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Druckplatte fürs Museum: Deshalb ist sie für die Werdohler so wertvoll

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Von: Carla Witt

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Die Druckplatte mit dem Artikel über den Werdohler Brand von 1822 hat Volker Griese (Mitte) am Dienstag Heiner Burkhardt (links) und Gerd Kalthoff (rechts) überreicht.
Die Druckplatte mit dem Artikel über den Werdohler Brand von 1822 hat Volker Griese (Mitte) am Dienstag Heiner Burkhardt (links) und Gerd Kalthoff (rechts) überreicht. © Witt

Der letzte große Brand in Werdohl, der mehr als die Hälfte der Häuser beschädigt oder zerstört hat, liegt mittlerweile 200 Jahre zurück. Der Artikel, in dem der Süderländer Volksfreund Ende Oktober auf diese Katastrophe zurückgeblickt hat, wird demnächst im Stadtmuseum ausgestellt.

Werdohl – SV-Redakteur Volker Griese, der den Artikel verfasst hat, hat am Dienstag Heiner Burkhardt und Gerd Kalthoff vom Heimat- und Geschichtsvereins Werdohl (HGV) eine Druckplatte der Zeitungsseite überreicht. Die Aluminiumplatte, die im Offsetdruck verwendet wird, wird demnächst im Stadtmuseum ausgestellt.

Am Rande der Übergabe berichtete Griese darüber, wie er das geschichtliche Ereignis, das das Erscheinungsbild der Stadt an Lenne und Verse nachhaltig verändert hat, für die Leser des Süderländer Volksfreunds noch einmal aufbereitet hatte. „Am Anfang standen eigentlich drei journalistische Fragen: Was ist passiert? Warum und wie ist es passiert? Was waren die Konsequenzen?“, erläuterte er, dass sich die Herangehensweise an dieses Thema zunächst gar nicht sehr davon unterschieden habe, wie ein Journalist über ein aktuelles Ereignis berichtet.

Schwierige Suche nach neuen Quellen

Sein Anspruch sei es dabei gewesen, möglichst auch neue Quellen über den Dorfbrand von 1822 zu erschließen, sagte Griese. Schließlich sei über dieses Ereignis ja in der Vergangenheit schon mehrfach geschrieben worden und er habe auch neue Erkenntnisse erlangen wollen. „Das hat sich aber als gar nicht leicht herausgestellt“, sagte er. Das Werdohler Stadtarchiv habe zu diesem Ereignis nichts hergegeben. „Das war eigentlich auch keine Überraschung, denn Werdohl war ja zu diesem Zeitpunkt noch Dorf und Teil des Amtes Neuenrade“, erklärte Griese. Also habe es nahegelegen, beim Stadtarchiv Neuenrade nachzuforschen. „Doch auch dort gab es keine näheren Angaben über den Werdohler Brand“, erzählte der Autor des Artikels. Das Kreisarchiv des Märkischen Kreises habe immerhin mit der Brandkarte dienen können, die ein Beauftragter der Regierung nach dem verheerenden Feuer im Herbst 1822 angefertigt habe. Sie ist auf der Zeitungsseite vom 31. Oktober auch groß abgebildet.

Alte Angaben verständlich machen

Kleinere Hinweise auf den Werdohler Brand von 1822 und seine Folgen habe er in Internetarchiven finden können, sagte Griese weiter. Dazu habe beispielweise eine Warnung vor Bettlern gehört, die in einem Amtsblatt der Königlichen Regierung veröffentlicht worden sei. Auch Peter Kölsche vom HGV Werdohl habe den einen oder anderen Hinweis geben können.

Im Wesenlichen habe er sich aber auf Veröffentlichungen des Hagener Heimatkundlers Richard Althaus gestützt, der 1957 in der Landeskundlichen Zeitschrift „Der Märker“ über den Brand geschrieben habe, und eine Schilderung des früheren Werdohler Ortsheimatpfleger Willi Bergfeld aus dem Jahr 1988 ausgewertet. Griese: „Dabei kam es mir darauf an, die zum Teil 65 Jahre alten Angaben für heutige Leser verständlich zu machen.“

Ursache anschaulich erklärt

So seien beispielsweise Ortsangaben aus dem Jahr 1957 für die Menschen heute kaum noch nachvollziehbar. Griese nennt ein Beispiel: „Althaus schreibt, dass die ganze ,Ruhr’ in Flammen gestanden habe und dass man den Brand dort habe eindämmen können, wo 1957 der Güterbahnhof der Kleinbahn gelegen habe. Mit diesen Ortsangaben können viele jüngere Werdohler nichts mehr anfangen, also musste ich sie ,übersetzen’.“ Im Artikel zum 200. Jahrestag des Brandes wird also erklärt, dass die Häuser an der heutigen Goethestraße gebrannt haben und dass der Brand erst im Bereich des heutigen Lidl-Marktes eingedämmt worden ist.

Ähnlich sei er an die Erklärung der Ursache des Dorfbrandes herangegangen, schilderte Griese weiter: „Passiert ist es beim Flachsdörren. Doch wer weiß heute noch, was das überhaupt ist?“ Also habe er erklärt, wie das seinerzeit vonstatten gegangen ist und damit versucht anschaulich zu machen, wie es zu dem Inferno habe kommen können.

So lernte Werdohl aus der Katastrophe

Bei der Frage nach den Konsequenzen hat Griese dann die baulichen Maßnahmen zur Brandverhütung vom Verbot von Strohdächern bis zur Bebauung der heutigen Neustadtstraße und den Aufbau der ersten Werdohler Feuerwehr beschrieben. Damit schlägt der Artikel den Bogen zur Gegenwart.

Die Druckplatte mit dem Zeitungsartikel über das für die Werdohler Stadtgeschichte so einschneidende Ereignis wird also nun im Stadtmuseum ausgestellt. Er selbst fühle sich aber noch keineswegs reif fürs Museum, scherzte Griese bei der Übergabe. Seit 1987 schreibt er – meistens über wesentlich aktuellere Ereignisse – für die Leser des Süderländer Volksfreund, und das solle auch noch einige Jahre so bleiben. Das Faible für historische Werdohler Themen wolle er sich aber bewahren, betonte er: „Dabei erfahre ich immer wieder neue Dinge aus der Vergangenheit der Stadt, die ich den Lesern auch gerne näherbringe.“

HGV-Vorsitzender Heiner Burkhardt begrüßt dies: „Wir sind froh darüber, dass wir eine Lokalpresse haben, die sich diesen Themen widmet“, sagte er.

Hier ist der gesamte Artikel über den Werdohler Dorfbrand von 1822 noch einmal nachzulesen.

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