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Windpark Heiligenstuhl auf zweithöchstem Berg der Stadt geplant

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Von: Georg Dickopf

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Die Projektierer Christine Gelhausen und Jochen Bals zeigen auf einen der drei geplanten Standorte von Windenergieanlagen im Windpark Heiligenstuhl, unweit des Bärenberges.
Die Projektierer Christine Gelhausen und Jochen Bals zeigen auf einen der drei geplanten Standorte von Windenergieanlagen im Windpark Heiligenstuhl, unweit des Bärenberges. © Dickopf, Georg

Noch im Frühjahr diesen Jahres soll der Antrag für drei jeweils knapp 250 Meter hohe Windenergeianlagen im Plettenberger Windpark Heiligenstuhl gestellt werden.

Plettenberg – Lange Jahre herrschte in Sachen Windkraft regelrechte Flaute in Plettenberg. Es wurden zwar bergeweise Aktenordner gefüllt, doch eine zögerliche schwarz-rote Bundesregierung und hohe planungsrechtliche Hürden auf Bundes- und Landesebene verhinderten einen Ausbau.

Doch jetzt weht in Sachen Windkraft mehr als ein laues Lüftchen durch die Stadt. Und den Anstoß dazu gaben drei Waldbesitzer aus Landemert. Die hatten gerade ihre Altersversorgung durch den Borkenkäfer verloren und die Landesregierung überlegte, sogenannte Kalamitätsflächen freizugeben. Und genau eine solch trostlose Landschaft, die durch die Borenkäferkalamität entstand, gibt es rund um den 584 Meter hoch gelegenen Heiligenstuhl, wo heute fast kein Baum mehr steht.

Um mögliche andere Einnahmen zu generieren, schauten sich die heimischen Waldbauern Mitte 2021 um und sprachen zwei mögliche Projektierer an: Das Wiesbadener Unternehmen ABO-Wind mit rund 1000 Mitarbeitern und einen Energiedienstleister aus Kamen, der mit einer aus der Landwirtschaft kommenden Projektiererin zusammenarbeitet.

Duo setzt sich gegen Konzern durch

Wenn man die Landemerter Mentalität kennt, verwundert es nicht sehr, dass man sich letztlich für Christine Gelhausen aus Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) und Jochen Bals aus Kamen entschied – einem hemdsärmeligen Duo, das das Projekt anders als Großkonzerne vom ersten Gespräch bis zur Errichtung selbst leiten und stets ansprechbar sein will. „Bei uns kommt alles aus einer Hand und ein Wort ist ein Wort“, sagt Christine Gelhausen.

In der letzten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 23. November stellten beide das Projekt hinter verschlossenen Türen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung vor. Wenn es nach dem Bauamt gegangen wäre, hätten die Plettenberger wohl erst deutlich später von den Plänen erfahren, doch Christine Gelhausen und Jochen Bals sind für Transparenz und stimmten einer Anfrage zum Ortstermin zu.

Zusammen haben sie in den letzten sieben Jahren deutschlandweit schon fast 30 Windenergieanlagen umgesetzt. Beide trafen sich mit dem Chronisten der Heimatzeitung bei sehr bescheidenen Wetterverhältnissen unterhalb des fast 600 Meter hoch gelegenen Heiligenstuhls. Genau dort soll in einer Art Dreiecksanordnung bis Ende 2025, Anfang 2026 der Windpark Heiligenstuhl umgesetzt werden.

„Wir planen hier drei Windenergieanlagen vom Typ Enercon E 160 mit einem Rotordurchmesser von 160 Metern und einer Leistung von 5,6 Megawatt. Jede Anlage wird rund 15 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren – zusammen also rund 45 Millionen Kilowattstunden“, erklärte Bals.

Drei Enercon E160-Anlagen ähnlicher Bauart sollen im Bereich Heiligenstuhl (584 Meter über NN) in Plettenberg errichtet werden.
Drei Enercon E160-Anlagen ähnlicher Bauart sollen im Bereich Heiligenstuhl (584 Meter über NN) in Plettenberg errichtet werden. © Zumaya

Was die Kosten für das ehrgeizige Projekt angeht, rechnet der Projektierer, der auf die neueste Generation an Windkraftanlagen aus dem Hause Enercon mit Sitz im ostfriesischen Aurich setzt, mit einer Gesamtinvestition von rund 25 Millionen Euro.

Investition von 25 Millionen Euro

Laut Christine Gelhausen habe man Verträge mit einem Eigentümerpool aus zehn Waldbesitzern abgeschlossen. Dazu zählt nach Informationen unserer Zeitung auch die evangelische Kirchengemeinde Plettenberg, die aber erst recht spät in das Projekt eingestiegen sein soll. Insgesamt geht es laut Gelhausen um eine angepachtete Fläche von knapp 50 Hektar. Nicht berücksichtigt wurden dabei Flächen eines adeligen Waldbesitzers von der anderen Bergseite, mit dem keine Einigung erzielt wurde.

