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Sperrung ohne wirkliche Not? Nächstes Nadelöhr an der B236

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Von: Georg Dickopf

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Der mit einem Steinschlagzaun und Netzen gesicherte Hang oberhalb der B236 zwischen Plettenberg und Werdohl wird derzeit von Geologen untersucht, was eine halbseitige Straßensperrung erforderlich macht.
Der mit einem Steinschlagzaun und Netzen gesicherte Hang oberhalb der B236 zwischen Plettenberg und Werdohl wird derzeit von Geologen untersucht, was eine halbseitige Straßensperrung erforderlich macht. © Wiechwoski

Seit Wochenbeginn staut sich der Verkehr auf der ohnehin schon vielbefahrenen B 236, weil dort hinter einem Steinschlagzaun geologische Untersuchungen vorgenommen werden, die am Wochenende allerdings ruhen. Die Baustellenampel läuft aber auch am Wochenende weiter bis zum 3. Februar.

Plettenberg/Werdohl – In Altena gibt es seit der Sperrung der Brücke für den Schwerlastverkehr Verkehrsprobleme auf der B 236, die nach der Autobahnsperrung die wichtigste Verkehrsader im Lennetal ist. Da passt es ins Bild, dass jetzt auch die B 236 zwischen Plettenberg und Werdohl für knapp zwei Wochen halbseitig gesperrt werden muss. Am Montagvormittag war von der Teilsperrung allerdings zunächst nichts zu sehen.

Wir wollten von Julia Ollertz, Sprecherin der Straßen.NRW Niederlassung Südwestfalen in Netphen, wissen, warum die geologische Untersuchung des Steilhanges nicht parallel zu den Forst- und Fällarbeiten im November und Dezember letzten Jahres erfolgen konnte.

„Der Hang musste zunächst freigeschnitten werden, damit dort die geologischen Untersuchungen möglich sind“, erläuterte Ollertz und fügte hinzu, dass es manchmal schwierig sei, solche Maßnahmen zeitlich zu koordinieren.

Konkret werden bei den aktuellen Untersuchungen die bereits vorhandenen Hangsicherungsbauwerke geologisch überprüft. „Die Ergebnisse werden dann zeigen, ob eine neue Hangsicherung oder anderweitige Arbeiten dort notwendig sind“, sagte Ollertz, die darauf verwies, dass die Zäune schon ein gewisses Alter hätten.

Warum die Bundesstraße trotz der vorhandenen Hangsicherung für Untersuchungen halbseitig gesperrt werden muss, begründete die Straßen.NRW-Sprecherin mit den Arbeitsschutzvorgaben. „Da haben wir keinen Spielraum.“ Grundsätzlich sei man aber immer bemüht, die Verkehrsbelastung so gering wie möglich zu halten.

Der Plan zeigt, wo die Untersuchungen im Bereich der vorhandenen Fangschutzzäune stattfinden.
Der Plan zeigt, wo die Untersuchungen im Bereich der vorhandenen Fangschutzzäune stattfinden. © STRASSEN.NRW

Stellung bezog Ollertz auch zu der Frage, ob die B 236 am Wochenende, wenn die geologischen Untersuchungen ruhen, freigegeben werden könne.

Das sei ein Wunschdenken, aber nicht vorgesehen. Die B 236 werde durchgehend bis zum 3. Februar halbseitig gesperrt. Schließlich könne es sein, dass die Gutachter am Freitag im Hang aktiv seien und sich am nächsten Tag größere Steine lösen. „Und wenn dann etwas passiert, weil die Baustelle nicht abgesichert wurde, stehen wir in der Pflicht“, erklärte Ollertz das Vorgehen von Straßen.NRW, bei dem „die Sicherheit an erster Stelle steht“.

Auch zur Frage, ob die in Zukunft anstehenden Hangsicherungsmaßnahmen an der B 236 parallel zu den möglicherweise anstehenden Bauarbeiten am seit langem geplanten Radweg am Lenneufer stattfinden könnte, äußerte sich Ollertz.

Das seien zwei gänzlich verschiedene Vorgänge und unterschiedliche Baufirmen, was die Abstimmung erschwere. Grundsätzlich gebe es bei Straßen.NRW aber eine Baustellenkoordination, um die Verkehrsbelastung möglichst gering zu halten.

Kommentar: Schlechtes Zeitmanagement

Gefühlt ist das ganze Sauerland nach der A45-Dauersperrung im Staumodus. Dabei erscheinen manche Baustellen ein Stück weit überflüssig. Grundsätzlich ist es ja schön und richtig, dass Fangschutzzäune regelmäßig untersucht werden, aber dass für die Untersuchung eines bestehenden Zaunsystems auf einer Länge von rund 1000 Metern fast zwei Wochen lang die B 236 halbseitig gesperrt werden muss, ist wieder ein Beispiel für überbordende Bürokratie, bei der die angespannte Verkehrslage im Lennetal offenbar überhaupt keine Rolle spielt.

Die geologischen Untersuchungen finden in einem Bereich statt, der durch teuere Fangschutzzäune bereits geschützt ist. Loses Gestein kann also nicht einfach auf die Bundesstraße rollen. Trotzdem werden Baustellenampeln aufgebaut, die auch dann phasenweise rotes Licht zeigen, wenn besagtes Gutachterteam das freie Wochenende genießt. Oder wie am Montag und Dienstagvormittag noch gar nicht mit der Arbeit begonnen hat, obwohl die Straße schon lange halbseitig gesperrt wurde.

Noch dazu hätten eben jene Gutachter bei einer Planung im Sinne des Verkehrsflusses auch schon tätig werden können, als das beauftragte Forstunternehmen Ende letzten Jahres Bäume und Sträucher aus dem Hang entfernte – bei halbseitiger Straßensperrung.

Nun erfolgen die Untersuchungen in einer Zeit, in der der Schwerlastverkehr in Altena ausgesperrt wird.

Manch ein Verkehrsteilnehmer würde sich wünschen, dass die heimischen Brückenbauwerke genauso gut gewartet worden wären wie die Fangzäune. Stattdessen werden Brückensperrungen ausgesprochen, ohne die notwendigen Umleitungsschilder parat zu haben.

Und die Reparatur von demolierten Ampelmasten am Lennekreuz und in Eiringhausen lässt bereits seit über einem Jahr auf sich warten.

Dabei sind es die Sauerländer leid zu warten und würden sich einen Pragmatismus wie beim Bau der Morandi-Brücke in Genua wünschen. Dort veränderte die italienische Regierung kurzerhand die Spielregeln, denn nur drei Monate nach der Tragödie wurde das sogenannte Genua-Dekret vom Senat verabschiedet, um den Wiederaufbau der Infrastruktur der Hafenstadt zu erleichtern.

Es versetzte die Region in den Ausnahmezustand und erlaubte es, Gesetze zu umgehen, die den Neubau hinauszögern würden.

Davon sind wir im Sauerland weit entfernt und schauen stattdessen neidisch auf die in Rekordzeit fertiggestellte Brücke in Genua und das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Und quälen uns in der drittstärksten Wirtschaftsregion des Landes über überlastete Bundesstraßen mit Baustellenampeln, die eigentlich keiner braucht.

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