Zu Fuß nach Köln: Pilger starten im Sauerland

In vier Tagen 100 Kilometer zu Fuß bis nach Köln pilgern. Dieses Ziel hat sich eine Gruppe Freunde gesetzt, die am Gründonnerstag mit viel Guter Laune und Gottes Segen in Plettenberg losmarschiert ist. Am Ostersonntag wollen sie am Kölner Dom ankommen.
Plettenberg – Die 18 Männer und Frauen – zwischen Mitte 40 und Mitte 60 – sind eine eingeschworene Truppe. „Viele kenne sich seit Ewigkeiten, teils noch aus der Jugend“, sagt Uwe Trauzettel. Am Abend vor dem Aufbruch versammelten sich alle, um gemeinsam zu klönen und das schwere Gepäck – es wird mit dem Auto transportiert – einzuladen.
Der Freundeskreis unternimmt vieles gemeinsam, von Skifahren, Wanderungen und Radtouren bis zum Besuch des Schützenfests. „Wir machen also nur Risiko-Sportarten“, witzelt Berthold Isbaner. Nun kommt die Pilgerwanderung noch hinzu.
Geboren aus einer Schnapsidee
„Entstanden ist es aus einer Schnapsidee“, berichtet Susanne Trauzettel. Kurz vor Ostern 2022 gab es ein Nachtreffen vom letzten gemeinsamen Skiurlaub. „Ich habe zu Berthold Isbaner gesagt: Wir als Katholiken leben hier in Plettenberg ja in der Diaspora. Da könnten wir doch mal zu Fuß nach Köln gehen und im Dom eine Kerze anzünden.“ Nicht nur der Angesprochene war sofort dafür.
„Wir waren zu dem Zeitpunkt ein wenig alkoholisiert und haben gesagt: Das machen wir. Dass es auch stattfindet, da haben wir nicht drüber nachgedacht“, erinnert sich Berthold Isbaner. „Dass wir es jetzt tatsächlich machen, ist mit Sicherheit etwas Besonderes“, meint er. „Vier Tage unterwegs zu sein – was das heißt, wird uns das Skelett schon sagen nach ein paar Tagen. Aber wir sind schon gut vorbereitet.“
„Schnapsideen sind manchmal die besten – so etwas macht man mit Freunden halt“, findet auch Bernd Auwermann. „Wir sind eine tolle Truppe und lieben Herausforderungen. Und das wird es für viele sein, das macht man nicht mal so eben.“
Mehr als 100 Kilometer haben die Pilger vor sich. Da nur eine Minderheit katholisch ist, spricht Uwe Trauzettel von einer „überkonfessionellen Wanderung“. Zum Startpunkt an der Rheinlandstraße kam um 7 Uhr morgens an Gründonnerstag auch Pfarrer Uwe Brühl, um die Pilger mit einem Segen auf die Reise zu schicken. Mit von der Partie: Uwe und Susanne Trauzettel, Berthold und Britta Isbaner, Bernd und Regine Auwermann, Petra und Richard Magenheimer, Peter und Ilka Trauzettel, Silvia Höhne und Dirk Brösecke, Peter Thiemann und Kerstin Schauerte, Andrea und Heinrich Beumer sowie Olli und Lucia Böhnisch.

Die erste Etappe – 27 Kilometer – führt über die Nordhelle hinunter nach Valbert und weiter zum Drolshagener Ortsteil Lüdespert. Von dort wandern die Plettenberger an Karfreitag 32 Kilometer nach Lindlar und treffen auch auf einen Teil des Jakobsweg-Netzes, dem sie dann weiter Richtung Köln folgen. Die dritte Etappe an Karsamstag führt dann über 21 Kilometer nach Overath, an Ostersonntag sollen dann die finalen 23 Kilometer bis zum Kölner Dom bewältigt werden. Auch etliche Steigungen sind zu überwinden. „Es sind circa 1500 Höhenmeter auf der ganzen Strecke“, sagt Bernd Auwermann. „700 am ersten Tag, 400 am zweiten, 300 am dritten und 100 am vierten Tag.“
Körperliche Herausforderung
Das Gepäck wird von Freunden, die einzelne Etappen aussetzen, zu den Zwischenstationen transportiert. Auf der Wanderung selbst haben die Teilnehmer nur Rucksäcke dabei. Sie seien für die Wanderung gut ausgerüstet und hätten seit Jahresbeginn gezielt für die Pilgerreise trainiert, berichtet Uwe Trauzettel. Dennoch: „Es ist eine gewisse körperliche Herausforderung.“
„Wir sind sehr motiviert und gespannt“, meint Britta Isbaner. „Es ist das erste Mal, das wir so etwas machen.“ Als jemand das Stichwort „Gruppenzwang“ einwirft, meint sie, auch das spiele eine gewisse Rolle. Jedenfalls sind die Pilger wild entschlossen, ihre Tour bis zum Ende durchzuziehen. „Und wenn wir auf allen Vieren über die Deutzer Brücke rüberkrabbeln“, meint Britta Isbaner.

Sauerländer mit großem kölschen Herzen
„Es ist in erster Linie eine Nagelprobe für unsere Gemeinschaft – es ist etwas Besonderes, sowas gemeinsam zu machen“, meint Susanne Trauzettel. „Jeder möchte für sich herausfinden: Schaffe ich das?“ Nicht zuletzt spielt für sie und ihren Mann auch die Liebe zu Köln eine Rolle: „Es hört sich komisch an für Sauerländer, aber wir haben ein großes kölsches Herz.“
Kurz vor dem Treffen, bei dem die Schnapsidee entstand, fiel ihr bei einem Kölnbesuch der Anstecker von der Domwallfahrt ins Auge. Die findet zwar eigentlich zu Dreikönige statt, doch der Anstecker war wohl eine Inspiration für ihren Plan, gibt Susanne Trauzettel zu. Daher trägt auch jeder Teilnehmer einen Domwallfahrt-Anstecker – allerdings vom Vorjahr. „Den von diesem Jahr müssen wir uns erst noch verdienen.“

Als ob Pilgern nicht schon genug wäre, wollen die Plettenberger in der Domstadt auch Singen – op Kölsch, versteht sich. „Alle haben die Order bekommen, gewissen kölsche Lieder zu lernen. Wir wollen dann auf der Deutzer Brücke ,Ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn’ singen“, erklärt Uwe Trauzettel. „Das wird mutmaßlich ein emotionaler Moment und wird sicher etwas länger dauern.“ Ob so das Ziel, gegen 13 Uhr am Dom zu sein, eingehalten werden kann, ist er sich nicht sicher. „Wenn es sich ergibt, besuchen wir einen Ostergottesdienst, sonst gehen wir so in den Dom, wo jeder einzelne in sich gehen kann.“
Nach einer letzten Übernachtung in Köln und einem kleinen Frühschoppen am Ostermontag lässt sich die Gruppe dann von Taxi Göhausen abholen und zurück nach Plettenberg kutschieren. Dort können sich dann alle nach den Strapazen der Pilgerwanderung erholen.