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War es wieder ein Wolf? Damwild nahe Reiterhof gerissen

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Von: Georg Dickopf

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Nur 300 Meter oberhalb des Bremcker Reiterhofes wird in Plettenberg Damwild gerissen. War es ein Wolf?

Plettenberg – Nicht nur in der Ebbegemeinde war der ehrenamtlich tätige Wolfsberater Heiko Cordt zuletzt unterwegs. Auch in Plettenberg hatte der Experte gut zu tun, denn hier gab es gleich drei Vorkommnisse, die auf einen Wolf hindeuten könnten.

Friedrich-Wilhelm Schulz- Wiemann, der mit seiner Familie das Reitergestüt Langenhof in der Bremcke betreibt, wurde am 10. Februar auf einen Wildriss hingewiesen. Rund 800 Meter oberhalb seines Hofes fand ein Wanderer ein Stück Damwild, von dem in kürzester Zeit nicht viel mehr als das Rückgrat und ein paar Knochen übrig blieben. „So ein Alttier hat knapp 60 Kilo, aber davon war nicht mehr viel da“, sagt der Plettenberger. Der Jäger informierte den zuständigen Wolfsberater Heiko Cordt aus Iserlohn, der an den Überresten DNA-Proben entnahm.

Revierjäger Andreas Kurras an der letzten Fundstelle eines möglichen Wolfsrisses direkt oberhalb von Bremcke (im Hintergrund).
Revierjäger Andreas Kurras an der letzten Fundstelle eines möglichen Wolfsrisses direkt oberhalb von Bremcke (im Hintergrund). © Dickopf

War es wieder ein Wolf? Damwild nahe Reiterhof gerissen

Am 4. April machte dann eine Reiterin nur gut 300 Meter oberhalb der Wohnbebauung eine weitere Entdeckung: Auch hier lag ein Stück Damwild, das allerdings noch größere Fraßspuren aufwies, bei dem das entsprechende Raubtier aber möglicherweise gestört worden war. Auch hier rückte Heiko Cordt aus, nahm DNA-Proben und konnte auch den bei Wölfen und großen Hunden typischen Kehlbiss dokumentieren, bei dem die Reißzähne vier Zentimeter Abstand aufweisen.

Auch Andreas Kurras, Revierjäger und Vorsitzender des Damwildringes Herscheider Mühle, war vor Ort und zeigte im Nachgang den Fundort, von dem man auf das Dorf Bremcke blicken kann. Der Plettenberger glaubt, dass es ein Wolf war, auch wenn der endgültige Beweis erst nach Auswertung der DNA-Proben im Senckenberg-Institut geliefert wird, da es am 5. April, einen Tag nach dem letzten Riss, weitere deutliche Hinweise gegeben habe. An diesem Tag habe eine Wildkamera im Bereich Frehlinghausen ausgelöst. Die Kamera zeigt ein Tier, das einem großen Hund oder Wolf ähnelt. Redet man mit Wolfsberater Heiko Cordt, dann spricht er bei besagtem Bild von einem „großen Caniden“. Das könne ein Schäferhund, „aber auch ein Wolf sein“, so Cordt, der aber in allen drei Fällen keine Einschätzung abgeben will.

Zeigt diese Wildkamera einen Wolf?
Zeigt diese Wildkamera einen Wolf? © Revier 5

„Ich bin sozusagen die Spusi“

„Ich bin sozusagen die Spusi, die Polizeistation ist beim Lanuv in Recklinghausen und der Kommissar beim Senckenberg-Institut.“ Ermittelt werde die Art des Tieres nach Auswertung der Bilddaten vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung. Die DNA-Proben würden laut Cordt „innerhalb von sechs bis acht Wochen“ im Senckenberg-Institut ausgewertet. Erst dann werde er informiert, ob es sich in den genannten Fällen um einen Wolf gehandelt habe.

