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Hoffnung für Mieter: Es gibt viel Geld zurück

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Von: Volker Griese

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Wer mit Öl und Gas heizt, fängt in den unsicheren Zeit an zu rechnen und denkt über einen Umstieg auf Alternativen nach.
Mit Bangen warten Mieter oft auf die nächste Heizkostenabrechnung. In Werdohl haben viele Wohnungsinhaber jetzt Grund zur Hoffnung. © Fabian Neuenzeit

Mieter der Wohnungsgesellschaft Werdohl-Neuenrade (Woge) können sich wohl auf eine beträchtliche Heizkostenrückzahlung freuen. Davon geht jedenfalls Woge-Geschäftsführer Ingo Wöste aus. „Unsere Mieter werden im Sommer eine fette Guthabenauszahlung erhalten“, verspricht er.

Werdohl – Dass sich nach Gasknappheit und gestiegenen Preisen infolge des Ukraine-Krieges für die allermeisten Mieter nun alles zum Guten wendet, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Wöste nannte den guten energetischen Standard der meisten Woge-Häuser, den bislang milden Winter und die von Woge und Mietern gleichermaßen getroffenen Maßnahmen als Hauptgründe für die zu erwartenden hohen Erstattungsbeträge.

Bereits im August hatte die Woge die monatlichen Abschlagszahlungen ihrer Mieter für die Heizkostenabrechnung um 50 Prozent erhöht. Damit sollten die Mieter angesichts gestiegener und möglicherweise noch weiter steigender Energiepreise vor hohen Nachzahlungen geschützt werden.

Vor Beginn der Heizperiode im Herbst hatte die Woge dann ihre Mieter zum Energiesparen aufgerufen, aber auch selbst Maßnahmen ergriffen, um den Verbrauch von Gas zu reduzieren. So hatte die Woge die Heizungen entlüftet, die Nachtabsenkungstemperatur um zwei Grad gesenkt und weitere Einstellungen vorgenommen, um die Heizanlagen möglichst effizient betreiben zu können.

„Für Sparverhalten belohnt“

Gleichzeitig hatte Werdohls größer Vermieter den Bewohnern seiner rund 1400 Wohnungen in Werdohl und Neuenrade Handlungsempfelungen an die Hand gegeben, mit denen die Mieter selbst Einfluss auf die Höhe der Heizkosten nehmen konnten: Temperaturempfehlungen für die verschiedenen Räume, Hinweise zum richtigen Lüften und sinnvollen Heizen beispielsweise.

Die Hezkosten im Griff: Woge-Geschäftsführer Ingo Wöste und seine Chef-Buchalterin Denise Hildebrandt.
Die Heizkosten im Griff: Woge-Geschäftsführer Ingo Wöste und seine Chef-Buchhalterin Denise Hildebrandt. © Griese

Die Maßnahmen haben sich nach Ansicht von Geschäftsführer Wöste im Gasverbrauch niedergeschlagen. Mit rund 8,3 Millionen Kilowattstunden gab er den Verbrauch für das gesamte Jahr 2022 an. Das seien rund 2,2 Millionen Kilowattstunden (21 Prozent) weniger gewesen als im Jahr 2021. „Die Mieter werden jetzt für ihr Sparverhalten im Jahr 2022 belohnt. Allerdings müssen sie die Maßnahmen auch weiter durchziehen“, betont Denise Hildebrandt, Leiterin des Rechnungswesens bei der Woge.

Natürlich sei der Rückgang nicht ausschließlich auf die im Herbst getroffenen Maßnahmen zurückzuführen, räumt Wöste ein. Auch der milde Winter – die bisher einzige Frostperiode kam erst im Januar und wird sich daher erst in der Abrechnung für das Jahr 2023 niederschlagen – habe ebenfalls seinen Beitrag geleistet. „Wir gehen aber davon aus, dass bis zu zehn Prozent Einsparung nur durch die Verhaltensveränderung erreicht worden sind“, sagte Wöste mit Verweis auf sein eigenes Eigenheim, das ihm als Referenzhaus diene.

Kaum Beschwerden über kalte Wohnungen

Wirkliche Beschwerden von Mietern über zu kalte Wohnungen habe es nicht gegeben, versicherte Wöste, der das auch auf die Tatsache zurückführt, dass die Woge mittlerweile drei Viertel ihres Immobilienbestandes mit einer guten Wärmedämmung ausgestattet habe. „Wir fahren jetzt die Ernte von 18 Jahren Sanierung unserer Häuser ein“, sagte der Geschäftsführer. Davon profitierten Woge wie Mieter gleichermaßen, betonte Wöste und verwies dabei auf die CO2-Abgabe, die seit 2021 auf das Heizen mit Gas und Öl erhoben wird. Je nach energetischem Standard der Wohnungen werden Mieter daran mal mehr und mal weniger stark beteiligt. Unterm Strich, sagte Wöste, sei aber festzustellen: „Wir haben weniger zu zahlen, die Mieter aber auch.“ Er bezifferte die CO2-Abgabe für das Jahr 2022 auf rund 60.000 Euro (2021: etwa 75.000 Euro). Auch dieser Faktor schlage sich in der Heizkostenabrechnung nieder.

Und dann gibt es da noch die Entlastung durch die Gaspreisbremse, mit der die Bundesregierung die Preise für einen Grundverbrauch im Zaum halten will. „Den Dezember-Abschlag, den der Staat übernommen hat, wird die Woge in diesem Sommer an die Mieter auszahlen“, kündigte Woge an. Der Staat hatte bekanntlich die Abschlagszahlungen der Mieter für Dezember übernommen und die Mehrwertsteuer für Erdgas von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Für Mieter, die ihren Gasverbrauch im vergangenen Jahr reduziert haben, bedeutet dies, dass sie praktisch doppelt belohnt werden, weil der Staat den Preis für 80 Prozent des Verbrauchs deckelt und sie selbst nur für einen durch Sparen erreichten geringeren Teil des Gesamtverbrauchs einen höheren Gaspreis zahlen müssen.

Und wie geht es dann weiter? „Wir gehen davon aus, dass sich sich für unsere Mieter die monatliche Abschlagszahlung auf die Heizkosten nicht erneut erhöhen wird“, prognostizierte Wöste. Die ergriffenen Maßnahmen seien also richtig gewesen, bilanziert er, und hätten eigentlich schon früher ergriffen werden müssen: „Schade, dass es dafür erst eines Krieges bedurfte.“

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