„Unsäglich dumm“ und „Ein Angriff auf unsere Polizei“

Für die einen sind es nur Schmierereien, für die anderen dagegen eine handfeste Beleidigung. Die Rede ist von einer Buchstabenfolge, die auch in Werdohl an verschiedenen Stellen zu finden ist: A C A B. Ein pensionierter Polizeibeamter und auch die Stadt wollen dagegen jetzt vorgehen.
Werdohl – Der Altenaer Gunther Lill war früher Polizeichef in Hemer. Mittlerweile ist der 64-Jährige pensioniert, setzt sich aber aktiv für mehr Respekt gegenüber Polizei, Feuerwehr und sonstigen Einsatzkräften ein. Dazu nutzt er künstlerische Mittel, beispielsweise die Fotografie. Lill fotografiert Negativbeispiele und erstellt dazu begleitende Texte.
Jetzt hat er in Werdohl solche Negativbeispiele gefunden: „An der viel befahrenen Neuenrader Straße steht etwa 200 Meter vor dem VDM-Kreisverkehr ein großes Werbeschild, das Werdohl als attraktive Stadt präsentieren soll. Es ist seit Jahren mit dem Schmähschriftzug A C A B verunstaltet“, schildert Lill, was er in Werdohl gefunden hat. Nicht weit davon entfernt sei an einem Wohnhaus an der Kreuzung Neuenrader Straße/Neustadtstraße ein weiterer solcher Schriftzug zu sehen.
A C A B steht szenesprachlich für „All cops are bastards“, was so viel bedeutet wie „Alle Bullen sind Schweine“. Für Lill wird damit eine Grenze überschritten: „Die Farbschmierereien haben deutlich respektlosen, subversiven Charakter. Sie greifen ganz gezielt eine bestimmte Berufsgruppe und die Autorität des Staates an.“

Abgesehen davon, dass solche Farbschmiereien „regelmäßig Straftaten darstellen“, wie der ehemalige Polizeibeamte Lill betont, seien sie auch keine gute „Visitenkarte“ für eine Stadt, findet er. „Sie haben stark negative Ausstrahlungswirkung. Das darf niemandem gleichgültig sein“, meint Lill und wünscht sich von der Stadt Werdohl, „dass die hässlichen, illegalen Machwerke endlich entfernt werden“.
Auch ihm seien die zweifelhaften Graffiti schon aufgefallen, sagt Bürgermeister Andreas Späinghaus auf Nachfrage, was kein Wunder ist, denn sie sind bereits seit geraumer Zeit zu sehen. Der Rathaus-Chef bezeichnet sie als „unsäglich dumm“ und versichert: „Sie ärgern uns hier im Haus.“ Und die Stadt Werdohl werde auch handeln, versprach der Bürgermeister: „Der Bauhof hat bereits den Auftrag, den Mist zu entfernen.“
Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Stadt Werdohl seit gut zwei Jahren Mitglied in dem Verein Soko Respekt sei, seien solche Schmierereien „nicht zu tolerieren“, betont Späinghaus. Soko Respekt setzt sich unter anderem dafür ein, die Öffentlichkeit für den respektvollen Umgang mit Rettungs- und Einsatzkräften zu sensibiliseren.
Gut möglich, dass die Schmiererein demnächst auch noch die Werdohler Politik beschäftigen werden. „Ich werde das Thema auf die Tagesordnung setzen“, kündiogte der Vorsitzende des Ratsausschusses für Feuerwehrangelegenheiten, öffentliche Sicherheit und Ordnung (Föso), Thorsten Hänel, auf Nachfrage der Redaktion an. Der WBG-Politiker bezeichnete die Schriftzüge als „Angriff auf unsere Polizei“, und ergänzte: „Das ist unterste Schublade!“
Gunther Lill würde es begrüßen, wenn die Veranwortlichen in Werdohl ihren Worten auch möglichst schnell Taten folgen lassen würden. „Solche Anfeindungen gegen Einsatzkräfte dürfen nicht ignoriert werden, sondern müssen angezeigt und wo immer möglich strafrechtlich verfolgt werden“, fordert er. Der Respekt vor helfenden Berufen und dem, was sie täglich für die Allgemeinheit leisteten, müsse – wieder – selbstverständlich werden. Nichts gegen solche Beleidigungen zu tun, ist für Lill keine Option: „Lippenbekenntnisse oder Absichtserklärungen reichen allein nicht aus, sondern es muss auch konsequent gehandelt werden“, steht für ihn fest.
Codes und Symbole
Was für Außenstehende unauffällig ist, hat für diejenigen, die ein Symbol (er-)kennen oder einen Code entschlüsseln können, eine klare Bedeutung. Hier die Erklärung gängiger Codes:
ACAB: „All cops are bastards.“ (Übersetzung etwa: „Alle Bullen sind Schweine.“)
1213: Eine Alternative zu ACAB; die Ziffern stehen für die Position der Buchstaben im Alphabet.
FGHT CPS steht für „Fight Cops“ (deutsch: „Polizisten bekämpfen“). Wie bei vielen Codes werden die Vokale augelassen.
18 und 88: Es sind die bekanntesten Zahlencodes der Neonazi-Szene. Mit ihnen bekennen sich Neonazis zu Adolf Hitler. Die Zahlen stehen auch hier für die Buchstaben im Alphabet (1 für A, 8 für H).
WAR: Das englische Wort für Krieg steht bei Neonazis für „White Aryan Resistance“ (zu deutsch: Weißer arischer Widerstand).
HooNaRa ist ein Akronym für „Hooligans – Nationalisten – Rassisten“. Mit diesem Schlachtruf verschaffen sich Rechtsextreme bei Sportveranstaltungen Gehör.
RAHOWA steht für „Racial Holy War“ (deutsch: „Heiliger Rassenkrieg“) und propagiert einen Krieg gegen fremde Völker, Ethnien und Religionen.