Dass der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck derzeit die Türen für Windkraftanlagen in Waldgebieten öffnet, komme den Projektierern zwar entgegen, man habe aber bereits vor anderthalb Jahren mit den Planungen am Heiligenstuhl begonnen.

Der Artenschutz wurde ein Jahr lang kartiert, so dass man grünes Licht für den entsprechenden Antrag habe, der bis April beim Märkischen Kreis eingereicht werden soll – zusammen mit einem Schallgutachten, einem Schatten- und einem Turbulenzgutachten. Die Stadt Plettenberg wird in dem Verfahren lediglich um eine Stellungnahme gebeten, die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens vom Kreis bzw. der Bezirksregierung Arnsberger eingefordert wird.

Der Standort des Windparks Heiligenstuhl ist weit entfernt von größeren Siedlungen.
Der Standort des Windparks Heiligenstuhl liegt mitten im Grünen. © Google Maps

Der Abstand von 1000 Metern zur nächsten zusammenhängende Bebauung im Tal wird nach den Worten von Christine Gelhausen ebenso eingehalten wie der zum Einzelgehöft von Gerhard Heist am Bärenberg. Hier muss ein Abstand von der doppelten Höhe des geplanten Windrades – also knapp 500 Meter – eingehalten werden, was auch berücksichtigt wurde.

Der erzeugte Strom – auch das wurde bereits geplant – soll über eine Erdleitung zum Wasserkraftwerk am Siesel geleitet und dort über einen Transformator ins Netz eingespeist werden.

Eine der Anlagen, deren Bau man über heimische Banken finanzieren will, soll als Bürgerwindrad errichtet werden. Dabei kann man mit kleineren oder größeren Beträgen Teilhaber werden und sich bei entsprechendem Wind über eine gute Rendite freuen.

Auch die Stadt Plettenberg und die Gemeinde Finnentrop profitieren und können sich jährlich eine Wertschöpfungsumlage von rund 90 000 Euro teilen. Die Betreiberfirma der Anlagen soll zudem steuerpflichtig in Plettenberg angesiedelt werden.

Wenn die drei Windräder auf den windigen Höhen wie geplant laufen, könnte damit der Strombedarf der Stadt Plettenberg (ohne Industrie) gedeckt werden.

Diplom-Biologe Jochen Bals hofft auf eine gute Akzeptanz des Windparks Heiligenstuhl, mit der Strombedarf der Plettenberger Haushalte abgedeckt werden kann.
Diplom-Biologe Jochen Bals hofft auf eine gute Akzeptanz des Windparks Heiligenstuhl, mit dem der Strombedarf der Plettenberger Haushalte abgedeckt werden kann. © Dickopf, Georg

„Früher gab es hier viel Wasserkraft. Es ist doch eine schöne Sache, wenn eine Stadt heute mit sauber erzeugten Strom versorgt werden kann“, sagt Jochen Bals, der Diplom-Biologe ist und auf eine gute Akzeptanz des Projektes hofft.

Keine nächtlichen Blinkleuchten

Dabei helfen dürfte, dass man die Anlagen von Plettenberg und auch von Landemert aus kaum sehen kann und die Flächen rund um die Anlagen alle wieder mit Bäumen bepflanzt werden können – ein Vorteil der heute riesigen Anlagen, unter deren Rotorblättern auch eine ausgewachsene Fichte oder Eiche stehen kann.

Ein Blitz erhellt den Nachthimmel über Windenergieanlagen mit roten Positionslichtern.
Ein solches rotes Dauerblinken in der Dunkelheit wird es bei den drei Anlagen in Plettenberg nicht geben. © Patrick Pleul / dpa

Noch dazu bleiben die Anlagen nachts unbeleuchtet. Nur wenn sich Flugzeuge bei Dunkelheit nähern, wird die rote Warnbeleuchtung per Transponder angeschaltet. „Das nächtliche Dauerblinken fällt damit weg“, sagt Bals, der hofft, dass in zwei Jahren mit den Vorarbeiten begonnen werden kann und die Anlagen 2026 in Betrieb gehen. Die Bauzeit betrage rund ein Jahr und die Anlieferung erfolge über Landemert.

Von dort weht nun in Sachen Windkraft ein deutlich stärkerer Wind. Weitere Windkraft-Planungen anderer Projektierer gibt es in Plettenberg nach Informationen unserer Zeitung für den Bereich Hohe Molmert und Ausspann.

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