Bürger werden Maut-Erhöhung spüren

Werdohl – Robert Wienecke hat sie natürlich verfolgt, die Verhandlungen der Ampelkoalition zur Erhöhung der Lkw-Maut. Der Geschäftsführer der in Werdohl ansässigen Spedition Kayser macht angesichts der Entwicklung keine Luftsprünge, aber einen Vorschlag: „Verwendung aller Mauteinnahmen zur Verbesserung der maroden Infrastruktur, gleich ob Straße oder Schiene und massive, schnelle Investitionen zur Wiederherstellung des Straßennetzes!“
Es sind wahrlich keine glänzenden Begleitumstände, mit denen sich das Speditionsteam täglich auf dem Straßen plagen muss. Sperrungen, die mit großen Umwegen verbunden sind und üble Straßenzustände sind kein Vergnügen. „Wir wollen ja, dass es besser wird und wissen auch, dass Straßen ihren Preis haben. Nur möchte ich gerne sehen, dass die Mauterhöhung auch wirklich dort landet, wo sie investiert gehört“, berichtet Robert Wienecke auf Anfrage der Redaktion. „Alles andere würde mich sprachlos hinterlassen. Man muss sich ja nur mal bei uns im Märkischen Kreis umgucken, um zu sehen, wo mit Dringlichkeit gehandelt werden muss.“
Das Team der Spedition Kayser stellt sich täglich den Herausforderungen. „Wir liefern bundes- und europaweit und unser Arbeitsbereich verlangt ohnehin hohe Flexibilität. Wir sind durchaus dehn- und belastbar und auch krisenerprobt“, schildert Robert Wienecke. Die Spedition Kayser hat sich mittels mehrerer Standorte flexibler gemacht, die jüngste Niederlassung ist in Nürnberg ansässig.
„Wir halten durch“, zeigt Wienecke sich im Namen der Belegschaft tapfer, auch wenn das Tagesgeschäft aktuell schwierig zu stemmen ist und teuer in der Unterhaltung. „Das ist es aber auch für unsere Kunden. Wir sitzen alle in einem Boot. Und aufgeben ist keine Option für uns!“
Schaffen wird man es, da ist sich auch der Mitbegründer der Altenaer SKH Spedition, Michael Schlieck, sicher: „Mit unserem eigenen Fuhrpark bedienen wir bundesweit, für weitere Touren arbeitet mein Sohn Christian mit anderen Unternehmen zusammen. Die zu finden ist allerdings immer schwieriger, denn die haben auf die Postleitzahl 58 mittlerweile überhaupt keine Lust mehr. Die Gründe sind ja naheliegend.“
Zu stemmen sein wird die Mauterhöhung. „Die zahlen zwar die Spediteure erst mal, indem sie in Vorleistung gehen, aber am Ende ist es doch der normale Bürger, der bei Edeka und Aldi an der Kasse wieder mehr für Waren des täglichen Bedarfs zahlt. Das wird natürlich nicht so offen kommuniziert und eigentlich ist das auch ein ziemlich unsozialer Zug, den ich von dieser Regierung nicht erwartet hätte“, findet Michael Schlieck deutliche Worte.
Das tägliche Speditionsgeschäft in der Region kann er in einem Satz gut getroffen zusammen fassen: „Was früher eine Stunde gedauert hat, dauert heute drei. Das braucht Nerven, beim Kunden und beim Spediteur. Aber wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, die man kennt und auf die man sich verlassen kann, bekommt man es hin.“
Stefan Klute, Inhaber des Plettenberger Unternehmens Fölker Transporte, beschreibt exemplarisch mal die einst simple Route von der Vier-Täler-Stadt bis Hagen: „Früher eine Sache von Minuten, heute eine Eindreiviertelstunde über Balve, das Hönnetal und Hemer. Erstaunlich, dass noch keiner im Team resigniert hat“, fasst der Fachunternehmer für Nahverkehr und innerdeutsche Teillieferungen zusammen. Ihm kommt es durchaus befremdlich vor, dass die Lkw-Maut der Schiene zugutekommen soll, insbesondere in Bezug auf die Branche: „Es wurden Güterbahnhöfe abgeschafft und neue werden auch nicht gebaut. Wer innerhalb von einem Tag Fracht transportiert haben will, ruft bei uns an und nicht bei der Bahn.“
Die Mauterhöhung müsse er schlucken und letztlich an den Auftraggeber weitergeben. Wie Michael Schlieck aus Altena prophezeit auch Stefan Klute aus Plettenberg, dass der Endverbraucher mehr für den Joghurt an der Supermarktkasse zahlen wird, weil jede Preissteigerung weitergegeben werden muss. „Auch ich werde vermutlich wieder Diskussionen um Erhöhungen führen. Es sind im Zuge der Inflation aber irgendwann weniger Beschwerden geworden. Da ist auch eine gewisse Resignation zu spüren.“
Auch Stefan Klute macht tapfer weiter: „Hier sind 30 Leute, die pünktlich ihren Lohn haben wollen und ich bin froh, dass ich die habe.“ Der einstige coole Traumberuf des Lkw-Fahrers, von dem einst viele kleine Jungen und auch wenige Mädchen schwärmten, ist nicht mehr angesagt: „Wir bilden aus, aber Bewerbungen bekommen wir nicht viele“, bedauert Klute.