LED blinken wild: Realschülerinnen bauen besonderen Würfel

Es sieht ein bisschen fummelig aus. Winzige Widerstände, Leuchtdioden, Taster und Anschlussklemmen müssen auf der kleinen grünen Platine untergebracht werden. Für die zwölf Mädchen ist das an diesem Morgen im Technikzentrum Lüdenscheid aber kein Problem. Souverän greifen sie zu Zange und Lötkolben, stecken, verdrahten und löten die Einzelteile fest. Am Ende leuchtet es bei allen: Die Neuntklässlerinnen von der Realschule Werdohl haben einen elektronischen Würfel gebaut.
Werdohl/Lüdenscheid – Per Tastendruck wird ein Zufallsalgorithmus aktiviert, der die sieben LEDs wild blinken lässt. Beim Loslassen der Taste wird der gewürfelte Wert angezeigt. Eine coole Spielerei, finden auch die Werdohlerinnen. Sie haben sich konzentriert an die Arbeit gemacht und in Bau- und Schaltplan vertieft. „Es hat Spaß gemacht“, sind sich Levinia und Tabea einig. Abinayaa bestätigt das und ergänzt: „Es ist sehr interessant“. Sie hat, wie die anderen Teilnehmerinnen, vorher noch nie einen Lötkolben in der Hand gehabt. Aber schließlich gibt es eigentlich nichts, was Mädchen nicht können.
Genau darum geht es beim Lötkurs, eines der zahlreichen Angebote des Vereins Technikförderung Südwestfalen, und dem Projekt, das die Realschülerinnen nach Lüdenscheid gebracht hat. „Es heißt ,Wir stärken Mädchen’ und ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.“ Es will Mädchen darin bestärken, selbstbestimmt und unabhängig von Geschlechterstereotypen ihren Weg zu gehen und sie ermuntern, auch mal in die immer noch eher männerdominierten Berufe aus Technik und Naturwissenschaften zu schnuppern.
Seit Oktober läuft das Programm an der Realschule Werdohl, begleitet von Anja Harraß-Mertins, MPT-Fachkraft (Multiprofessionelles Team) an der Schule. „Aus den drei 9er-Klassen haben sich anfangs 40 Mädchen für das Projekt interessiert. Nach der Infoveranstaltung wollten dann 23 mitmachen“, erzählt sie. Es ist ein freiwilliges Angebot. Der Unterrichtsstoff, den sie durch die Aktionen verpassen, müssen sie nachholen.
Die Teilnehmerinnen haben bereits die Unternehmen Vossloh und Stauff besucht und sich an der Fachhochschule Südwestfalen in der Biomedizin und Elektrotechnik umgesehen. Vor Weihnachten waren sie, aufgeteilt in zwei Gruppen, schon einmal im Lüdenscheider Technikzentrum. 3D-Druck stand da auf dem Programm. Kleine Figürchen und Namensschilder sind entstanden. Schöne Ergebnisse, aber die Mädchen sind sich eigentlich einig: „Das Löten hat jetzt viel mehr Spaß gemacht“.
Der 3D-Druck ist herausfordernd. Man muss sich vorher genau überlegen, was man herstellen möchte und wie das funktionieren kann. „Das ist schon schwierig, sich das vorzustellen, wie man die Teile zusammenbringt. Es muss ja alles verbunden sein“, erklärt Levinia. „Man sitzt nur am Computer und programmiert“, sagt Tabea, „Löten ist besser. Da kann man was machen“.
Ganz ohne Programmieren geht es allerdings auch beim elektronischen Würfel nicht. Unterstützt von Technik-Dozent Daniel Harhoff, der Studentin Alina Pohl und Kerstin Thiel, Projektkoordinatorin im Technikzentrum, haben die Mädchen das aber auch hinbekommen.
Anja Harraß-Mertins, die im Mai mit dem zweiten Teil der Gruppe nach Lüdenscheid kommt, ist begeistert von den Angeboten im Technikzentrum. Und auch die Mädchen fanden es interessant und spannend, haben gemerkt, dass sie Technik können. Aber so etwas beruflich machen? Da ist trotz der vielen Einblicke in Industrie und Technik doch noch Zurückhaltung angesagt. Immerhin: Bei zwei Mädchen sieht Harraß-Mertins ein ernsthaftes Interesse. So bei Carola. Das Projekt, das Anfang Juni endet, hat sie in ihrem Berufswunsch bestärkt: „Ich möchte etwas mit Elektrotechnik machen“.