatte einen Sperrvermerk im Haushalt für „Maßnahmen zur Verschönerung der Innenstadt“ beantragt, weil sie Folgekosten für einige Punkte wie die Brunnenunterhaltung am Colsman-Platz nicht ausreichend dargestellt sieht (wir berichteten). Jürgen Henke (SPD) schlug vor, den Arbeitskreis noch einmal zu aktivieren zur Erlangung einer konkreteren Übersicht. Stefan Ohrmann (CDU) gab zu bedenken: „Die Arbeitskreise werden euphorisch gefeiert und die Politik muss am Ende ablehnen.“ Auf den Vorschlag der Verwaltung, das Stadtmobiliar aus dem Sperrvermerk herauszunehmen, konnte sich der Rat letztlich einigen. „Die Bänke müssen gemacht werden“, daran geht kein Weg vorbei, bekräftigte Thorsten Hänel (WBG).

Auch interessant

Kommentare