Nach dem Wolfsnachweis im Bereich der Versetalsperre gebe es zwar eine gewisse Wahrscheinlichkeit für ein Wolfsvorkommen im Raum Plettenberg, aber endgültige Gewissheit habe man erst nach dem Vorliegen der Untersuchungsergebnisse.

Bestätigen konnte Cordt den typischen Kehlbiss beim Stück Damwild, das oberhalb des Dorfes Bremcke gefunden wurde. „Ein Luchs scheidet ebenso aus wie kleinere Hunde.“ Ein großer Schäferhund habe aber ein ähnliches Gebiss.

Dieser Riss zeigt den bei Wölfen typischen Kehlbiss.
Dieser Riss zeigt den bei Wölfen typischen Kehlbiss. © Dickopf, Georg

Falls sich bei einem Großteil der Wildtierrisse in Herscheid und Plettenberg ein Wolf als Verursacher nachweisen lässt, dann könnte auch die heimische Region bald zum Wolfsgebiet werden. Laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz wird „ein Wolfsgebiet bei einer festen Ansiedlung von Wölfen ausgewiesen, das heißt wenn ein Wolf über die Dauer von einem halben Jahr mehrfach in einem Gebiet nachgewiesen werden kann. Die Ausweisung eines Wolfsgebietes ist insbesondere für die Nutztierhaltung von großer Bedeutung, da das Land Nordrhein-Westfalen in Wolfsgebieten Investitionen in vorbeugende Herdenschutzmaßnahmen fördert.

Für Pferdehof-Besitzer Friedrich-Wilhelm Schulz-Wiemann ist das nur ein schwacher Trost, denn in Ostdeutschland wurden bereits 22 Rinder und Pferde bei Wolfsangriffen getötet. Sorgen bereite ihm auch, wenn ein Pferd vor einem angreifenden Wolf panisch flüchte und möglicherweise dadurch auch noch Dritte gefährdet würden.

Angela Gräb (li.) mit Hund Loki und Ruth Schulz-Wiemann mit Aura gehen nicht mehr gern in den Wald.
Angela Gräb (li.) mit Hund Loki und Ruth Schulz-Wiemann mit Aura gehen nicht mehr gern in den Wald. © Dickopf

Deutlich ruhiger sei es in jedem Fall in den Wäldern geworden. Reiter mit Hunden, die nicht aufs Wort gehorchen, würden den Wald neuerdings meiden und auch seine Frau gehe mit dem Hund meist nicht mehr allein Gassi und meide das besagte Gebiet oberhalb des Reiterhofes.

Dass die Gesetzgebung sich beim streng geschützen Wolf mitunter auch ändern kann, zeigt ein Gerichtsfall in Potsdam (Az. 82 Das 82/20). Dort war ein Jäger aus den Niederlanden angeklagt, weil er einen Wolf erschossen hatte, der bei einer Jagd sechs Jagdhunde angriff. Der Jäger, der zunächst einen Warnschuss abgegeben hatte, weigerte sich, die ihm ursprünglich aufgebrummte Geldstrafe zu zahlen. Im besagten Fall wurde der Jäger, der laut Richter in Notstand gehandelt habe, freigesprochen.

Hunde bei Angriff schützen

Ein Urteil, das Revierjäger Andreas Kurras begrüßt. Da es zukünftig ohnehin schwieriger werde, Hunde bei einer Drückjagd in Wolfsgebieten einzusetzen, könne man die Jagdhunde bei einem Angriff zumindest schützen. Ähnliches müsse dann auch gelten, wenn ein Landwirt Zeuge werde, wie ein Wolf ein Kalb reiße.

Dass der Wolf mit Vorliebe Nutztiere erlege, sei nachvollziehbar, weil dies deutlich einfacher sei. Beim Damwild habe er zuletzt eine deutliche Rudelbildung ausgemacht, mit der sich die Tiere vor dem Angreifer schützen würden.

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