1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Plettenberg

Chance oder Todesstoß: Diese Stadt im MK will den Autoverkehr aus der Innenstadt verbannen

Erstellt:

Von: Sabrina Jeide

Kommentare

Kein Autoverkehr mehr auf dem Plettenberger Maiplatz
Beschlossene Sache, wenn auch nicht einstimmig: Mit der Umgestaltung des Maiplatzes werden den Bereich nur noch Busse befahren dürfen. Pkw, Lkw und Motorräder bleiben dann außen vor. © Sabrina Jeide

Es ist beschlossen: Mit der Umgestaltung des Maiplatzes soll der Verkehr verbannt, Parkplätze reduziert werden.

Plettenberg – Dabei ist das Stimmungsbild keineswegs eindeutig – weder im Arbeitskreis noch im Bürgerforum und auch nicht in der Politik: Dennoch hat der Planungs- und Umweltausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch entschieden, den Maiplatz im Zuge der Umgestaltung vom Verkehr zu befreien.

Das heißt konkret: Demnächst dürfen weder Pkw noch Lkw oder Motorräder – also kein sogenannter motorisierter Individualverkehr – den Maiplatz überfahren, um vom Umlauf zur Kaiserstraße zu gelangen. In Höhe Café Niehaves wäre dann Schluss. In umgekehrter Richtung ist das schon jetzt nicht möglich. Allerdings bleibt der Busverkehr davon unberührt. Die MVG habe eine Verlegung der Buslinien kritisch gesehen, Verwaltung und Politik folgen deshalb den Wünschen des Verkehrsunternehmens.

Darin war man sich zwar einig – ebenso in der Frage, den Maiplatz als Veranstaltungsfläche nutzen zu können sowie statt eines Fontänenfeldes einen Bachlauf als Wasserelement zu errichten. Weniger Einigkeit herrschte derweil darin, ob der „normale“ Verkehr nun verbannt werden soll oder nicht und wie sich die Parkplatzsituation am Maiplatz nach der Umgestaltung darstellen soll. Wie so oft im Leben gab es hier eben genau zwei Meinungen. Die eine Seite vertrat ein Großteil der CDU, die andere Seite SPD, Grüne, FDP und PWG; letztere allerdings ohne Wortbeiträge.

Während Adrian Viteritti für die Union erklärte, dass die große Mehrheit seiner Fraktion dafür wäre, „den Verkehr zu belassen“, weil es zur Belebung des Platzes, zum Beispiel beim Eiscafé Sagui und den Geschäften beitrage („man sieht andere“), argumentierten SPD und Grüne genau in die entgegengesetzte Richtung: Aufenthaltsqualität schaffen, um die Leute in die Läden zu locken. Marco Strassberger-Tamm, der für die Grünen-Fraktion erstmalig in einer Sitzung saß und zunächst vereidigt wurde, sagte: „Beruhigte Flächen regen doch eher an, ein Eis essen zu wollen“, als es der durchfahrende Pkw-Verkehr tun würde.

Eine von Viteritti ins Spiel gebrachte Poller-Lösung als zeitlich begrenztes Durchfahrtsverbot wurde von der Verwaltung als nicht praktikabel angesehen. Keine Bedenken gab es seitens der Verwaltung bezüglich der Möglichkeit in Höhe des Cafés Niehaves zu wenden, wonach sich Uwe Meister (CDU) erkundigte. Fachgebietsleiter Till Hoffmann: „Es ist ja keine klassische Sackgasse“. Lkw, die sich verfahren, kämen immer weg.

Die Diskussion um den Verkehr ging recht nahtlos in eine Diskussion um mögliche Stellplätze über – hier sieht der Plan eine deutliche Reduzierung der Flächen vor. Till Hoffmann forderte die Politiker nachdrücklich auf: „Sie müssen sich entscheiden – bleibt es Parkplatz oder wird es anders genutzt?“

Auch hier wieder das zweigeteilte Bild: Adrian Viteritti betonte: „Aufgrund des hohen Parkdrucks in der Kaiserstraße ist uns daran gelegen, die Anzahl der Stellplätze zu erhalten und nicht weiter zu reduzieren“. Ausschuss-Vorsitzender Klaus Ising (CDU) erklärte, es müsse verhindert werden, dass der zentrale Punkt an Attraktivität einbüße.

Anderer Meinung waren die Sozialdemokraten: Martina Reinhold führte aus: „Wir reden seit neun Jahren über die Innenstadtsanierung. Ein Parkplatz, der schön ist, geht nicht.“ Sie berichtete in diesem Zuge auch von der Bibliothekstour der Gesellschafterversammlung der Kultour GmbH, die am selben Tag unter anderem nach Kreuztal geführt habe. Hier habe man es vor Jahren gewagt, einen Platz vom Verkehr zu befreien. Die Sorgen seien groß gewesen, schlussendlich habe man den Schritt aber nie bereut. Bibliothek und auch Gastronomie würden maßgeblich zur Belebung beitragen. Marco Strassberger-Tamm betonte: „Parkmöglichkeiten hat man genug.“

Es waren schließlich 8:3 Stimmen für die Verbannung des Verkehrs, 7:4 Stimmen für die Reduzierung der Stellflächen. Torben Hamme (CDU) stimmte aus Befangenheitsgründen allerdings nicht mit ab.

Auch interessant

Kommentare