Der Ganztag hat ein Platzproblem

Werdohl - Für die Weiternutzung der Räumlichkeiten der Realschule hat im Schulausschuss nun auch Maria Apprecht, Leiterin der St. Michael Schule, die Hand gehoben: „Wir bräuchten dringend mehr Platz für die Kinder im Offenen Ganztagsbetrieb“, betonte sie in der Sitzung am Dienstag. Der Bedarf, so kristallisierte sich im Ratssaal heraus, ist an allen Grundschulen groß.
„Eigentlich bräuchten wir vier weitere Räume“, erklärte Maria Apprecht, nachdem Wilhelm Jansen (SPD) die Frage nach den Bedürfnissen der OGS in Richtung der Grundschulleitungen gestellt hatte.
„Ein Dachgeschoss-Ausbau würde nicht ausreichen, um dem Bedarf der Kinder gerecht zu werden. Aktuell haben wir 60 Kinder im Offenen Ganztag und noch mehr Interessenten für Plätze, die wir nicht anbieten können.“ Maria Apprecht verwies in diesem Zusammenhang auch auf fehlende Bewegungsmöglichkeiten, die grade im Mittagsbereich wichtig wären. „Zu Zeiten der Jahn-Turnhalle war ein kurzfristiges Austoben möglich. Eine Perspektive für die Zukunft wäre die Nutzung der Räume der Realschule. Insbesondere auch wegen der Nähe zur Turnhalle. Es wäre ideal für die Kinder.“
Platzprobleme hat auch die Martin-Luther-Grundschule bei der Ganztagsbetreuung. Leiterin Britta Schwarze: „OGS findet bei uns auf drei Etagen statt, was auch keine ideale Lösung ist“, berichtete die Leiterin. Der Keller biete dabei die schlechtesten Bedingungen. Wir müssen für die Hausaufgabenbetreuung oft suchen, um einen leeren Raum zu finden“, sagte sie.
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Janina Manns, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Kleinhammer/Königsburg, ging weniger auf räumliche Probleme, sondern vermehrt auf den riesigen Bedarf an Ganztagsbetreuungsplätzen ein. Der treibt Rat und Verwaltung der Stadt um, denn ab 2026 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf diese Plätze. „Es wird eine riesige Herausforderung, diesen Rechtsanspruch zu erfüllen“, erklärte Bürgermeister Andreas Späinghaus. Der Schulausschuss hat die bestehende Situation zur Kenntnis genommen. Auf die Platzproblematik muss am Montag, 20. März, der Bau- und Liegenschaftsausschuss eingehen. Der hat als Tagesordnungspunkt 7 die Weiternutzung der Realschule auf der Agenda. Im Beschlussvorschlag steht die Beauftragung der Verwaltung mit der Klärung, inwieweit die Räumlichkeiten für eine vorübergehende KiTa-Nutzung und einen voraussichtliche Mehrbedarf der Grundschule St. Michael eingesetzt werden können. Denn die Realschule kommt auch als Ausweichquartier für die KiTa St. Michael in Betracht, deren Ausbau noch nicht zuende geplant ist.
In welcher Höhe Zuschüsse für den OGS-Infrastrukturausbau gewährt werden, steht immer noch nicht fest. Mehrmalige Nachfragen der Verwaltung bei der Bezirksregierung Arnsberg blieben bislang unbeantwortet. Weil Bund und Länder sich aktuell noch in Verhandlungen befinden darüber, ob und in welchem Umfang Fördergelder bereitgestellt werden, hat der Städte- und Gemeindebund am 3. März darauf hingewiesen, dass der Rechtsanspruch für Ganztagsbetreuung ab dem Schuljahr 2026/27 nicht realisierbar sei. „Bei Räumlichkeiten, Finanzierung und Personal klaffen weiterhin riesige Lücken zwischen politischen Zielvorgaben und dem, was tatsächlich umsetzbar ist“, so Hauptgeschäftsführer Christof Sommer. „Allein um den Fachkräftemangel zu beheben, bräuchte es eine spontane Wunderheilung.“
Tatsächlich tummeln sich 120 Kinder im OGS-Bereich
Ein Blick in die zwei Betreuungsräume, die an der Grundschule St. Michael für den Offenen Ganztag vorgesehen sind: 60 Kinder tummeln sich dort, damit sie an einem geschützten Ort sind, während Eltern ihrer Berufstätigkeit nachgehen. „Und dann kommen nochmal 60 Kinder dazu, die gar nicht in den OGS-Zahlen miteingerechnet sind“, erklärt OGS-Leiterin Kuni Rakow. „Betreuungskinder“ nehmen die kürzere Übermittagzeit in Anspruch bis 13.30 Uhr. Für diese Schülergruppe stehen keine Extra-Räume zur Verfügung. Entsprechend riesig ist der Lärmpegel, entsprechend hoch der enorme Konzentrationsaufwand, den die Kräfte aufwenden müssen, um allen Kindern im begleitenden Spiel, bei Hausaufgaben und Mittagessen zur Seite zu stehen. „Wir sind dankbar um jeden Sonnenstrahl, wenn wir das Außengelände nutzen können. Und wenn Freitag ist, denn da können wir noch in den Musikraum ausweichen“, ergänzt Kuni Rakow. Sie wünscht sich, dass bestehende Bedingungen von Rat und Verwaltung gesehen werden. „Wir brauchen dringend mehr Platz. Denn unter diesen Gegebenheiten finden wir auch keine Fachkräfte. So starke Nerven hat längst nicht jeder, um in dieser Geräuschkulisse klar zu kommen.“