Die drei Fahrer hatten nach Informationen unserer Redaktion nicht die Firma Linamar, aber Gesenkschmieden im Köbbinghauser Industriegebiet und in Himmelmert mit Stahl aus Russland versorgt.
Hinzu kamen laut Brinker Probleme mit der fehlenden Fracht für den Weg zurück nach Russland und die Treibstoffbeschaffung, denn die russischen Tankkarten funktionieren zumeist in Westeuropa nicht mehr.
Brinker habe dem Fahrer die Versorgung mit Lebensmitteln angeboten, was dieser zunächst abgelehnt habe. „Aber er hat mir gesagt, dass er seit einer Woche nicht mehr habe duschen können.“ Daraufhin setzte sich der Plettenberger mit dem Linamar-Wachdienst in Verbindung. Der zuständige Betriebsleiter habe den russischen Fahrern dann die Möglichkeit verschafft, die firmeneigenen Dusch- und Sanitärräume zu nutzen. Und später habe es auch noch von anderen Bürgern Lebensmittelspenden gegeben.
Die Nutzung der Sanitärräume bestätigte auch Geschäftsleiter Matthias Praus „Die Fahrer können ja nichts dazu, was gerade in der Ukraine passiert. Es sind alles nur Menschen“, betonte Praus. Die Firma Linamar selbst pflege keine Handelsbeziehungen nach Russland. Er habe sich beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) über mögliche Verbote für Lkw-Fahrer erkundigt. Direkte Sanktionen gebe es derzeit wohl nicht, doch die Sanktionen im Zahlungsverkehr würden vermutlich eine Fülle neuer Probleme nach sich ziehen.
Viele Plettenberger wurden über Christoph Brinker auf die in Plettenberg gestrandeten Lkw-Fahrer aufmerksam, da Brinker darüber in der Facebook-Gruppe „Wir sind Plettenberg, weil“ geschrieben hatte.
Die Plettenbergerin Tina Stahlschmidt traf unterdessen im Bereich der Oestertalsperre auf zwei ukrainische und einen russischen Lkw-Fahrer. Alle drei seien noch sehr jung gewesen und hätten friedlich zusammengestanden. Sie habe ihnen ein paar haltbare Lebensmittel vorbei gebracht und dabei unwissentlich zuerst den russischen Fahrer angesprochen. Stahlschmidt schrieb dazu folgendes: „Ganz ehrlich ist es einfach nur schlimm. Ein junger Mann war im Alter unseres ältesten Sohnes.“ Als sie ihm etwas gegeben habe, habe er zunächst abgelehnt und gesagt „but I’m a russian“ („aber ich bin ein Russe“). Sie habe geantwortet: „You are a human“ („Du bist ein Mensch“). Und das dürfe niemand vergessen, so Stahlschmidt, die abschließend betonte: „Ich bin gegen diesen Krieg, wie diese Männer auch, wie viele Menschen in Russland. Und wenn eines unserer Kinder irgendwo festsitzen würde, wäre ich auch dankbar, wenn sie Hilfe bekämen. Es ist allein Putins Krieg.“
Hilfestellung leisten möchte auch die Firma Linamar. Dessen kanadische Chefin Linda Hasenfratz, Tochter des ungarischstämmigen Firmengründers Frank Hasenfratz, der im Januar 2022 verstarb, hat nach den Angaben des Plettenberger Geschäftsleiters Matthias Praus eine groß angelegte Hilfsaktion gestartet.
„Wir haben in dieser Woche angefangen, innerhalb der gesamten Belegschaft Spenden zu sammeln für die Ukraine“, betonte Praus. Der dabei erreichte Geldbetrag werden von den jeweiligen Werken dann noch einmal verdoppelt. Weltweit beschäftigt das Unternehmen etwa 27 000 Angestellte an 61 Produktionsstätten. „Ich denke, da wird ein höherer Millionenbetrag zusammenkommen“, freute sich Praus über das Hilfsprojekt.
Was die Lkw-Fahrer angeht, werde er am Freitagmorgen das direkte Gespräch suchen, zumal er selbst auch russisch sprechen könne. Ziel müsse es sein, den Lkw-Fahrern zu helfen. „Da, wo wir pragmatisch etwas tun können, machen wir das gerne“, sagte Praus, der der Linamar-Belegschaft folgendes gesagt habe: „Behandelt alle Menschen die hier ankommen gleich, egal, ob sie aus Russland, Belarus oder der Ukraine kommen.“