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„Sehr motiviert, sehr engagiert“: Top-Azubi arbeitet in Plettenberg

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Von: Sabrina Jeide

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Der ausgezeichnete Azubi Odysseas Vlachakis mit Kampwerk-Personalleiterin Heike Rauterkus und seinem Abteilungsleiter Werkzeugbau, Alexander Klippenstein.
Der ausgezeichnete Azubi Odysseas Vlachakis mit Kampwerk-Personalleiterin Heike Rauterkus und seinem Abteilungsleiter Werkzeugbau, Alexander Klippenstein. © S. JEIDE

Um 3.30 Uhr klingelt der Wecker, vor Odysseas Vlachakis liegt eine vier Kilometer lange Wegstrecke, ehe er an der Haltestelle am Bräucken in Lüdenscheid in den Bus steigt. Das alles, damit er pünktlich zum Unterrichtsbeginn um 6.45 Uhr in der Böddinghauser Lehrwerkstatt oder um 6 Uhr zum Schichtbeginn in seinem Ausbildungsbetrieb, der Kampwerk Umformtechnik GmbH & Co. KG, sein kann. Er macht es nicht nur einen Tag lang, nicht eine Woche oder einen Monat, sondern weit über ein Jahr lang.

Plettenberg – Die Busfahrten sind nur ein Beispiel, die das besondere Engagement von Odysseas Vlachakis zeigen. Als Auszubildender zum Werkzeugmechaniker in der Plettenberger Gesenkschmiede hat es ihm nun auch eine besondere Auszeichnung eingebracht.

Beim Verbandstag des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) wurde anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Verbandes sowie des 85. Geburtstages des Vorsitzenden Horst-Werner Maier-Hunke erstmals ein Azubi-Preis vergeben, den der Kampwerk-Lehrling auf Anhieb gewann. MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce erklärte in seiner Laudatio: „Bei dem Award kam es uns nicht auf die Noten und die Prüfungsleistungen der Azubis an, sondern auf das, was für unsere Betriebe inzwischen immer wichtiger wird: auf Charakter, persönliches Engagement und soziale Kompetenzen.“

Odysseas Vlachakis bei seiner Arbeit als Werkzeugmechaniker an der CNC-Fräse beim Kampwerk.
Odysseas Vlachakis bei seiner Arbeit als Werkzeugmechaniker an der CNC-Fräse beim Kampwerk. © KAMPWERK PLETTENBERG

Großes Engagement des ausgezeichneten Azubis

Denn genau damit punktet Odysseas Vlachakis, der übrigens ganz nebenbei auch noch hervorragende Noten vorweisen kann, seit nunmehr zweieinhalb Jahren beim Kampwerk – sehr zur Begeisterung auch von Prokuristin und Personalleiterin Heike Rauterkus und dem Abteilungsleiter Werkzeugbau, Alexander Klippenstein. „Er ist sehr motiviert, sehr engagiert“, freut sich Heike Rauterkus. Ob bei Zusatzqualifikationen, Schulungen für den Kran- oder Staplerschein oder der Ausbildung zum Ersthelfer: Odysseas Vlachakis nutzt gerne alle Chancen, die ihm geboten werden.

Doch warum die Strapazen am Morgen? Lange Zeit stand dem Werkzeugmechaniker kein Auto zur Verfügung: „Aber ich wollte trotzdem pünktlich sein“, erklärt der 25-Jährige seine Motivation, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen und mit dem Bus zur Arbeit zu fahren.

Er kam vor sechs Jahren mit seiner Mutter und drei jüngeren Geschwistern aus Griechenland nach Deutschland, durchlief Integrationskurse, lernte schnell die deutsche Sprache und fand im Plettenberger Betrieb an der Herscheider Straße eine Ausbildungsstelle. Mit der Familie lebt er gemeinsam in Lüdenscheid und zu Beginn seiner Ausbildung konnte Vlachakis eben nicht auf ein Auto zurückgreifen. Und so setzte er Tag für Tag auf den öffentlichen Nahverkehr – was auch klappte (übrigens auch heute noch, wenn hin und wieder seine Mutter das Auto benötigt...). Strapazen hin oder her – für Odysseas Vlachakis war und ist es eine Selbstverständlichkeit.

