Das etwas andere Büro: Coworking im Herzen der Stadt

Es ist (wieder) eines der schönsten Häuser im Innenstadtbereich, es hat einen kleinen Turm, steht im Schatten der Christuskirche und bietet im Obergeschoss Räume für ein zukunftsweisendes Bürokonzept. Coworking Mind Desk nennt sich das Projekt, hinter dem die beiden Hausbesitzer Goran Linke und Justin Busch stehen.
Plettenberg – Beide begannen im Sommer 2021 mit der aufwändigen Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes und richteten dort die Räume für ein Ingenieurbüro für Elektro- und Gebäudetechnik ein, das Platz für ein Dutzend Mitarbeiter bietet.
Übrig blieb das einst als Wohnung der früheren Hausbesitzer genutzte Obergeschoss. Und dort findet sich jetzt besagtes Mind Desk – ein Büro, das man tage- oder monatsweise anmieten kann. Wie so etwas funktioniert, testete ST-Teamleiter Georg Dickopf im Selbstversuch.

Warm wird man bei der Ankunft schnell mit den übrigen Büronutzern und körperlich warm ist einem zudem, wenn man alle 127 Stufen bis in das Dachgeschoss erklommen hat. Dafür entschädigt dort ein traumhafter Blick auf die Fußgängerzone, den Vier-Täler-Brunnen und Teile des Maiplatzes sowie auf den Bereich rund um die Christuskirche.
„Wie möchtest Du Deinen Kaffee“, fragt mich Silke Heseler, die die Werbeagentur Twinners betreibt und mit der ich mich – wenn ich es nicht schon vorher getan hätte – duze.
Der Umgangston ist freundlich und locker. Es gibt eine schöne Küche mit Kaffeemaschine und so geht es mit einem leckeren Cappuccino zum Test-Arbeitsplatz: Ein geräumiger Schreibtisch, auf dem ich meinen Laptop starte und mich dann ins W-Lan einwähle. Das war der komplizierte Teil. Es erfolgt via Headset eine Teams-Redaktionskonferenz mit den Kollegen der schreibenden Zunft. Nachdem geklärt ist, wer welchen Aufmacher schreibt und welche Themen in der nächsten Ausgabe landen sollen, geht es an die eigentliche Arbeit.
Weil es ein weitgehend offenes Büro mit Trennwänden ist, bekommt man zwar teilweise auch Gespräche der übrigen Büronutzer mit, doch man kann sich auch in einen separaten Raum zurückziehen.
Kulinarisch abgerundet wird mein Tag in dem Büro durch einen leckeren Kuchen, den Twinners-Praktikantin Frieda Geck an ihrem letzten Arbeitstag mitbrachte.
Im hinteren Büroraum sitzt Dirk Kieslich, Plettenberger und einer der Köpfe des erfolgreichen Startups My Green Top. Gerade bereitet er einen Messeauftritt in München vor, wo das Startup aus Plettenberg auf Einladung des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks e. V. auf dem Stand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz die Schrägdachbegrünung vorstellt.
Der Erfinder nennt mir die Gründe, warum er so gerne über den Dächern Plettenbergs arbeitet: „Ich wohne in Himmelmert. Selbst das Festnetz funktioniert dort nicht immer – vom Internet ganz zu schweigen.“ Noch dazu kann sich der Vater von drei Kindern im Mind Desk wesentlich besser auf die Arbeit konzentrieren.
„Das ist hier eine schöne Arbeitsumgebung. Man kann Kunden einladen und sich in einen separaten Konferenzraum zurückziehen“, sagt Kieslich, während er sich einen Kaffee holt und auf dem Küchentisch ein Modell der neuesten Innovation zeigt. „Wir haben jetzt als Ergänzung zu unseren begrünbaren Dachpfannen auch passenden Kunststoffpfannen in verschiedenen Farben und Formen entwickelt, mit denen dann auch der Rest des Daches gedeckt werden kann.“

Nebenan arbeitet Silke Heseler gerade an einem neuen Werbekonzept für einen Kunden. „Man kann hier flexibel arbeiten und bei Bedarf auch noch einen Desk dazubuchen. Hier haben wir einen Drucker und eine komplette Küche und man kann sich voll auf die Arbeit konzentrieren. Zuhause ist die Ablenkung viel größer“, findet die Plettenbergerin, die auch die Postadresse schätzt und das gute Zusammenspiel mit den Hausbesitzern und deren Team lobt.
Auch Goran Linke und Justin Busch freuen sich, dass das Komplettangebot recht gut angenommen wird. Die Idee, Büroräume nach Bedarf anzumieten, sei für Plettenberg zwar neu gewesen, „aber es läuft ganz gut, auch wenn noch etwas Luft nach oben ist“, freut sich Goran Linke. „Noch dazu ist es ein gutes Miteinander und alle profitieren davon“, findet auch Justin Busch.
Das kann ich nach einem Testtag in dem etwas anderen Büro bestätigen. Es war eine schöne Erfahrung und es ergaben sich am Rande einige inspirierende Gespräche und Begegnungen.