Schweizer Unternehmen hat sich verplant
Georg Fischer holt 60 Gießer zurück
Eigentlich war der 25. September der letzte Gusstag bei Georg Fischer in Werdohl. Mit einer feierlichen Ansprache und einer kleinen Versammlung wurde dieser historische Tag gewürdigt. Eigentlich. 25 eigene Gießer hat die Geschäftsführung jetzt zurückgeholt, weitere 35 Externe befristet oder als Leiharbeiter angestellt. Zwei Maschinen gießen wieder Getriebegehäuse aus Aluminium.
Werdohl -Eigentlich hatte Georg Neuschütz die Gießerei in Werdohl bereits abgewickelt. Wochenweise war der gebürtige Kölner und jetzige Wahl-Schweizer an der Lenne, um die Auflösung des Standortes zu regeln. Neuschütz gehört zur GF-Geschäftsführung und ist der Stellvertreter von Carlos Vasto, der den Bereich „Casting Solutions“ bei GF verantwortet.
Jetzt schlägt Neuschütz wieder tageweise sein Nachtlager an der Lenne auf, weil er mit dem Betriebsrat über eine befristete Wiederaufnahme der Produktion verhandelt.
Neuschütz verweist auf den Konzern-Pressesprecher der GF-Gruppe, Beat Römer. Die finale Schließung des Gießereistandortes am Bahnhof werde voraussichtlich um drei bis sechs Monate verschoben, sagt der Mann aus Schaffhausen. Konkret würden zwei Maschinen wieder in Betrieb genommen, die Mitarbeiter sollen befristet weiterbeschäftigt werden. Römer betont, dass diese Weiterbeschäftigung keinerlei Auswirkungen auf den bereits im Frühjahr ausverhandelten Sozialplan habe.
Grund der temporären Weiterführung der Produktion seien „gestiegene Kundenabrufe“ von Gussteilen. Ob die GF-Gießerei in Österreich nicht die erforderliche Qualität oder nicht die nötigen Mengen liefern können, bleibt bei Römer unklar.
Der Betriebsratsvorsitzende Bilal Karakilic wird noch an Heiligabend deutlicher. Die Nachfrage von ZF nach Getriebegehäusen sei nur „ganz leicht hochgegangen“. Grund für die Wiederaufnahme der Produktion in Werdohl seien Schwierigkeiten des österrreichischen GF-Werks in Herzogenburg.
Karakilic: „Weder die Performance noch die Qualität dort sind in Ordnung.“ Obwohl vorgegossen worden sei, habe GF die Lücke bei den Getriebegehäuse für den Kunden ZF nicht schließen können. Der Kunde habe so nicht zufriedengestellt werden können.
Das eigentlich stillgelegte GF-Werk am Bahnhof werde deshalb temporär wieder hochgefahren. Zwei Maschinen seien wieder in Betrieb, eine produziere allein für das Werk II in der Schlacht.
25 eigene Mitarbeiter seien geblieben, sie wären eigentlich zum Jahresende ausgeschieden. Jetzt gingen sie sechs Monate später in die Auffanggesellschaft. Es habe sehr viel Interesse bei der eigenen Belegschaft gegeben, einen kurzzeitigen Vertrag zu bekommen, so Karakilic. 35 externe Personen seien als Leiharbeiter oder befristet für ein halbes Jahr eingestellt worden. Karakilic ist skeptisch gegenüber den Planungen der Geschäftsführung: „Sechs Monate, heißt es. Wer weiß für wie lange wirklich? Vielleicht wendet sich das Blatt wieder.“ Vieles sei durch die Geschäftsführung geplant worden, nicht alles habe auch so geklappt.
Mitte 2019 wurde klar, dass die GF-Gruppe die Gießerei in Werdohl aus wirtschaftlichen Gründen auflösen und teilweise verlagern will. In Werdohl wurde vor allem ein 8-Gang-Automatgetriebe für den Kunden ZF gegossen, das bei vielen Fahrzeugherstellern verbaut wird. 350 Arbeitsplätze in der Gießerei fallen weg. Einige wechselten ins GF-Werk an der Schlacht, wo Gehäuse für den Audi-E-Tron weitgehend maschinell weiterverarbeitet werden.