Arbeitslose: Ungewöhnlicher Anstieg im April

Im April ist die Arbeitslosigkeit im Märkischen Kreis entgegen dem Trend der letzten Jahre gestiegen: Insgesamt waren 15.530 Personen arbeitslos, das waren 119 mehr als im März und 1871 mehr als im April des Vorjahres. In Werdohl sieht es anders aus. Das geht aus der neuesten Statistik der Arbeitsagentur hervor.
Werdohl/Neuenrade/Balve – Die Zahl der bei der Agentur für Arbeit Werdohl registrierten Arbeitslosen, die sich aus arbeitslosen Menschen der Städte Werdohl und Neuenrade zusammensetzt, ist im April gegenüber März um neun auf 1232 Personen gesunken. Das wearen allerdings 56 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote für diesen Bezirk, also für Werdohl und Neuenrade zusammen, betrug im April 7,7 Prozent (April 2022: 7,3 Prozent).
Allein auf Werdohl bezogen, ist die Zahl der Arbeitslosen im April gesunken. 860 Personen waren ohne Job, das waren 15 Personen (1,7 Prozent) weniger als noch im März. Im Vergleich zum April des Vorjahres lag die Zahl der Arbeitslosen aber um 22 Personen höher (+ 2,6 Prozent).
In Neuenrade ist die Arbeitslosenzahl dagegen gestiegen. 372 Personen waren dort im April ohne Job, also sechs Personen (+1,6 Prozent) mehr als im März. Im Vergleich zum April 2022 lag die Zahl der Arbeitslosen um 34 Personen höher (+10,1 Prozent).
Noch drastischer war der Anstieg in Balve: Dort war die Zahl der Arbeitslosen im April um 54 höher als im April 2022, als in Balve 212 ohne Job waren. Das entspricht einem Anstieg um 25,2 Prozent. Auch gegenüber März ist in Balve die Zahl der arbeitslosen Menschen gestiegen, und zwar um 17 auf 266 (+6,8 Prozent). Eine Arbeitslosenquote wird für Balve allein aus statistischen Gründen nicht ausgewiesen. Für den Bereich der Arbeitsagentur Menden, der Balve zugeordnet ist, lag sie im April bei 5,4 Prozent (April 2022: 4,5 Prozent).
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit im April ist eher ungewöhnlich. Saisonbedingt sinkt der Arbeitslosenbestand von März auf April in der Regel um durchschnittlich 1,5 Prozent. Sandra Pawlas, Chefin der Arbeitsagentur für den Märkischen Kreis, hat dafür aber eine Erklärung. Der Anstieg sei zu erklären „durch die größtenteils weiblichen Schutzsuchenden aus der Ukraine, die durch das Jobcenter betreut werden“, sagt sie. Außerdem habe der Arbeitslosenbestand mit 13.659 im April 2022 auf einem Tiefststand gelegen, sodass der Vorjahresvergleich entsprechend deutlich ausfalle.
Trotz leichter Zunahme in der Arbeitslosigkeit sei der Arbeitsmarkt weiterhin robust und der Personalbedarf in der Wirtschaft weiterhin hoch, schätzt Pawlas die Lage ein. Mehr Arbeitslose und gleichzeitig viele offene Stellen? Ist das nicht paradox?
„Nein,“, meint Pawlas. „Das ist ein Zeichen eines Ungleichgewichts zwischen der Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber und den Anforderungen der angebotenen Stellen. Diese fehlende Balance trägt auch zum Verlust von Dynamik am Arbeitsmarkt bei.“ Arbeitsmarktpolitisch komme es darauf an, dieses fehlende Gleichgewicht gemeinsam wieder herzustellen und in Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu investieren.
Erfreulich sei die Entwicklung auf dem Stellenmarkt, teilte die Arbeitsagentur weiter mit. Sandra Pawlas: „Mit rund 870 neu gemeldeten Stellen signalisieren unsere heimischen Betriebe ganz klar Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und zeigen, dass der Arbeitsmarkt aufnahmefähig ist.“ Ebenfalls positiv sei die kontinuierlich wachsende Beschäftigung im Kreis: Mit mehr 164 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Stichtag 30. September 2022 sei ein neuer Höchststand erreicht worden