Nach Asbest-Fund: Abriss der Vier-Täler-Schule

Viel ist mittlerweile nicht mehr übrig von der ehemaligen Vier-Täler-Schule in Holthausen. Unnachgiebig arbeiten sich auf der Baustelle jetzt die Bagger voran.
Plettenberg – „Wir machen Tabula rasa“, sagt Klaus Meissner, Bauleiter vom Anröchter Abrissunternehmen Linkamp, das von der Stadt Plettenberg mit dem Abbruch der ehemaligen Förderschule beauftragt worden war. Auch wenn für den Betrachter erst seit wenigen Wochen ein klarer Fortschritt zu erkennen ist: Das Unternehmen ist bereits seit über einem halben Jahr vor Ort, denn zunächst mussten unter großem Aufwand und hohen Sicherheitsauflagen die asbesthaltigen Bestandteile ausgebaut werden.
Schließung 2020
Dazu ein kleiner Rückblick: Vor knapp drei Jahren sollte die Vier-Täler-Schule ursprünglich noch zu einer Kindertagesstätte umgebaut werden. Bei einer Überprüfung hatten sich an dem Gebäude aber zahlreiche Mängel ergeben, dazu entdeckte ein Gutachter für Gebäudeschadstoffe asbesthaltige Bauprodukte in Form von Brandschutzplatten und Fassadenelementen. Die Bezirksregierung Arnsberg verfügte die sofortige Schließung des Gebäudes zum 30. Juni 2020.
Was folgte, war eine komplette Neuplanung des Bauvorhabens, das nun den Neubau der Grundschule Holthausen und im Anschluss die Herrichtung der jetzigen Grundschule zur Kindertagesstätte vorsieht.
Die letzten Monate standen dabei zunächst ganz im Zeichen des Abbruchs: Der Ausbau der asbesthaltigen Bestandteile konnte nach Auskunft des städtischen Bauamtsleiters Sebastian Jülich allerdings ausschließlich „händisch erfolgen“. Schutzanzüge, Schleusen, Unterdruck in den zu bearbeitenden Räumen, luftdicht verschlossene Materialien: Die Schadstoffe rauszuholen war mühsam, immer wieder seien Luftproben zur Kontrolle entnommen worden, berichtet Bauleiter Klaus Meissner. Bis etwa 1980 übrigens wurde Asbest, das als besonders brandhemmend galt, aber eben auch eine erhöhte Krebsgefahr birgt, in Gebäuden verbaut.
Abbruch bis Mitte Juni
Jetzt geht es Auf der Lied Schlag auf Schlag weiter, sind Fenster und Türen, Deckenelemente, Fassaden und Wände bereits größtenteils abgetragen – in der letzten Woche wurde ein 30-Meter-Kran eingesetzt, um Betonfertigteile herauszulösen, die die nebenstehende Turnhalle nicht beschädigen durften.
„Ostern standen die noch nicht hier“, weiß Sebastian Jülich, dass die großen Bagger erst seit kurzem über die Baustelle rollen und jetzt auch ganz sichtbar nicht mehr viel von dem Gebäude übrig lassen. Einzig einige Wände, die aufgrund der topografischen Gegebenheiten für den Neubau erhalten werden, bleiben stehen.

Bis Mitte Juni sollen die Abbrucharbeiten komplett abgeschlossen sein, aufwendig ist dabei auch die exakte Trennung des Bauschutts. Asbest, Mineralwolle, Styropor, Holz, Beton, Fenster, Gläser, Aluminium oder Stahl: Alles muss streng sortiert und zu den entsprechenden Deponien gebracht werden. Auch das Dach brachte Herausforderungen: Kieselsteine, die sich auf dem – noch dazu teerhaltigen – Bitumen befanden, mussten zur Entsorgung in eine Verbrennungsanlage nach Köln gebracht werden. Keine Frage: Der Aufwand ist enorm.
Da jetzt aber das Ende der Abbrucharbeiten in Sicht ist, laufe parallel die Ausschreibung für den Neubau der Grundschule an, berichtet Sebastian Jülich. Hier wollte man gemeinsam mit Architekt Michael Koch aus Meinerzhagen nicht zu früh in das Verfahren starten – aus Sorge in der aktuell schwierigen Branchensituation möglicherweise von Handwerks-Betrieben versetzt zu werden, hätte der Zeitplan nicht eingehalten werden können.

Doch jetzt könne es mit den Ausschreibungen weitergehen. „Der Baubeginn ist auf jeden Fall noch in diesem Jahr“, betont Sebastian Jülich. Mit Erdbau-, Stahlbau- und Rohbauarbeiten gehe es dann los – Dach, Abdichtung und auch erste Elektrikarbeiten folgen. Während zu Beginn des Neubaus etwa fünf bis zehn Gewerke benötigt werden, ist bis zur Fertigstellung der Grundschule die Koordination von etwa 30 Gewerken notwendig. Bei der Stadtverwaltung hofft man dann auf eine Eröffnung der Grundschule im Jahr 2025 – das sei aber noch mit einigen „Unwägbarkeiten“ verbunden.
6,7 Millionen Euro soll der Neubau kosten – eine Teuerung gebe es zwar bereits bei der Haustechnik, die aber an anderer Stelle kompensiert werden soll. Interessant dürfte es für die Verwaltung allerdings werden, wenn die exakten Angebote vorliegen.
Der Abbruch war in ersten Schätzungen mit 750 000 Euro kalkuliert. Hier haben sich laut Sebastian Jülich einige Mehrleistungen – gerade bei der Entsorgung – ergeben. Eine genaue Summe erhalte die Stadt nach der Abrechnung: Viele Stoffe werden in der Entsorgung nach Wiegekarte, also ihrer tatsächlichen Menge, abgerechnet.