Seltenes Ehejubiläum: Seit 65 Jahren eisern zusammen

Ein Jubiläum, das nicht viele Ehepaare erreichen, konnten am Dienstag, 7. Februar, Alfred (87) und Regina Ristow (84) aus Pungelscheid feiern: Seit 65 Jahren sind sie miteinander verheiratet. Dabei war es ein großer Zufall, dass die beiden sich überhaupt kennengelernt haben.
Werdohl – Alfred Ristow kam ebenso wie seine spätere Ehefrau Regina nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem großen Flüchtlingstreck nach Westdeutschland. Er stammt aus Pommern, sie aus Schlesien. Auch in der späteren Bundesrepublik landeten sie zunächst an völlig unterschiedlichen Orten: er in Schleswig-Holstein, sie im Bayerischen Wald.
Im Ruhrgebiet fand das Paar aber schließlich zusammen. Alfred Risow hatte dort eine Ausbildungsstelle im Bergbau gefunden, ebenso wie Regina Ristows Bruder arbeitete auf einer Zeche in Dortmund. Im Zuge der Familienzusammenführung fand bald auch die damals erst 14-jährige Regina Ristow nach Dortmund und wohnte dort bei ihrem Bruder, praktisch Tür an Tür mit ihrem späteren Bräutigam.
Die jungen Leute lerten sich zwangsläufig kennen – und bald auch lieben. 22 und 19 Jahre waren sie jung, als sie sich schließlich am 7. Februar 1958 vor dem Standesbeamten in Dortmund-Marten den Bund fürs Leben schlossen.
Ein-Zimmer-Wohnung als erste Bleibe
Die erste gemeinsame Wohnung, die das junge Ehepaar in Herten bezog, bestand aus gerade einmal einem Zimmer. Als Sohn Dietmar und Tochter Gundula zur Welt gekommen waren, wurde die Bleibe zu klein, und weil Alfred Ristow ohnehin mittlerweile als Zeitsoldat der Bundeswehr in Borken stationiert war, zog die kleine Familie ins Münsterland um.
„Bei der Bundeswehr bin ich dann auf die Kraftfahrzeugschiene geraten“, blickt Alfred Ristow zurück auf diese Zeit, die sein bisheriges berufliches Leben bald völlig auf den Kopf stellen sollte. Er arbeitete in der Instandsetzung und legte auch eine entsprechende Gesellenprüfung ab, machte den Fahrlehrerschein und sattelte schließlich noch eine Ausbildung zum Bürokaufmann obendrauf.
Damit war Alfred Ristow für eine berufliche Selbstständigkeit gut gerüstet. Und die erlangte er im November 1970, als er in Werdohl die Fahrschule Hüinghaus übernahm.
Der Wohnortwechsel in die Stadt an Lenne und Verse nur wenige Wochen später sollte der letzte für die durch Sohn Michael inzwischen auf fünf Personen angewachsene Familie sein. Nur einmal zogen die Ristows nun noch um, und zwar innerhalb Werdohl, als sie in Pungelscheid ein Reihenhaus bezogen.
Alfred Ristow hatte in Werdohl seine berufliche Bestimmung gefunden: Etwa 3000 Fahrschülern habe er wohl die Kenntnisse zum Führen von Kraftfahrzeugen vermittelt, zieht er eine Bilanz seiner 27-jährigen Tätigkeit als Fahrlehrer. 1997 gab er die Fahrschule schließlich auf, ging mit 62 Jahren in Ruhestand. Seine Ehefrau Regina sagt über ihre Rolle in der Familie: „Ich war immer für den Haushalt und die Kinder da.“
Neben Arbeit und Familie gab es für die Ristows aber auch noch Freizeit, die sie unter anderem mit Kegeln verbrachten. Und auch das Schützenwesen hatte es ihnen angetan. Alfred Ristow war im Werdohler Schützenverein für einige Jahre Adjutant des Oberst, seine Ehefrau Regina war 1990/91 an der Seite von Martin Gebauer Werdohler Schützenkönigin.
Jahrtausendwende in Sydney
Auch das Reisen bereitete dem Paar viel Freude. Zunächst war ein Bauernhof in Kärnten ein oft gewähltes und beliebtes Urlaubsziel. Fernere Ziele wie beispielsweise China steuerten die reiselustigen Ristows erst im Rentenalter an. Die Jahrtausendwende 1999/2000 erlebten sie während einer 100-tägigen Weltreise im australischen Sydney. Während einer ausgedehnten Kreuzfahrt erkundeten sie auch Südamerika, woran Alfred Ristow aber nicht nur schönste Erinnerungen hat: „Montevideo war nix“, denkt er an Uruguays Haupstadt zurück und lacht: „Da hat’s geregnet wie in Werdohl!“
Während die Ristows ihre diamantene Hochzeit vor fünf Jahren noch bei einer Kreuzfahrt auf dem Nil gefeiert haben, sollte es bei der eisernen Hochzeit ruhiger zugehen. Groß gefeiert wurde (noch) nicht. Geplant ist aber, das mit einer familiären Feier mit den weit verstreut lebenden drei Kindern und fünf Enkeln im hessischen Waldeck nachzuholen.
Einen prominenten Gratulanten konnten die Ristows aber an ihrem Ehrentag in ihrem Haus begrüßen. Zu dem besonderen Ehejubiläum gratulierte auch Werdohls Bürgermeister Andreas Späinghaus. Er überbrachte neben einem kleinen Präsent und den Glcükwünschen der Stadt auch die von Landrat Marco Voge.