18.000er-Marke übersprungen: Flüchtlinge lassen Einwohnerzahl steigen

[Update 6. Februar, 9.55 Uhr] Zum ersten Mal seit sieben Jahren hatte die Stadt Werdohl im Jahr 2022 wieder mehr als 18.000 Einwohner. Das geht aus der Bevölkerungsstatistik hervor, die die Stadtverwaltung dem Ausschuss für Umwelt- und Stadtentwicklung vorlegt. Das Zahlenwerk liefert interessante Einblicke.
Werdohl – Mit 18.339 Einwohnern (2021: 17.727) hatte Werdohl im vergangenen Jahr eine Größe wie zuletzt vor elf Jahren: Im Jahr 2011 wohnten 18.351 Menschen in der Stadt an Lenne und Verse. 2016 rutschte Werdohl dann mit 17.892 Einwohnern unter die 18.000er-Marke.
Zurückzuführen ist dieser Aufwärtstrend im Jahr 2022 wohl in erster Linie auf die Zuwanderung von Flüchtlingen aus der Ukraine. Der Saldo aus Zu- und Wegzügen von Menschen aus dem Kriegsland in Osteuropa ergab ein Plus von 174 Menschen. Aber auch aus Bulgarien (+ 37) und aus Rumänien (+ 35) kamen mehr Menschen nach Werdohl. Alle ausländischen Zu- und Wegzüge verursachten eine Bevölkerungszunahme von 305 Personen.
Die Ausländerquote der Stadt Werdohl betrug im vergangenen Jahr exakt 24 Prozent (2021: 23,9 Prozent). Von den ausländischen Einwohnern Werdohls waren 11,6 Prozent Türken und 3,2 Prozent Bulgaren oder Rumänen.
Von den in Werdohl lebenden ausländischen Staatsbürgern haben im vergangenen Jahr 53 einen Einbürgerungsantrag gestellt, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. 18 seien tatsächlich eingebürgert worden, teilt die Stadtverwaltung in ihrer Statistik mit und beruft sich dabei auf Zahlen des Märkischen Kreises. Die Erfolgsquote bei den Einbürgerungsbemühungen war aber so gering wie seit Jahren nicht mehr: Für nur 34 Prozent der Bewerber aus Werdohl war das Verfahren erfolgreich. In vier vorausgegangenen Jahren schwankte die Quote nach Kreis-Angaben zwischen 56,4 und 83,3 Prozent.
Deutlich gesunken ist im Jahr 2022 die Geburtenrate: Nur 166 Werdohler Babys erblickten das Licht der Welt. Gegenüber dem Vorjahr waren das 27 Babys oder 14 Prozent weniger. Noch weniger Neugeborene gab es zuletzt im Jahr 2018 (164). Im Mittel der vergangenen fünf Jahren betrug die Geburtenrate 180,6. Die meisten der 2022 geborenen Werdohler Babys, nämlich 60, stammen von deutschen Vätern und Müttern ab. Die zweitgrößte Gruppe der Neugeborenen, genau 48, haben deutsch-türkische Eltern. Auch vier bulgarische, zwei rumänische und sogar ein ukrainisches Neugeborenes wurden am Werdohler Standesamt angemeldet.
Auffällig ist, dass im Jahr 2022 kein Kind geboren wurde, dass ausschließlich türkische Eltern hatte. Ordnungsamtsleiterin Andrea Mentzel hat eine Vermutung, woran das liegen könnte: „Ich nehme an, das ist darauf zurückzuführen, dass sehr viele junge Menschen bereits die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen oder gewählt haben. Auch 2021 hatten wir nur eine rein türkische Geburt.“
Rückläufig war im Jahr 2022 überraschenderweise die Zahl der Eheschließungen. Nach zwei Corona-Jahren mit vielen Einschränkungen hätte man erwarten können, dass viele Paare ihre Hochzeiten nachholen wollen. Doch tatsächlich gaben sich nur 111 Paare das Ja-Wort. Das waren 55 (- 33,1 Prozent) weniger als im Jahr 2021 und rund 19 (- 14,9 Prozent) weniger als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die meisten Eheschließungen (78) erfolgten zwischen deutschen Partnern, dahinter folgten die deutsch-türkischen und die rein türkischen Ehen (jeweils acht).
Auf die Bevölkerungszahl ausgewirkt hat sich der Sterbeüberschuss von 116 Personen. 282 Werdohler sind im vergangenen Jahr gestorben, das waren 48 (+ 20,5 Prozent) mehr als im Jahr zuvor und 26 (+ 10,2 Prozent) mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die überwiegende Mehrzahl der Verstorbenen (248) hatten die deutsche Staatsbürgerschaft
Die eigentlich für Montag, 6. Februar, geplante öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung hat die Stadt Werdohl auf Wunsch des Vorsitzenden Jürgen Henke (SPD) mittlerweile abgesagt.