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Feiern in der Fremde: Ukrainer beim Neujahrsfest

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Von: Hartmut Damschen

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Neujahrsfest der Ukraine-Community in Plettenberg
Beim Neujahrsfest kamen alle auf ihre Kosten – hier die Gruppe der ein- bis sechsjährigen Kinder. © Hartmut Damschen

Das Brauchtum zur Weihnacht ist in Europa nicht überall gleich. In Osteuropa bringt beispielsweise Ded Moroz, der Großvater Frost zu Neujahr die Geschenke. Nein, es ist nicht Väterchen Frost, sondern der Großvater, wie Viktoria dem Chronisten versicherte. Er wird begleitet von seiner Enkelin und Helferin Snegurotschka, einer Art Schneejungfrau und bringt die Geschenke zu den Kindern. Das passiert nicht zu Weihnachten, sondern zum Jahreswechsel.

Plettenberg – Viktoria, eine sehr gut Deutsch sprechende Ukrainerin und Betreuerin in der Community, hatte viel zu erklären, was sich an diesem Freitag vor Weihnachten in dem großen Saal im Dietrich-Bonhoeffer-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Plettenberg ereignete.

Ganz oben stand das Bedürfnis, den Kindern der aus der Ukraine geflüchteten Familien für eine kurze Zeit die Schrecken des Krieges, die Trennung von den Vätern und die Flucht mit einem vorgezogenen Neujahrsfest vergessen zu machen.

Dazu hatten sich einige Menschen der Ukraine-Community, also der ukrainischen Gemeinde oder Gemeinschaft zusammengetan, um einen fröhlichen Nachmittag zu organisieren: Gudula Mueller-Töwe als Koordinatorin der Ukraine-Hilfe beim Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg, die Betreuerin Viktoria, die Dolmetscherin der Stadt Plettenberg, Tatjana Isaak und Dr. Albrecht Brodhun von Akzente e. V. der Prange-Gruppe.

Die Evangelische Kirchengemeinde Plettenberg stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung, Kaffee und Kuchen kam aus privater Hand. Mit Valerie Potjemkin war schnell ein professioneller Darsteller des Großvater Frost gefunden, der auch seine wirkliche Enkelin als Snegurotschka mitbrachte – die prachtvollen Kostüme inbegriffen.

Eingeladen waren alle ukrainischen Flüchtlingsfamilien aus Plettenberg, Werdohl, Neuenrade, Herscheid, Attendorn, Olpe und Finnentrop, die in der Community verbunden sind. Am frühen Nachmittag trafen die Frauen mit den Kindern von ein bis sechs Jahren ein. Für die Erwachsenen eine gute Gelegenheit, sich zu sehen und auszutauschen, während die Kinder von Ded Moroz und seiner Enkelin zu Spiel, Spaß und Tanz eingeladen waren. Prinzessinnen aus Märchen, die auch bei uns bekannt sind, halfen dem Großvater Frost und Snegurotschka. Da war die Prinzessin aus „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff, eine Prinzessin aus „Tausend und eine Nacht“, die Prinzessin aus „Rapunzel“ der Gebrüder Grimm und eine japanische Prinzessin.

Eine Hexe darf nicht fehlen

Natürlich durfte auch eine Hexe, genannt Baba Jaha, nicht fehlen. Die versuchte zuerst, als böse Hexe nur Unfrieden zu stiften. Doch als ihr angedroht wurde, dass sie nicht mehr mitmachen durfte, besann sie sich eines Besseren. Von da an lief alles schiedlich-friedlich ab. Klar, dass sie dann auch noch Unsinn machte – aber das war purer Spaß. Märchenhaft war auch ihr Handy: Überdimensional, aus Holz, mit Antenne und mit einem unübersehbaren Herstellersymbol aus einem angebissenen Baumobst versehen. Mit wem sie wohl immer telefonierte?

Ukraine-Community feiert Neujahrsfest in Plettenberg
In einer großen Polonaise ging es durch den Saal im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. © Hartmut Damschen

Für die Kinder waren Verkleidungen angesagt. So sah man Ninja-Turtles, Spiderman, Prinzessinnen oder auch nur Masken oder Diademe.

Spaß hatten auch die Kinder von sieben bis zwölf Jahren, die sich ab 15.30 Uhr austoben konnten. Kein Wunder, dass es besonders Baba Jaha, der Hexe, unter ihrem dichten Kostüm recht warm wurde. Auf den Zuruf, ob sie etwas trinken wolle, kam postwendend unter dem Lachen der großen und kleinen Gäste trocken die Antwort: „Wodka“, was auch der Chronist verstand. Das Getränk war dann doch kein Wodka, was zwar Wässerchen bedeutet, aber in dem Fall Mineralwasser war.

Trotz des Spaßes werden die Sorgen bleiben. „Wie geht es den Lieben zu Hause?“ und „Wann hört der Krieg auf, dass wir wieder zurück können?“

Viktoria bedauerte es, dass zwar die Kinder im schulpflichtigen Alter auch in den Schulen integriert seien, doch für die jüngeren Kinder nicht in ausreichendem Maß Kita-Plätze zur Verfügung stehen. „Mütter, die hier Arbeit finden, können meistens ihre Kinder nicht zur Arbeit mitnehmen.“

Dr. Brodhun von Prange-Akzente deutete an, dass die Finanzierung der Deutsch-Sprachkurse und einer halben Stelle der Ukraine-Hilfe-Koordinatorin Mitte des kommenden Jahres auslaufen werden. Wird der Krieg bis dahin beendet sein?

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