Erst einmal steht die sogenannte Eingruppierung durch das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Märkischen Kreises an, bei der festgestellt wird, in welche Klasse Schüler eingegliedert werden können. „Wir hoffen, dass wir nach dieser Einstufung bereits einige Kinder in Regelklassen integrieren können und so Platz für Nachrücker ist“, sagt Wilk, denn es sind mit dem letzten Bus-Brücke-Transport bereits weitere Kinder und Jugendliche nach Plettenberg gekommen, die beschult werden müssen – sicher nicht die letzten.
Normalerweise müssten für die Kinder nach der Registrierung individuell Termine beim KI gemacht werden, was sehr lange dauern könne, sagt Elisabeth Minner, Leiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Doch glücklicherweise wurde es so geregelt, dass das KI nächste Woche ans ASG kommt, um alle Kinder in der dortigen Willkommensgruppe einzustufen. Laut Wilk ist auch für die Gruppe an der Martin-Luther-Schule ein solcher Termin geplant.
Die Willkommensgruppe am ASG war ab Montag mit 16 Kindern zwischen 10 und 15 Jahren gut besucht, berichtet Minner. „Die Kinder sind durchaus aufgeschlossen gegenüber dem Angebot“, sagt sie. „Wir haben es so organisiert, dass die Kinder in der ersten Woche schwerpunktmäßig Deutsch haben.“ Bei zwei Schülerinnen seien allerdings schon grundlegende Deutschkenntnisse vorhanden. Gut Voraussetzungen für die spätere Integration in Regelklassen, an der die Schulleiterin sehr interessiert ist.
Die Willkommensgruppe hat einen festen Unterrichtsraum, der schon mit herkunftssprachlichen Wandbildern dekoriert ist. Auch russischsprachiges Unterrichtsmaterial – laut Minner sei die Muttersprache der Kinder in der ASG-Gruppe Russisch – sei vorhanden.
Offizielle Stundenkontingente für die Willkommensgruppe, die am ASG 30 Stunden in der Woche umfasst, gibt es noch nicht. „Die Kollegen machen es jetzt erst einmal auf freiwilliger Basis und bekommen dabei auch eine große Unterstützung durch den Betreuungsverein der Stadt“, so die Schulleiterin. Auch mehrere Lehramtsstudierende im Praxissemester sind in die Betreuung involviert, und auch die Schülerschaft.
Am ASG wurde eine Abfrage bei allen Schülern über ihre Sprachkompetenzen gemacht – sei es Russisch, Ukrainisch oder eine andere Sprache. Aus diesem Pool konnte das ASG für die Willkommensgruppen schöpfen. „Unsere russischsprachigen Schüler sind als Übersetzer mit in der Willkommensgruppe“, so Minner. Das ermöglicht den Neuankömmlingen nicht nur, dem Unterricht zu folgen, sondern auch schon erste Kontakte in die ASG-Schülerschaft zu knüpfen.
Passend zum Willkommensgedanken war auch, dass für ein Kind, das in dieser Woche Geburtstag hatte, auch direkt ein kleines Geschenk besorgt wurde. Durch eine große Aktion der ASG-Schülervertretung waren außerdem Schulmaterialien wie Rucksäcke für die ukrainischen Kinder gesammelt worden. Auch an anderen Schulen der Vier-Täler-Stadt, beispielsweise an der Martin-Luther-Schule oder der Eschenschule gab es Aufrufe zur Spende von gut erhaltenen Tornistern, Schultaschen und anderem Material.
An der Martin-Luther-Schule, wo die Willkommensgruppe für jüngere Kinder angesiedelt ist, sind die ukrainischen Kinder ebenfalls gut angekommen. Mit den Gastfamilien und Eltern hätten sie sich gut eingelebt, sagt Malak Chehade vom Betreuungsverein, die außerdem bei dem Pilotprojekt Vorschulkinder tätig und dort für das Thema Sprachförderung mitverantwortlich ist.
Im Moment ist sie in die Betreuung der Willkommensgruppe involviert. Zehn Kinder zwischen fünf und neun Jahren sind es, die Jüngsten sind Vorschulkinder, die im Sommer eigentlich eingeschult werden sollten. „Es sind fröhliche, offene Kinder, die ganz viel lernen wollen – sie saugen alles auf“, sagt Chehade. Auch deren Eltern seien sehr bemüht. „Sie lernen zuhause mit den Kindern Vokabeln, die Kinder haben Wörterbücher dabei – wirklich vorbildlich.“ Eine große Unterstützung sei auch eine ukrainisch sprechende Musiklehrerin, die bei der Übersetzung hilft.
Betreut werden die Kinder im Betreuungsraum, der auch von der OGS genutzt wird, allerdings erst nach der vierten Stunde. Mit den dort vorhandenen Spielen lasse sich der Unterricht auch etwas auflockern. „Wir gehen auch viel auf den Schulhof, denn es ist wichtig, dass die Kinder unter andere Kinder kommen“, so Chehade. Auch die Schüler der Martin-Luther-Schule tragen dazu bei, dass die ukrainischen Mädchen und Jungen sich gleich willkommen fühlen. „Sie mischen sich schnell unter die anderen Kinder, die sie direkt gut aufgenommen haben und zum Beispiel fragen, ob sie mit Ball spielen wollen“, berichtet Chehade.