Horst-Werner Maier-Hunke (rechts) gratulierte den Preisträgern beim MAV-Verbandstag.
Horst-Werner Maier-Hunke (rechts) gratulierte den Preisträgern beim MAV-Verbandstag. © GOOR-SCHOTTEN

Und der Einsatz lohnt sich: Nicht nur, dass er nach seiner Ausbildung, die er aufgrund seiner sehr guten Leistungen um ein halbes Jahr verkürzen kann, beim Kampwerk übernommen wird – auch der erste Preis beim Azubi-Wettbewerb ist eine Anerkennung seines Engagements. Die Preisverleihung fand in der zweiten Maiwoche in der Schauburg in Iserlohn statt, nach Informationen von Heike Rauterkus hatten „etliche Betriebe“ ihre Azubis für den Preis vorgeschlagen. Auch Heike Rauterkus gehörte dazu, hatte den 25-Jährigen mit dessen Zustimmung angemeldet. In einer Vorauswahl hatte sich der Arbeitgeberverband auf zehn Bewerber festgelegt, aus denen eine Jury die Top 3 wählte. Mit der Einladung zum Verbandstag war klar: Odysseas Vlachakis gehört dazu – riesengroß war schließlich der Jubel, als der junge Mann als Letzter aufgerufen und mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Dazu gab es einen Wertgutschein für das Lüdenscheider Lassermaxx – so profitieren auch gleich noch die Azubi-Kollegen mit...

Was begeistert den Top-Azubi an seiner Arbeit? „Es ist die Abwechslung“, ist der Werkzeugmechaniker immer wieder auch sehr wissbegierig, neue Dinge zu lernen.

Während Odysseas Vlachakis begeistert von seiner Arbeit erzählt, weiß die Personalleiterin aber auch, wie zäh für die heimischen Unternehmen aktuell die Bemühungen sind, neue Auszubildende zu finden. Auch das Kampwerk mit seiner 125-jährigen Firmentradition ist deshalb am kommenden Mittwoch und Donnerstag, 24. und 25. Mai, bei der Plettenberger Ausbildungsbörse vertreten, um sich zu präsentieren. Für die Kampwerk-Azubis ist es quasi ein Pflichtprogramm – „ich gehe gerne dahin“, freut sich Odysseas Vlachakis bereits auf den Kontakt mit den Schülern.

Beim Kampwerk wird großen Wert auf die Ausbildung junger Menschen gelegt – davon zeugt auch die extrem hohe Quote der Azubis: Neun Auszubildende sind in den unterschiedlichen Abteilungen mit etwa 50 Mitarbeitern tätig. Heike Rauterkus, die selbst vor über 30 Jahren ihre Ausbildung zur Industriekauffrau beim Kampwerk begann, weiß, dass sich die Suche nach Auszubildenden verändert hat: „Wir haben das Glück, dass wir immer genügend Azubis hatten, aber in diesem Jahr ist es wirklich schwierig“, sagt die Personalleiterin.

Die Gründe scheinen vielfältig, Heike Rauterkus betont in diesem Zusammenhang, dass man immer versuche, den Schülern eine Chance zu geben, selbst wenn die Noten nicht perfekt erscheinen. Beim betriebseigenen Eignungstest bedürfe es gewisser Mindeststandards, weil sonst die schulische Ausbildung nicht zu schaffen sei. Indes: Die Mindeststandards haben sich im Laufe der Jahre immer weiter nach unten verschoben. „Mathe ist das A und O“, appelliert Heike Rauterkus an die zukünftigen Lehrlinge.

Doch wenn Personalleiterin und Abteilungsleiter stolz neben dem Leuchtturm-Azubi sitzen, dann weiß man beim Kampwerk, dass man bei der Ausbildung vieles richtig macht, sich der Einsatz lohnt. Auch wenn Heike Rauterkus betont: „Es kostet uns auch sehr viel Engagement“.

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